Mit Nachhaltigkeit punkten

Ein ESG-Rating ist nur eine Sache für große Unternehmen, denen der Gesetzgeber strenge Auflagen macht? Falsch! Eine Berliner Druckerei zeigt, dass es im Geschäftsalltag auch für Mittelständler von Vorteil sein kann, sich in Sachen Nachhaltigkeit von unabhängigen Dritten prüfen zu lassen.

Gott grüß die Kunst!“, sagt Sven Regen zur Begrüßung. Die vier Worte sind der traditionelle Gruß der Buchdrucker, Schriftsetzer und Lithografen. Ähnlich dem „Glück auf!“, das sich Bergleute gerne zurufen. Regen, Jahrgang 1974, beschäftigt sich bereits den Großteil seines Berufslebens mit der „Schwarzen Kunst“ – so wurde früher häufig das Hantieren mit Druckfarbe bezeichnet. Seit 2004 ist er geschäftsführender Gesellschafter der Piereg Druckcenter Berlin GmbH. In dieser Zeit hat sich die ehemalige Hausdruckerei der Supermarktkette Otto Reichelt zu einem eigenständigen hochmodernen Spezialisten für Printprodukte aller Art entwickelt. „Unser Kundenstamm ist breit gefächert“, sagt Regen. „Banken, Museen, Theater, Konsumgüterhersteller, Energieversorger und auch der Deutsche Bundestag zählen zu unseren Auftraggebern.“

Piereg hat erlebt, wie die deutsche Druckbranche im Zuge der Digitalisierung und infolge von Billigkon­kurrenz immer stärker in die Bredouille geraten ist. „Seit mindestens zehn Jahren herrscht in der grafischen Industrie Krise. Von einst etwa 20.000 Druckbetrieben in Deutschland sind weniger als 3.000 geblieben“, rechnet Betriebsleiter Sebastian Preißler vor. Und der Schrumpfungsprozess ist möglicherweise noch nicht zu Ende. „Das Druckereisterben geht weiter“, befürchtet Regen.
 

Mehrwert muss sein

In dieser Gemengelage ist es für ein Unternehmen wichtig, seinen Kunden abseits marktgerechter Preise einen Mehrwert zu bieten. Ein Alleinstellungsmerkmal, mit dem sich der Betrieb von Mitbewerbern qualitativ abhebt. Denn: Gut drucken können viele. Piereg hat vor ein paar Jahren ein Leitbild für sich entwickelt, eine Philosophie, die verdeutlichen soll, was dem Mittelständler und seinen etwa 60 Mitarbeitenden wichtig ist. Eine Säule in diesem Konzept lautet „Umwelt“. Damit meinen die Berliner mehr als nur eine Photovoltaikanlage, Dachbegrünung und LED-Beleuchtung in den Produktionshallen. Dazu gehören für sie auch die fachgerechte Entsorgung von Chemikalien und Reststoffen sowie die Beschaffung bedarfsgerechter Mengen und die Nutzung von Elektroautos.

Darüber hinaus fordern Auftraggeber und Banken die Einhaltung bestimmter Kriterien. „Wer diese nicht transparent aufzeigen kann, riskiert, als Geschäftspartner links liegen gelassen zu werden“, erläutert Benjamin Mohr, Mitglied der Geschäftsleitung bei der Creditreform Rating AG. Selbst die Vorlage eines Nachhaltigkeitsberichts sei vielen Unternehmen nicht genug. „Auch dann fordern viele Geschäftspartner eine Bewertung der Nachhaltigkeit. Hier hilft das ESG-Rating von Creditreform“, so Mohr. „Es liefert eine umfassende qualitative und quantitative Analyse mit einem fundierten und objektiven Ratingbericht und ermöglicht die Interpretation und Einschätzung von Informationen zur Nachhaltigkeit eines Unternehmens.“
 

In die Zukunft investieren

Piereg hat mit der Zeit gemerkt, dass es nicht reicht, so nachhaltig und verantwortungsbewusst zu handeln, „dass wir in den Spiegel schauen können“, wie es Preißler formuliert. Um Transparenz zu schaffen und Dritten zu zeigen, wie zukunftsfähig die Druckerei ist, musste sich das Unternehmen anerkannten Audits stellen. Inzwischen können Regen und Preißler eine Vielzahl renommierter Zertifikate vorweisen. Seit dem vergangenen Jahr zählt dazu auch der Blaue Engel, das älteste Umweltzeichen der Bundesregierung. Mit dem ESG-Rating von Creditreform fügen die Berliner ihrer „Sammlung“ nun eine anerkannte Nachhaltigkeitsbewertung hinzu. Die erforderlichen Informationen stellte Piereg in kurzer Zeit zusammen. „Die Daten waren bei uns rasch abrufbar. Allenfalls die Bezeichnungen für einzelne Sachverhalte unterschieden sich gelegentlich“, sagt Preißler. Auch ein Interview des Managements zur Erläuterung der Daten, ist Voraussetzung für das ESG-Rating. Der Bericht wird im Nachgang auf Basis der Unternehmensinformationen und des Gesprächs erstellt.

Betriebsinhaber Regen betrachtet die Auditierungen und insbesondere das ESG-Rating von Creditreform als eine Investition in die Zukunft. „Noch ist es leider so, dass in vielen Ausschreibungen zwar abgefragt wird, wie nachhaltig ein Bewerber agiert. Entscheidend für die Vergabe ist am Ende aber vor allem der Preis“, klagt er. Doch allmählich setze ein Umdenken ein. Auftraggeber aus dem sozialen Bereich oder der Berliner Zoo etwa achteten bei der Auftragsvergabe darauf, wie nachhaltig ihre Geschäftspartner aufgestellt sind. „Auf diesem Feld können wir punkten. Nur so werden wir am Markt bestehen können. Preisschlachten können wir uns nicht leisten“, erklärt Preißler.

Creditreform-Manager Mohr bestärkt Piereg in ihrem Handeln. „Wir verzeichnen eine stark steigende Nachfrage nach ESG-Ratings. Das zeigt, dass diese Bewertungen für Unternehmen eine immer größere Rolle spielen – sei es um die Anforderungen von Geschäftspartnern zu erfüllen oder um sich strategisch weiterzuentwickeln.“Auch Banken und Investoren berücksichtigten bei der Vergabe von Krediten und Leasingverträgen immer häufiger auch ESG-Kriterien. „Nachhaltigkeit ist nicht nur Pflicht, sondern kann auch handfeste finanzielle Vorteile bieten, zum Beispiel durch Kosteneinsparungen im Umweltbereich“, betont Mohr. „In diesem Zusammenhang gehört Nachhaltigkeit immer auch zu einer erfolgreichen Unternehmenssteuerung.“     


Quelle: Magazin "Creditreform"
Text: Stefan Weber
Bildnachweis: Piereg Druckcenter Berlin GmbH



Creditreform in Mecklenburg-Vorpommern