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Es geht ums Überleben

Wir leben in einer Zeit der Prognosen – das betrifft nicht nur und in erster Linie die Menschen, die durch das Virus erkranken, sondern auch die Wirtschaft als Ganzes. Werden Deutschlands Unternehmen das Corona-Virus überleben? Im Zeichen des Lockdown stehen die Räder still, Produktionen werden eingestellt, Umsätze bleiben an der Nulllinie und der Verkauf ist ausgesetzt. Wie lange halten wir das durch? Und welche Schäden müssen wir hinnehmen?

Zu viele Unwägbarkeiten machen es nahezu unmöglich, eine Zahl für die zu erwartenden Unternehmensinsolvenzen zu nennen. Möglich aber ist es festzuhalten, wie die Unternehmen in die Krise gehen. Zu klären ist, welche Vorerkrankungen bestehen und wie gesund die Betriebe waren, als die Krise begann. Dabei ist klarzustellen: Jedes Unternehmen ist individuell einzuordnen, wenn es um die Beurteilung seiner Stabilität und Zahlungsfähigkeit geht. Dafür steht Creditreform mit fundierter Auskunft und einer Bonitätsbewertung, die verhindert, dass sich Insolvenzen wie fallende Dominosteine durch die Unternehmenslandschaft fortsetzen. Bei der folgenden Darstellung geht es um die Solidität ganzer Branchen, um statistische Angaben, die ein wertvolles Bild für die Gefährdungslage dieser Wirtschaftsbereiche geben.

Es geht an die Substanz

Wissenschaft und Praxis haben den Status quo ante erarbeitet – auf der Basis von Berechnungen des Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim und der Creditreform Wirtschaftsforschung aus Neuss. Grundlage der Untersuchung ist das Mannheimer Unternehmenspanel, das auf den Datenbanken von Creditreform basiert.

Dabei starten nicht alle Unternehmen mit guten Voraussetzungen in die schwere Zeit. Der Fokus lag bei der Untersuchung auf Unternehmen, die älter als drei Jahre waren. Tatsächlich ist die „Kindersterblichkeit“ hoch, wie ein Blick auf die Insolvenzen nach Lebensalter der Betroffenen zeigt. Insgesamt ist es etwa jeder zehnte Betrieb (älter als drei Jahre) akut gefährdet. Gefährdet bedeutet, dass die Bonität beim Index höher als 300 liegt.

Was wird aus den Wirten?

Große Unterschiede ergeben sich in der Betroffenheit der Branchen und durch die Größe der Unternehmen (bestimmt durch die Mitarbeiterzahl). Keine entscheidende Rolle spielt die Größe allerdings im Bereich der Gastronomie. Sie standen schon vor dem Lockdown, der sie jetzt so stark trifft, an der negativen Spitze, wenn es um Bonität geht. Bei den kleineren Betriebe sind 16 Prozent mit nur schwacher Bonität ausgestattet, aber auch die Betriebe mit mehr als fünfzig Beschäftigten sind noch mit zwölf Prozent dabei. Einen großen Anteil bonitätsschwacher größerer Unternehmen weisen auch der Sektor „Beherbergung“, die Dienstleistungen mit Sport und Freizeit, der Automobilbau sowie die „sonstigen Persönlichen Dienstleister“ auf. Dagegen stehen sogar Einzelhändler oder (große) Autohändler noch gut da, wie die folgende Aufstellung deutlich macht:


Größe zählt

Liegt der durchschnittliche Anteil in dieser Größenklasse bei fünf Prozent, so sind die Werte bei den Unternehmen mit weniger als fünfzig Beschäftigten deutlich schlechter. Hier liegt der Durchschnitt branchenübergreifend bei zwölf Prozent. Festzuhalten ist: Es gibt sehr viel mehr kleine Betriebe als große – nur 1,5 Prozent der untersuchten Unternehmen beschäftigen mehr als fünfzig Personen. Das Potential für steigende Insolvenzen ist hier also höher. Bei den „Kleineren“ sind es Gastronomie, Automobilbau, Chemie/Pharmazie und das Baugewerbe etwa, die mit angespannten Bonitätsbewertungen in die Krise gehen.


Den Schwachen helfen

Die Bundesregierung ist bemüht, durch eine Vielzahl von Maßnahmen die kritische Phase, die durch den Stillstand des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens für die Unternehmen entsteht, durch eine Vielzahl von Sofortmaßnahmen zu überbrücken. Über den Sinn und die Effizienz einzelner Hilfen mag zu streiten sein – insgesamt ist diese Unterstützung aber unabdingbar. Erst in einiger Zeit werden Aussagen möglich sein, ob auch der Anteil der schwachen Unternehmen, wie er hier aufgezeigt wird, dadurch überleben kann. Creditreform beobachtet die Entwicklung aktuell und wird regelmäßig den Fortgang berichten.