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Banken öffnen sich

Regelmäßig untersucht die Deutsche Bundesbank quartalweise die Kreditvergabe der Banken. Diese Analyse ist eingebettet in den gesamteuropäischen Kontext, ihre Zahlen für Deutschland aber sind für Kreditnehmer – sei es für die Immobilienfinanzierung, den privaten Konsum oder das Unternehmen – wichtiger. Ganz abgesehen vom individuellen Kreditersuchen gibt die Umfrage bei den Banken hierzulande einen wichtigen Hinweis, wie leicht oder wie schwer es ist, aktuell Geld zu bekommen. Alle angefragten Banken beteiligen sich, die Umfrage ist umfassend.

Richtlinien entspannter

Im zweiten Quartal 2021 lockerten die Banken zum ersten Mal seit Beginn der Corona-Krise geringfügig die Kreditrichtlinien für Unternehmen, also die Kriterien, welche die Bank für die Gewährung eines Kredites ansetzt. Aber auch die Vorgaben für die Richtlinien privater Wohnungsbaukredite und für die Vergabe von Konsumentenkrediten wurden gelockert. Auch wenn diese Nachlässe im Einzelfall unterschiedlich ausfallen, so bleibt doch festzuhalten, dass Banken das Kreditrisiko als geringer einschätzen und entsprechend eine gestiegene Risikotoleranz zeigen. Allerdings geben die Banken an, dass sie im nächsten Quartal planen, bei den Unternehmens- wie bei den Wohnungsbaukrediten eine Verschärfung des Standards vorzunehmen. Nur die Verbraucher werden keine nennenswerten Änderungen der Richtlinien hinzunehmen haben.

Mehr Zuversicht bei den Banken

Die in den Kreditverträgen tatsächlich vereinbarten Bedingungen für die Gewährung des in Rede stehenden Kredites wurden in allen drei Sektoren gelockert. Entscheidend für diese höhere Toleranz wurden beim Unternehmenskredit die Verbesserungen bei den Refinanzierungskosten angeführt und bei den Konsumentenkrediten war die verschärfte Wettbewerbssituation unter den Instituten – neben einer positiveren Einschätzung des Kreditrisikos – relevant für die Lockerungen. Insgesamt blieb die Nachfrage nach Krediten von Seiten der Unternehmen im zweiten Quartal 2021 konstant. Innerhalb dieses gleichbleibenden Nachfrageniveaus waren allerdings Veränderungen festzuhalten. So stieg die Nachfrage nach Umfinanzierungen, Umschuldungen und neuen Verhandlungen. Außerdem fragten die Betriebe nach Krediten für Anlageinvestitionen, Lagerhaltung und Betriebsmittel sowie für Fusionen, Übernahmen und Umstrukturierungen. Dabei hat die Nachfrage einen Dämpfer erhalten, weil die Unternehmen verstärkt ihre Innenfinanzierung nutzten und eben, getrieben durch die Wettbewerbssituation, zu anderen Banken bei der Nachfrage wechselten. Insgesamt hält die Bundesbank fest, dass die Ablehnungsquote bei den Krediten trotz aller Lockerungen auf einem „vergleichsweise hohen Niveau“ geblieben ist. Für den Einzelhandel oder das Gastgewerbe und für andere durch die Krise besonders betroffenen Branchen spielt die Ablehnung bei der Kreditnachfrage eine große Rolle – für die Betroffenen ist es tatsächlich schwierig, an Geld zur Finanzierung zu kommen. Wie es für einen konjunkturellen Wiederanstieg passt, wird nach Aussage der Banken in allen Kreditsegmenten ein Anstieg der Nachfrage erwartet. Angeführt wird dabei vor allem, dass die Verbraucher wieder mehr Vertrauen in den Fortgang der Wirtschaft haben, aber auch das niedrige Zinsniveau. Beides zusammen dürfte für einen Anstieg der Kreditvergabe in den nächsten Monaten verantwortlich sein.

Notleidende Kredite bestimmen nicht mehr die Vergabepolitik

Wie sich die Lage entspannt, zeigt sich auch darin, dass die Höhe der notleidenden Kredite im ersten Halbjahr 2021 keine Auswirkungen mehr auf die Kreditvergabepolitik für die Unternehmen und die privaten Haushalte hatte. Noch ein wichtiger Faktor im Zusammenhang mit der Pandemie: Die Nachfrage nach Unternehmenskrediten im Zusammenhang mit den in der Krise gewährten staatlichen Garantien ging nach Aussage der Banken deutlich zurück. Vor allem größere Unternehmen brauchten weniger Mittel zur akuten Deckung ihres Liquiditätsbedarfs. Ungebrochen ist der Boom bei den Immobilienkrediten, aber auch die Verbraucher fragen deutlich stärker nach Krediten. Dies wird wohl auch im zweiten Halbjahr bestimmend sein. Das niedrige Zinsniveau, Nachholeffekte aus der Krise und eben der Glaube an die gute Konjunktur führen die Konsumenten in den Handel und zur Finanzierung ihrer Einkäufe. Aber auch die Unternehmen werden wohl – trotz aller Innenfinanzierungskraft im Zeichen einer starken Eigenkapitaldecke – nach wie vor für die Finanzierung des Aufschwungs Kredite brauchen.

Quelle: Deutsche Bundesbank, Lending Survey für Deutschland



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