#08 Wie funktioniert Factoring in der Praxis? (mit Boris und Alexander Müller von der Friedrich Erodierservice GmbH)

Liquiditätsmanagement ist ein Thema, das wirklich alle Unternehmen betrifft, denn wer sein Unternehmen erfolgreich führen will, muss die Liquidität im Auge behalten. In der aktuellen Podcast-Folge schildern die Brüder Boris und Alexander Müller vom Unternehmen Friedrich Erodierservice GmbH aus Großostheim im Gespräch mit Kevin Busch, welche Erfahrungen sie mit Factoring gemacht haben und welche Tipps sie anderen Unternehmerinnen und Unternehmern mit auf den Weg geben würden.

Boris Müller ist Geschäftsführer des Unternehmens und ist für die technische Seite des Betriebs verantwortlich, sein Bruder Alexander kümmert sich um das Administrative. Es ist also ein echter Familienbetrieb, der schon in der zweiten Generation besteht.

Das Hauptgeschäftsfeld des Unternehmens ist, wie der Name schon sagt, das Erodieren. Dies bedeutet – ganz einfach ausgedrückt – dass mit Draht Metall geschnitten wird. Hierbei arbeiten das Unternehmen so präzise, dass man sich im µ -Bereich bewegt – also 0,001 Millimeter genau. Die Hauptkunden kommen aus der Automobilindustrie, Forschung und Medizin, wo Präzision eine besonders wichtige Rolle spielt.

Der Weg zum Factoring

In der Corona-Pandemie ist die Auftragslage etwas abgeflacht und das Unternehmen hatten bei seinen Kunden offene Rechnungen im Wert von rund 40.000 Euro. Da viele Kosten, wie etwa für das Personal, weiterliefen wurde der Kontostand immer kleiner. Da vielen Kunden in einer ähnlichen Situation waren, wurden auch Zahlungsziele immer weiter ausgereizt. Die Brüder haben daher mit ihrem Bankberater gesprochen, der sie mit einem Unternehmensberater zusammenbrachte. Dieser wiederum legte der Firma Friedrich Erodierservice das Thema Factoring nahe und empfahl hierfür die Crefo Factoring GmbH. Alexander und Boris Müller ließen sich dort den Ablauf erklären und entschieden sich dafür. „Wir hatten direkt am nächsten Tag die 40.000 Euro auf dem Konto und von da an ging es wieder bergauf, weil wir keine offenen Posten mehr hatten. Wir schreiben eine Rechnung und erhalten sofort unser Geld“, so Alexander Müller.

„Beim Thema Factoring waren wir und vor allem auch mein Vater anfangs sehr skeptisch, weil er sich Sorgen machte, was unsere Kunden denken“, erinnert sich Boris Müller. Den Brüdern war ein persönlicher Ansprechpartner und der freundliche Umgang sehr wichtig, was sie bei dem Factoringunternehmen ihrer Wahl auch so vorfanden. Wert legten die beiden auch darauf, dass es auch gegenüber den Kunden nicht nur ein „1 oder 0“ gibt, sondern dass das Factoringunternehmen bei Problemfällen Rücksprache hält. Auf diese Weise bleibt die Möglichkeit auch selbst noch einmal mit dem Kunden zu sprechen. „Wir hatten immer schon einen guten und engen Kundenkontakt und arbeiten mit einigen schon seit 20 Jahren zusammen und diese Beziehungen sind uns sehr viel wert“, so Boris Müller

Wie funktioniert Faktoring genau?

Alexander Müllerbeschreibt den Vorgang beim Factoring wie folgt: Zunächst wird ein Kunde beim Factoringunternehmen angelegt. Dann wird die Kreditwürdigkeit des Kunden überprüft. Falls sie in Ordnung ist, wird dieser Kunde angenommen. Stellt die Friedrich Erodierservice GmbH dann eine Rechnung an den Kunden, dann geht diese an das Factoringunternehmen. Dieses kauft dann die Rechnung auf und die Friedrich Erodierservice GmbH erhält 90 % des Rechnungsbetrages direkt am nächsten Tag aufs Konto. Der Restbetrag der Rechnung wird – abzüglich Gebühren - ausgezahlt, nachdem der Kunde die Rechnung beglichen hat.

Die Höhe der Gebühren hängen vom Gesamtrechnungsvolumen des Unternehmens ab. Dann sind die Gebühren aber für alle Rechnungen gleich hoch. Im Falle der Friedrich Erodierservice GmbH liegen sie bei 1,14 %. Hinzu kommt 1 Euro pro Rechnung.

Was passiert, wenn ein Kunde als nicht kreditwürdig abgelehnt wird?

Es kommt zwar selten vor, aber es kann natürlich passieren, dass ein Kunde nach Prüfung der Kreditwürdigkeit abgelehnt wird. Dieser Umstand verbietet es dem Unternehmen natürlich nicht, mit diesem Kunden Geschäfte zu machen. Man handele in einem solchen Fall jedoch auf eigenes Risiko, erläutert Alexander Müller. Das Factoringunternehmen übernimmt zudem nur Rechnung an Unternehmen. Privatkunden gehen immer auf eigenes Risiko.

Für wen ist Factoring geeignet?

Aus Sicht von Alexander Müller lohnt sich Factoring für fast jedes Unternehmen mit Firmenkunden. Vor allem wenn die einzelnen Rechnungsbeträge der Unternehmen recht hoch sind und ein Forderungsausfall das Unternehmen in Schwierigkeiten bringen kann.

Dass man bei einem Forderungsausfall als Unternehmen mit Factoring ganz entspannt bleiben kann, erlebt die Friedrich Erodierservice GmbH gerade hautnah. Sie sind aktuell von einem solchen Fall betroffen. Es geht hier um eine Insolvenz bei der eine Rechnung in Höhe von 15.000 Euro nicht beglichen werden konnte.

Ein guter Rat zum Schluss

Auf die Frage von Kevin Busch, welchen Rat Boris und Alexander Müller auf Basis ihrer bisherigen Erfahrungen anderen Unternehmen geben würden, antwortet Boris Müller, man solle die Kosten nicht überschätzen. Klar, höre sich Factoring im ersten Moment teuer an aber man spare auch immens viel Zeit. Außerdem verschaffe es einem sehr viel Spielraum, direkt nach Rechnungsstellung das Geld aufs Konto zu bekommen. „Wir hatten früher teilweise 100 % unserer Monatsrechnungen offen und hinkten quasi einen Monat hinterher. Das zog Probleme bei Kreditanfragen bei der Bank nach sich und wir mussten ständig den Kunden hinterhertelefonieren“, so Boris Müller. „Man schläft so einfach ruhiger und das ist meiner Meinung nach das Geld zehnmal wert“ zieht Boris Müller sein Fazit.

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