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Bonität 2021 - auf die Branchen kommt es an

Das Jahr 2021 war das zweite Krisenjahr in Folge. Die Wirtschaft stand weiterhin im Zeichen der Corona-Pandemie und des Lockdowns. Im letzten Jahr wurden auch die Folgen der Pandemie deutlicher.

Es kam zu Unterbrechungen in den internationalen Lieferketten, Ausfällen in der Produktion und schließlich zu einem deutlichen Preisauftrieb. Unbeeindruckt zeigte sich die Stabilität der Unternehmen in Deutschland. Wie im ersten Jahr der neuen Pandemie-Zeitrechnung ging die Zahl der Unternehmensinsolvenzen deutlich zurück. Nahm die Zahl der Unternehmensinsolvenzen 2020 noch um fast 15 Prozent ab, so zeigte das Minus im Jahr 2021 immer noch knapp 11 Prozent. Die Corona-Hilfen für die Unternehmen haben Schlimmeres verhindert. Von den KfW-Sondermaßnahmen, über Soforthilfen und eine ganze Reihe von Überbrückungshilfen reichte die Palette bis zu den Wirtschafts-Stabilisierungsfonds und den Bürgschaften. Trotz mancher Kritik an den bürokratischen Formalitäten und dem Problem, dass sich manche kriminellen Machenschaften im Zusammenhang mit der Vergabe ergaben, sind die Unterstützungen in zweistelliger Milliardenhöhe erfolgreich gewesen. Gegenüber dem Jahr 2012 mit über 28.000 Firmenpleiten hat sich im letzten Jahr die Zahl mit 14.300 von der Insolvenz betroffenen Unternehmen halbiert. Seit 2012 kam es tendenziell alljährlich zu einer leicht rückläufigen Zahl der Insolvenzen – eine Abnahme allerdings nur im jeweils einstelligen Prozentbereich.

Staatliche Hilfen sind angekommen

Deutet sich eine stärkere Zunahme von Zusammenbrüchen im Bereich kleiner Gewerbetreibender an? Die „sonstigen“ Insolvenzen haben einen Höchststand erreicht. In dieser Rubrik werden vor allem kleine Selbstständige, etwa im Dienstleistungs- oder Handelssektor, erfasst. 31.300 Fälle sind zu zählen – ein Plus von über 70 Prozent. Im Vorjahr hatte man sich noch mit einem Minus von 19 Prozent deutlich verbessert gezeigt. Im zweiten Jahr der Krise ist wohl manchem „kleinen“ Selbstständigen die Luft ausgegangen. Immer schon war Deutschlands Insolvenzgeschehen von eher kleineren Betrieben geprägt. Ein Blick auf die Umsatzgrößenklassen der 2021 betroffenen Firmen zeigt ein Plus gegenüber dem Vorjahr bei Mikro-Betrieben mit höchstens 100.000 Euro Jahresumsatz. Hier sind mit rund 4.200 Insolvenzen 1,4 Prozent mehr als im Vorjahr auf dem Weg zum Insolvenzgericht gewesen. Die Betroffenheit von Insolvenz nimmt mit der Unternehmensgröße ab. So sind bei einer Umsatzgröße von mehr als 50 Millionen Euro die Zahlen um 67 Prozent rückläufig.

Auch ein Blick auf die betroffenen Branchen im jüngst abgelaufenen Jahr zeigt zunächst kaum Spuren der Krise. Der gesamte Rückgang der Insolvenzen bei den Unternehmen wird von allen vier Hauptwirtschaftsbereichen mitgemacht. Der Handel, der besonders vom Lockdown betroffen war, hat mit rund 3.000 Insolvenzen eine um 7,4 Prozent günstigere Zahl als im Vorjahr (3.240 Insolvenzen) aufzuweisen. Anzumerken ist bei der Entwicklung im Handel allerdings, dass es in vielen Fällen zu stillen Liquidationen kommt – aufgrund von Zahlungsschwierigkeiten werden Händler in der Krise nicht mehr beliefert. Da bleiben dann nur noch die Schließung und der Ausverkauf. Den kräftigsten Rückgang unter Branchengesichtspunkten weist das Verarbeitende Gewerbe auf: Die Zahl der Zusammenbrüche ging um knapp 27 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück. 930 Industrie- und Handwerksbetriebe waren betroffen – 2020 waren es noch 1.270 Fälle. Etwas weniger erholt zeigt sich der Bau, bei dem die Insolvenzen um 5,4 Prozent abnahmen. Der Dienstleistungssektor, der das Insolvenzgeschehen mit einem Anteil von fast 60 Prozent dominiert, zählt einen Rückgang bei den Pleiten um 11,2 Prozent.

Auf die Bonität kommt es an

Angesichts dieser guten Entwicklung stellt sich die Frage, ob denn die Krise tatsächlich keinerlei „Schleifspuren“ in der deutschen Unternehmenslandschaft im Hinblick auf die Insolvenzen hinterlassen hat. Die Creditreform Wirtschaftsforschung hat nun einen Blick auf die Bonitätsentwicklung der Betriebe geworfen. Ausgangspunkt ist die Situation vor Corona im Jahre 2019. Der Bonitätsindex bewertet Bilanzkennzahlen, die Eigenkapitalquote und das Zahlungsverhalten. Hinzu kommen Angaben zur Umsatzentwicklung, den Mitarbeitern und der Branche. All dies zusammen wird zu einem Index verdichtet, der vergleichbar der Notenskala in den Schulen von 100 bis 600 reicht.

Dabei wird an dieser Stelle doch deutlich, wie manche Branchen betroffen sind. Den schlechtesten durchschnittlichen Bonitätsindex weist das Gastgewerbe auf. Der Bonitätsindex lag 2021 hier bei 296 Punkten und hat sich so kontinuierlich von 278 in 2019 auf 292 in 2020 verschlechtert. Das Gastgewerbe ist wohl tatsächlich am schärfsten vom Lockdown betroffen. Es folgen die Logistikbranche und der Sektor „Erbringung sonstiger wirtschaftlicher Dienstleistungen“ mit einem Index von jeweils 275. Eine schwächere Bonität als 2019 haben auch andere Sektoren des Dienstleistungsbereichs vorzuweisen: Das reicht von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (271), über Information und Kommunikation bis zu Kunst, Unterhaltung und Erholung (jeweils 266). Am wenigsten betroffen ist die Energieversorgung – sie hat seit 2019 (Index: 250) nur um einen Punkt auf 251 in 2021 zugenommen. Bereiche wie der Bergbau, das Gesundheits- und Sozialwesen und das Verarbeitende Gewerbe konnten weiterhin eine gute Bonität und damit Stabilität im Verlauf der Krise aufweisen. So hat sich der Bonitätsindex im Industriebereich minimal von 245 auf 249, im Bergbau sogar nur von 223 auf 225 und im Gesundheitswesen von 231 auf 239 verschlechtert.

Auch wenn die weiter sinkende Zahl von Unternehmensinsolvenzen zunächst optimistisch stimmen mag – die Bonität in den von der Krise betroffenen Wirtschaftsbereichen hat teilweise deutlich abgenommen. Ein letzter Blick auf die Branche, der die Betriebe angehören, zeigt dann doch, dass die rückläufigen Insolvenzzahlen alleine noch kein klares Bild von der schwierigen Lage geben.

Quelle: Creditreform Insolvenzanalyse 2021