Ein branchenbezogener ESG-Score, die Prognose von Ausfallwahrscheinlichkeiten und die EZB-Anerkennung stehen im Fokus der Creditreform Rating.
Bereichsbericht:
Creditreform Rating
Neue Lösungen für Unternehmen und die Finanzbranche
Vor allem zwei Themen beschäftigten die Kunden der Creditreform Rating AG im Berichtsjahr: Wo stehen wir beim Thema Nachhaltigkeit und wie entwickeln sich nach dem Wegfall der Corona-Hilfen die Ausfallwahrscheinlichkeiten? Die Ratingexperten lieferten Orientierung.
Der Druck, nachhaltiger zu agieren, verstärkte sich 2021/22 auch für Mittelständler. Jedoch waren nach wie vor lediglich größere, kapitalmarktorientierte Unternehmen per Gesetz verpflichtet, Auskunft zu den ESG-Faktoren (Environment, Social und Governance) zu geben, sich zur Achtung der Menschenrechte zu bekennen, Strategien mit dem Ziel der Klimaneutralität zu entwickeln und zu beschreiben, was sie zur Bekämpfung von Korruption und Bestechung unternehmen.
Creditreform Rating arbeitete im Berichtsjahr intensiv daran, einen branchenbezogenen ESG-Score zu entwickeln. Die Experten haben hierfür in einem ersten Schritt einen Score entwickelt, der europaweit auf sämtliche Unternehmen angewendet werden kann. Der Score basiert auf öffentlich zugänglichen Daten aus internationalen Quellen wie der OECD, der Weltbank oder Eurostat, auf Informationen aus Nachhaltigkeitsberichten großer Unternehmen sowie auf selbst recherchierten Fakten aus der Creditreform-Datenbank. Ziel ist es, Schritt für Schritt einen Marktstandard zu erarbeiten – mit Creditreform als Hub für Nachhaltigkeitsinformationen.
Die Creditreform Rating AG ist eine der führenden europäischen Ratingagenturen. Gegründet im Jahr 2000 als Teil der weltweit tätigen Creditreform Gruppe, einem der größten Anbieter von Wirtschaftsinformationen in Europa, sind wir spezialisiert auf die Einschätzung von Kreditrisiken und bieten Investoren und Kreditgebern ein umfangreiches Spektrum an Rating-Services und Risikomanagement-Lösungen.
Bewertung aktueller Geschäftsrisiken
Auch im zweiten Jahr nach Ausbruch der Pandemie blieb die zunächst erwartete Insolvenzwelle aus. Mehr noch: Die Ausfallraten gingen noch weiter zurück. Dies führte zu großer Verunsicherung in der Wirtschaft, insbesondere, weil die staatlichen Hilfsmaßnahmen Schritt für Schritt ausliefen.
Um Kunden Orientierungshilfe bei der Beurteilung des Risikogeschehens zu geben, bildete der Verband der Vereine Creditreform e. V. (VVC) unter Federführung von Creditreform Rating eine Arbeitsgruppe zur Entwicklung eines belastbaren Prognosemodells für die Ermittlung der Ausfallwahrscheinlichkeit. Dabei griffen die Experten neben Konjunkturdaten aus externen Quellen auf Creditreform-interne Informationen zurück. Das Prognosemodell wird kontinuierlich optimiert und erhält ein halbjährliches Update. Die nächste Aktualisierung erfolgt zur Jahresmitte 2022. Dann sollen auch die möglichen Folgen des Krieges in der Ukraine einbezogen sein. Parallel werden die Ergebnisse einer Evaluierung unterzogen, um hieraus den Marktnutzen weiter zu konkretisieren.
Gemessen am Umsatz verzeichnete Creditreform Rating im Berichtsjahr ein zweistelliges Wachstum. Um die Erwartung der Kunden an eine möglichst smarte Bearbeitung und Analyse von Daten zu erfüllen, entwickelten die Ratingexperten eine interaktive und dynamische Anwendung. Nutzer können nun über PC, Tablet oder Smartphone auf Analyseergebnisse zurückgreifen und sich, auch sortiert etwa nach Regionen oder Branchen, Ausfallwahrscheinlichkeiten anzeigen lassen.
Auf dem Weg zur EZB-Akkreditierung
Um ihre Position insbesondere gegenüber den drei marktbeherrschenden amerikanischen Ratingagenturen Standard & Poor’s, Moody’s und Fitch zu verbessern, strebte Creditreform Rating die Anerkennung der EZB an. Denn viele Ratings werden beauftragt, damit die Anleihen entweder in die Kaufprogramme der Zentralbank aufgenommen oder von ihr als Sicherheit für Finanzierungsgeschäfte akzeptiert werden. Dabei gelten nur solche Papiere als notenbankfähig, die über ein Rating von zwei akkreditierten Agenturen verfügen.
Im Berichtsjahr nahm Creditreform Rating eine erste, quantitative Hürde auf dem Weg zur Akkreditierung durch die EZB. Die Gesellschaft wies über die geforderten drei Jahre nach, dass sie für zwei Drittel der Länder des Euroraums ein Länderrating erstellt sowie mindestens drei von vier Vermögenskategorien bewertet hat - also für:
- Unternehmensanleihen,
- ungedeckte Bankschuldverschreibungen,
- gedeckte Schuldverschreibungen
- sowie Asset-Backed Securities.
Im Fall eines positiven Bescheids der EZB wird Creditreform Rating weitere qualitative Kriterien erfüllen müssen, um die Akkreditierung zu erhalten.
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