Creditreform Magazin

Währungsrisiken - Geschäfte zum besten Kurs

Unternehmer gehen im Auslandsgeschäft teilweise hohe Risiken ein, weil sie die Grundregeln der Währungssicherung nicht beachten. Warum Preisanpassungsklauseln und Devisentermingeschäfte oft die Mittel der Wahl sein können.

Für viele kleine und mittlere Unternehmen sind Wechselkurse momentan nicht das ganz große Thema. Der Euro gewann in den vergangenen Monaten tendenziell, die Währungsschwankungen ließen nach. „Erfahrungsgemäß allerdings folgt auf eine solche Phase eine Zeit, in der sich die Kurse wieder viel stärker auf- und abbewegen“, sagt Jürgen Wechsler, Geschäftsführer der Unternehmensberatungsgesellschaft Forex Freiheit in Nürnberg. Dabei sind Prognosen über die weitere Entwicklung aufgrund der aktuellen globalen Unsicherheiten kaum mehr valide. „Kaufkraftparitäten und andere theoretische Ansätze spielen eine immer geringere Rolle. Devisenkurse reagieren heute oft auf Ad-hoc-News wie etwa Aussagen der Zentralbanken“, beobachtet Patrick Haak, Leiter im Corporate Treasury Sales der Unicredit Bank. Einzelne Aussagen reichten schon aus, um massive Verschiebungen auszulösen. Überdies lassen sich Zahlungsströme zum Beispiel aufgrund der Lieferschwierigkeiten schlechter terminieren. 

Unternehmen müssen mit diesen Unwägbarkeiten umgehen – auch wenn viele Geschäfte mit ausländischen Partnern in Euro abgewickelt werden. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden von Januar bis September des vergangenen Jahres 55,6 Prozent der deutschen Exporte in Drittstaaten in der europäischen Währung abgerechnet. Der Anteil des US-Dollars lag bei 25,6 Prozent. Danach folgten Geschäfte in Renminbi Yuan mit 5 Prozent. Ähnlich sieht es im Importgeschäft aus: 46,4 Prozent der Deals erfolgten in Euro. 45,3 Prozent in US-Dollar und 2,3 Prozent in Renminbi Yuan. Die Bedeutung der türkischen Lira ist sehr niedrig, wohl weil sie konsequent abgewertet wurde. „Unternehmen haben hier sehr hohe Währungsrisiken“, sagt Wechsler.

Währungsmanagement mit Hedging Policies

Größere Unternehmen managen Währungsrisiken in der Regel nach formulierten Hedging Policies. Sie analysieren ihre Situation und entwickeln oft gemeinsam mit den Banken Richtlinien, welche Geschäfte sie wie und mit welchen Instrumenten absichern wollen und wer dafür zuständig ist. Dabei arbeiten sie zunehmend mit digitalen Lösungen. „Unsere Software erlaubt es den Treasury-Abteilungen, ohne höheren Ressourceneinsatz einen deutlich besseren Überblick zu gewinnen“, sagt Patrick Haak. Die Unternehmen könnten sich zeigen lassen, wie sich Absicherungen auf eine Unternehmenskennzahl auswirken. „Außerdem unterstützen unsere Systeme, indem sie Unstimmigkeiten bei der hinterlegten Strategie aufzeigen.“ Die Anwender können Sicherungsgeschäfte wie Devisentermingeschäfte oder Optionsstrategien auch direkt online abschließen und Treasury-Funktionen zunehmend digitalisieren. Die Unicredit Bank bietet hierfür verschiedene Tools, die eigens auf die Bedürfnisse des deutschen Mittelstands angepasst und gemeinsam mit Kunden weiterentwickelt wurden. 

Kleinere Unternehmen haben es schwerer. „Zum einen bieten die Banken zumeist erst ab einem jährlichen Handelsvolumen von rund 100.000 Euro Beratungsleistungen an“, sagt Wechsler. Überdies verfügen einige nicht über die notwendige Kreditlinie, um ihre Währungsrisiken abzusichern. Aber jede Firma kann einige Grundregeln einhalten. „Wenn es geht, sollte man immer in der schwächeren Währung abrechnen“, erklärt Stephan Hofstetter, Partner der Gesellschaft Kloepfel Consulting in Düsseldorf, die sich auf den Einkauf spezialisiert hat. Denn wenn ein Unternehmen seine Beschaffung in der schwächeren Währung abwickelt und die Verkäufe in einer stärkeren Währung, bietet die Verwendung der schwächeren Währung als Vertragsbasis eine natürliche Absicherung gegen eine Aufwertung der anderen Währung. So sinkt das Risiko, dass Währungsschwankungen die Rentabilität des Unternehmens beeinträchtigen.

Aber: „In China und in den USA ist das in der Regel für Vormaterial aus Europa nicht möglich“, sagt Hofstetter. Deshalb sind Gleitpreisklauseln mit Quartalsanpassung wichtig, um die Aufwertung der Lokalwährung gegenüber dem Euro zu kompensieren. Innerhalb des Euroraums spielt das vor allem zwischen dem Schweizer Franken und dem Euro eine Rolle. Schweizer Kunden schließen ihre Einkäufe in Euro ab, um sich gegenüber der Aufwertung des Franken zu schützen und um eine periodische Nachverhandlung zu vermeiden. Je nach Beschaffungsfeld wird pro Quartal geprüft und angepasst, wobei in der Regel mit Durchschnittswerten plus/minus einem Schwankungsbereich von etwa fünf Prozent gerechnet wird, bevor tatsächlich eine Anpassung des Gleitpreises erfolgt.

So funktioniert natürliches Hedging

Darüber hinaus können Unternehmen natürliches Hedging, also eine natürliche Absicherung zwischen Einnahmen und Ausgaben in der Fremdwährung nutzen. Ein Betrieb mit hohen Produktverkäufen in einer Währung sollte auch entsprechende Einkäufe in dieser Währung generieren.  Die EBM-Papst-Gruppe macht das. Das mittelständische Unternehmen exportiert weltweit. Der Hersteller hat sich auf Lüfter und Ventilatoren spezialisiert und gilt global als Technologieführer. Entsprechend ist das Thema Währungsrisiken von hoher Relevanz. Hans-Peter Fuchs, CFO der Gruppe, versucht, zur Risikominimierung zum Beispiel beim US-Dollar die Ein- und Ausgänge möglichst in gleicher Höhe zu halten: „So betreiben wir eine Art natürliches Hedging“, sagt Fuchs. Für den Experten ist das eine gute Lösung, die er langfristig beibehält. Schließlich könnten sich Auf- und Abwertungen kurzfristig wieder ändern. Daher vermeidet er es auch, aufgrund von zwischenzeitlichen Währungsschwankungen die Fakturierungswährung zu ändern. „Wir arbeiten mit langfristigen Verträgen. Währungs-Hopping, um an Wechselkursen zu verdienen, ist aus Risikogründen überhaupt keine Handlungsoption“, sagt Fuchs. Ganz ohne Termingeschäfte und Optionen kommt EBM-Papst aber auch nicht aus. In Kooperation mit den Banken sichert der Finanzchef Kursschwankungen für die verbliebenen Risiken aus den zugrundeliegenden Geschäften bewusst ab.

Devisentermingeschäfte garantieren einen festen Umtauschkurs zu einem bestimmten Stichtag in der Zukunft, etwa zur Abdeckung der Zahlungspläne bei Kauf einer Maschine oder bei regelmäßigen Beschaffungsthemen. Die Laufzeit kann bis zu fünf Jahre betragen. Der Terminkurs hängt von der Zinsdifferenz zwischen der Fremdwährung und dem Euro ab. Devisengeschäfte können alternativ als Optionsgeschäft laufen. Der Unternehmer sichert sich ein Wahlrecht, ob und wann er seine Währung umtauscht. „Das kostet aber eine relativ hohe Prämie. Eine ausgewogene Mischung aus Devisentermin- und Devisenoptionsgeschäften kann hier jedoch ein interessantes Risikobegrenzungs- und gleichzeitig Chancenerhaltungsprofil ergeben“, sagt Wechsler. Bei Währungsswaps tauschen zwei Vertragspartner Zins- und andere Verpflichtungen in fremden Währungen gegen ihre eigene. Damit sind die Absicherungsinstrumente weitgehend erschöpft.

Stephan Hofstetter von Kloepfel Consulting gibt Unternehmern noch eine weitere Regel an die Hand: Niemals auf steigende oder fallende Währungsparitäten spekulieren. Das Risiko ist auf der Zeitachse zu streuen. Größere Positionen sollten über das natürliche Hedging hinaus mit Termingeschäften abgesichert sein.

Häufige Fehler vermeiden

Stephan Hofstetter von Kloepfel Consulting kennt die Probleme der Unternehmen aus der Praxis. Er nennt die häufigsten Fehler und erklärt, wie sie sich vermeiden lassen.

Mangelnde Diversifizierung
Unternehmen setzen geografisch auf nur wenige Lieferanten oder Quellen, was sie anfällig für Währungsschwankungen macht. Eine breitere und auch lokale Lieferantenbasis kann das Risiko streuen und abmildern.

Fehlende Flexibilität in Verträgen
Verträge werden ohne ausreichende Flexibilität bei Währungsschwankungen abgeschlossen. Das kann zu finanziellen Verlusten führen, wenn die Preise nicht an veränderte Wechselkurse angepasst werden können.

Fehlende Überwachung der Märkte
Unternehmen vernachlässigen die fortlaufende Überwachung der Währungsmärkte und erkennen nicht rechtzeitig genug mögliche Risiken oder Chancen, um angemessen darauf zu reagieren.

Überbewertung vergangener Trends
Unternehmen stützen ihre Entscheidungen auf vergangene Währungstrends, ohne die aktuellen Marktbedingungen und makroökonomischen Entwicklungen angemessen zu berücksichtigen.

Quelle: Magazin "Creditreform"
Text: Eva Neuthinger
Bildnachweis: dem10 / iStock / GettyImages