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Wirtschaftsdynamik in der Region Bonn/Rhein-Sieg 2024

Mehr Unternehmensausfälle

Die neunte Auflage der Creditreform-Studie „Wirtschaftsdynamik in der Region Bonn/Rhein-Sieg“ zeigt gegenläufige Tendenzen: Einer-seits nahm das Ausfallrisiko deutlich zu. Andererseits stiegen die durchschnittliche Eigenkapitalquote und die durchschnittliche Ge-samtkapitalrendite. Der Anteil an Neugründungen reduzierte sich wiederum, allerdings zeigten sich neu gegründete Unternehmen in der Region weiterhin resilient – nur knapp drei Prozent fielen 2023 aus. Beim wichtigen Thema Nachhaltigkeit ist noch viel Luft nach oben.

 

Bonn, 30. August 2024. In der Stadt Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis ist der Anteil der jährlich ausfallenden Unternehmen, ebenso wie in Deutschland insgesamt, von 2022 auf 2023 sprunghaft angestiegen. In Bonn/Rhein-Sieg stieg die Ausfallquote – der Anteil der Unternehmen, die ihren Zahlungsverpflichtungen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit nicht nachkommen können – von 1,12 auf 1,47 Prozent, bundesweit von 1,17 auf 1,49 Prozent. In der Region erreichte sie damit den höchsten Wert seit 2017. Mehrere Jahre in Folge war die Quote kontinuierlich gesunken, seit 2020 steigt sie wieder – zunächst moderat, nun deutlich. „Die vielen Krisen der vergangenen Jahre hinterlassen ihre Spuren“, kommentiert Jörg Rossen, geschäftsführender Gesellschafter Creditreform Bonn Trier Rossen Eberhard GmbH & Co. KG. Gemeinsam mit der Creditreform Rating AG (Neuss) legte Creditreform Bonn Trier nun bereits zum neunten Mal die Studie „Wirtschaftsdynamik in der Region Bonn/Rhein-Sieg“ vor. Die Untersuchung bietet eine umfassende Bestandsaufnahme der Wirtschaftsregion, die den hiesigen Standort anhand von Kriterien wie dem Zahlungsverhalten der Firmen, deren Eigenkapitalausstattung und deren Ertragskraft unter die Lupe nimmt und sich auch dem Wachstum, dem Gründungsgeschehen und dem Thema Nachhaltigkeit widmet. Zudem spiegeln die Daten erstmals in größerem Umfang auch die Entwicklung der Wirtschaft während der Corona-Pandemie und in den ersten Monaten des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine wider. Das Bild ist allerdings noch unvollständig, denn für einige relevante Kenngrößen standen bei Redaktionsschluss noch keine kleinräumigen Daten für 2022 zur Verfügung.

Weitere Ergebnisse der Untersuchung, die aufhorchen lassen und zu einem insgesamt widersprüchlichen Bild beitragen: Bei der durchschnittlichen Eigenkapitalquote und der durchschnittlichen Gesamtkapitalrendite legten die Unternehmen in Bonn und Rhein-Sieg zu. Das Gründungsgeschehen wiederum zeigt sich, wie schon in den vergangenen Jahren, vergleichsweise schwach: Der Anteil der Neugründungen am gesamten Unternehmensbesatz sank zwischen 2022 und 2023 auf 1,6 Prozent, den niedrigsten Wert der vergangenen Jahre. „Insgesamt liegt Bonn/Rhein-Sieg bei vielen wichtigen Kennzahlen nur im Mittelfeld, oft auch im unteren Drittel“, konstatiert Rossen. So falle beispielsweise das langjährige BIP-Wachstum zwischen 2012 und 2021 in nahezu allen 14 anderen wichtigen Städten und Regionen, welche die Studie unter die Lupe nimmt, höher aus als in Bonn/Rhein-Sieg mit durchschnittlich lediglich 1,9 Prozent. Auch in Sachen Nachhaltigkeit ist laut Rossen in Bonn/Rhein-Sieg „noch viel Luft nach oben“. Der überwiegende Anteil der hiesigen Unternehmen erzielt lediglich einen ESG-Score (Bewertung der Anstrengungen in Sachen Environment/Umwelt, Social sowie Governance/Unternehmensführung) zwischen C1 und C2, was als durchschnittliche Performance gilt.

Die wichtigsten Ergebnisse im Einzelnen:

Kleinteilige und vielseitige regionale Wirtschaft zeichnet sich durch eine starke Bedeutung der IT- und Gesundheitswirtschaft aus 
Prägend für die Wirtschaftsstruktur der Region Bonn/Rhein-Sieg ist weiterhin ihre Kleinteiligkeit und Vielseitigkeit: Weniger als ein Fünftel der Unternehmen in der Bundesstadt und im Rhein-Sieg-Kreis erzielen einen Jahresumsatz von über 500.000 Euro. Lediglich 3,6 Prozent sind Großunternehmen mit einem Jahresumsatz von fünf Millionen Euro oder mehr. Die meisten hiesigen Firmen sind alteingesessen, also seit mindestens zehn Jahren aktiv. Dagegen liegt der Anteil junger Betriebe unter dem Bundesdurchschnitt. Das Verarbeitende Gewerbe ist in Bonn/Rhein-Sieg unterrepräsentiert; der große Schwerpunkt der wirtschaftlichen Aktivität liegt im Bundesvergleich in den Bereichen Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe sowie Unternehmensdienstleister.

Deutlicher Anstieg der Ausfallquote
Um die Dynamik in einer Wirtschaftsregion beurteilen zu können, ist eine eingehende Risikoanalyse unerlässlich. Dabei wird das Ausfallrisiko betrachtet. In Bonn/Rhein-Sieg stieg der Anteil der Unternehmen, die ihren Zahlungsverpflichtungen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit nicht nachkommen können, nach mehrjährigem Rückgang zum zweiten Mal in Folge an – diesmal sprunghaft von 1,12 auf 1,49 Prozent. Auffällig ist: In allen Unternehmensgrößenklassen nahm das Ausfallrisiko zu. Zudem stiegen die Ausfallquoten in sieben von zehn Branchen. Den größten Anstieg gab es im Segment „Kunst, Unterhaltung und Erholung, Sonstige Dienstleister, …“, dicht gefolgt von „Grundstücks- und Wohnungswesen“. Sowohl in der Region als auch auf Bundesebene verbuchten im Jahr 2023 das Branchenaggregat „Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe“ sowie das Baugewerbe die höchsten Ausfallquoten.

Finanzielle Risikotragfähigkeit hat leicht zugenommen
Die durchschnittliche Eigenkapitalquote in der deutschen Gesamtwirtschaft ist leicht auf 31,8 Prozent gefallen. In Bonn/Rhein-Sieg hingegen stieg sie zum zweiten Mal in Folge leicht an und erreichte 32,2 Prozent. Damit lag die Eigenmittelausstattung der Unternehmen in der Region erstmals über dem Schnitt der deutschen Gesamtwirtschaft. Für die durchschnittliche Gesamtkapitalrendite als Messgröße für die Ertragskraft gilt das schon länger. Zwischen 2013 und 2022 nahm sie deutlich von 6,0 auf 7,4 Prozent zu und liegt damit um knapp drei Prozentpunkte über derjenigen für Gesamtdeutschland. Im Vergleich der Eigenkapitalquoten und Gesamtkapitalrenditen aller Branchen in der Region mit den Werten für Deutschland insgesamt wird deutlich: Mit den Unternehmensdienstleistungen gibt es nur eine Branche, die überdurchschnittlich profitabel und zugleich mit einem größeren Eigenkapitalpuffer ausgestattet ist.

Zahlungsverhalten: Zahlungsverzugsdauer gesunken, Anteil überfälliger Rechnungen leicht gestiegen
Seit 2016 liegt der Anteil überfälliger Rechnungen an den Gesamtrechnungen der Unternehmen in Bonn/Rhein-Sieg kontinuierlich rund zwei bis drei Prozentpunkte über dem bundesweiten Durchschnitt. Dies setzt sich 2023 fort: In der Region blieb er im Vergleich zum Vorjahr bei 19,7 Prozent, in Deutschland nahm er auf 17,0 Prozent leicht ab. Gleichzeitig nahm die durchschnittliche Zahlungsverzugsdauer leicht auf 10,2 Tage zu. Dies ist dennoch der drittniedrigste Wert der vergangenen Jahre. In vielen Vergleichsregionen ist dieser Wert höher. „Eine niedrige Zahlungsverzugsdauer ist von großer Bedeutung“, kommentiert Rossen, „denn für die Liquiditätssituation von Unternehmen ist das Zahlungsverhalten der Kunden von entscheidender Bedeutung, erst recht in Krisenzeiten. Besonders für kleine und mittlere Betriebe, die über eine eher dünne Eigenkapitaldecke verfügen, kann mangelnde Zahlungsmoral von Kunden existenzbedrohende Ausmaße annehmen.“

Wirtschaftswachstum: nur im hinteren Mittelfeld
Beim Blick auf die jüngsten Daten zum Wirtschaftswachstum auf regionaler Ebene bietet sich ein gemischtes Bild. Einerseits ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Bonn/Rhein-Sieg 2021 (neuere Zahlen lagen bei Redaktionsschluss noch nicht vor) um fünf Prozent gewachsen. Damit rangiert die Region im Städte- und Regionenvergleich im Mittelfeld. Wesentlich ungünstiger stellt sich jedoch die längerfristige Entwicklung dar: Zwischen 2012 und 2021 nahm das BIP in Bonn/Rhein-Sieg um durchschnittlich 1,9 Prozent pro Jahr zu. In nahezu allen Vergleichsregionen war das Wachstum stärker.

Geringe Gründungsdynamik, geringe Ausfallgefahr
Das Gründungsgeschehen in Bonn/Rhein-Sieg war in den vergangenen Jahren stets etwas schwächer ausgeprägt als in Gesamtdeutschland. Das trifft auch auf das Jahr 2023 zu: Der Anteil der Neugründungen am gesamten Unternehmensbesatz in Bonn/Rhein-Sieg sank zwischen 2022 und 2023 auf 1,6 Prozent, den niedrigsten Wert der vergangenen Jahre. Bundesweit waren es immerhin 1,87 Prozent. Auch der Anteil der Neugründungen in den für die Region wichtigen Branchen IT-Wirtschaft und Gesundheitswirtschaft ging von 2022 auf 2023 zurück. Immerhin: Über alle Branchen hinweg zeigten sich neu gegründete Unternehmen aus Bonn/Rhein-Sieg im Bundesvergleich ähnlich resilient. Nur knapp drei Prozent der Neugründungen fielen 2023 aus.

Nachhaltigkeit: Weiterhin viel Luft nach oben
Weltweit erfahren nachhaltigkeitsbezogene Unternehmensinformationen eine rasant steigende Aufmerksamkeit. Insbesondere innerhalb der EU steigen die Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung – sowohl von Finanzdienstleistern als auch von realwirtschaftlichen Unternehmen. Deshalb untersucht die Creditreform-Studie zur Region Bonn/Rhein-Sieg auch unternehmensbezogene Informationen aus den Bereichen Umwelt (Environment, E), Soziales (Social, S) und Unternehmensführung (Governance, G). Daraus wird der Creditreform ESG-Score ermittelt. 2023 erzielten 21 Prozent der Unternehmen in Bonn/Rhein-Sieg den guten Wert B. Der überwiegende Anteil jedoch erreichte lediglich einen ESG-Score zwischen C1 und C2; dies gilt als durchschnittliche Performance. Im Vergleich mit anderen wichtigen Regionen und Städten wird deutlich: Hiesige Unternehmen schneiden bei den beiden Einzelscores E und S relativ schwach ab. „Hier ist weiterhin viel Luft nach oben“, sagt Rossen, „lediglich bei Unternehmensführung (G) können sie gut mithalten.“

Über Creditreform:
Seit der Gründung im Jahr 1879 ist es das Ziel von Creditreform, Unternehmen vor Forderungsausfällen zu schützen, die Liquidität vernichten und den Fortbestand von Unternehmen gefährden. Dieser Maxime sind alle Lösungen und Angebote von Creditreform verpflichtet. Heute sorgen 130 Geschäftsstellen in ganz Deutschland dafür, dass die Mitglieder ihre Geschäfte mit minimalem Risiko und maximaler Effizienz abwickeln können.

Mit rund 40 Mitarbeitenden ist Creditreform Bonn Trier Partner für rund 3.000 Unternehmenskunden der Wirtschaft in Bonn, Rhein-Sieg-Kreis, Kreis Euskirchen, Erftstadt im Rhein-Erft-Kreis, Kreis Ahrweiler, Kreis Vulkaneifel, Eifelkreis Bitburg-Prüm, Kreis Trier-Saarburg, Kreis Bernkastel-Wittlich und Trier. Das Leistungsspektrum reicht von der bonitätsbasierten Auswahl und Ansprache von Neukunden über Bonitätsinformationen zu Unternehmen und Privatpersonen bis hin zu kompletten Systemplattformen für das unternehmensinterne Risikomanagement und Lösungen zum Forderungsmanagement.

Die Creditreform Rating AG ist als europäische Rating-Agentur Spezialist für die Einschätzung von Kreditrisiken und bietet Dienstleistungen für Kapital- und Kreditgeber in Form von Ratings und Risikomanagement-Lösungen. Creditreform Ratings sind ein wichtiger Baustein der Finanzkommunikation. Kapitalgeber, Finanzinstitute und Unternehmen nutzen die Outsourcing-Lösungen für Kreditprozesse und vertrauen den Analysen und den Ergebnissen der Risikomanagement-Tools der Creditreform Rating AG.

Ansprechpartner für die Medien:
Jörg Rossen
Geschäftsführender Gesellschafter
Creditreform Bonn Trier Rossen Eberhard GmbH & Co. KG
Tel. 0228 26794-56
j.rossen@bonn.creditreform.de



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