Lebensalter verändert Überschuldungssituation

Das Statistische Bundesamt hat aktuell eine Untersuchung vorgelegt, die sich mit der Situation überschuldeter Menschen in Deutschland beschäftigt.

Die Analyse beruht auf den Angaben von 559 Schuldnerberatungsstellen in Deutschland – das ist rund ein Drittel aller Schuldnerberatungen. Dabei haben sich 136.000 Personen bei Schuldnerberatungen eingefunden, die bereit waren ihre Daten zur Auswertung bereitzustellen.

Schulden: Warum und wo?

Für gut jede vierte Person der unter 25-Jährigen, die im Jahr 2018 eine Schuldnerberatungsstelle aufsuchten, war der Hauptauslöser der Überschuldungssituation eine unwirtschaftliche Haushaltsführung. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, gaben hingegen fast 30 Prozent der älteren Personen (ab 65 Jahren), die sich 2018 in einer Schuldnerberatung befanden, eine Erkrankung, Sucht oder Unfall bzw. Trennung, Scheidung oder Tod des Partners oder der Partnerin als Hauptauslöser der Überschuldung an.

Knapp zwei Drittel (64,9 Prozent) der unter 25-Jährigen, die im Jahr 2018 eine Schuldnerberatungsstelle aufsuchten, wiesen offene Verbindlichkeiten bei Telekommunikationsunternehmen auf. Die durchschnittliche Schuldenhöhe der jüngeren Generation bei Telekommunikationsanbietern betrug 1.573 Euro. Dies entsprach gut einem Sechstel der gesamten durchschnittlichen Schuldenhöhe von 8.849 Euro. Diesem Schuldenbetrag stand den unter 25-Jährigen zu Beratungsbeginn ein durchschnittliches Nettoeinkommen von 777 Euro pro Person gegenüber. Unter der Annahme, dass alle Einkünfte ausschließlich zur Schuldentilgung eingesetzt werden, bräuchten junge Menschen etwas mehr als zwei Monate um Telefonanbieter auszuzahlen oder knapp ein Jahr zur Begleichung ihrer gesamten Schulden. 

Ein Schuldenberg türmt sich im Alter auf

Die deutliche Mehrheit der Schuldnerinnen und Schuldner im Alter von 65 Jahren und älter war im Jahr 2018 dagegen bei Kreditinstituten verschuldet (62,9 Prozent). Schulden bei Telekommunikationsunternehmen hatten lediglich ein Viertel (25,3 %) der älteren Generation. Die Restschuld bei Kreditinstituten lag mit 22.989 Euro im Mittel ebenfalls bedeutend höher. Zum einen sind Bankkredite in der Regel mit höheren Schulden verbunden als Telekommunikationsverträge, zum anderen geht ein höheres Alter automatisch mit einer längeren Wirtschaftsaktivität einher. Dementsprechend lag für diese Altersgruppe das durchschnittliche Schuldenvolumen mit 43.740 Euro um fast das Fünffache höher als das von Schuldnern unter 25 Jahren. Mit einem monatlichen Durchschnittseinkommen von 1.051 Euro pro Person bräuchten ältere Menschen in etwa dreieinhalb Jahre bis zur gänzlichen Schuldenbefreiung. Für die alleinige Tilgung von Kreditschulden wären rund 22 Monate vonnöten.

Quelle: Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes vom Mai 2019