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Insolvenz von Thomas Cook nur die Spitze des Eisbergs?

Der zweitgrößte Reiseveranstalter im deutschsprachigen Raum, Thomas Cook, musste Insolvenz beantragen.

Mit einem Marktanteil von fast 10 Prozent und einem Umsatz von 4 Milliarden Euro war das Unternehmen in die Knie gegangen und hatte hunderttausende verreiste Urlauber verunsichert. Briten und Deutsche hatten schnell Hilfestellung geleistet, Rückholaktionen liefen an. Der Zusammenbruch erfolgte nicht aus dem Nichts: Das Unternehmen ist schon lange überschuldet und auf der Suche nach Geldgebern. Im Mai wies Thomas Cook einen Nettoverlust von rund 1,7 Milliarden Euro aus. Hintergrund der schlechten Geschäftsentwicklung ist aber nicht – wie vielfach behauptet – der Brexit. Es waren vielmehr die teuren Zukäufe die das Unternehmen sich geleistet hatte – vor allem aber ein Umbruch, der die gesamte Tourismusindustrie betrifft. Die klassische Pauschalreise steht auf dem Prüfstand. Die Veranstalter sind auf der Suche nach neuen Wegen, um die veränderten Erwartungen und Anforderungen ihrer Kunden weiterhin bedienen zu können. Wer jetzt nicht solide aufgestellt ist, kann leicht ins Abseits geraten.

Bis zum Jahresende mehr Pleiten international?

Der internationale Kreditversicherer Atradius befürchtet einen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen im Gesamtjahr 2019 um 2 Prozent. Auch wenn zur Jahresmitte eine gewisse Konsolidierung der Weltwirtschaft erkennbar war und die FED die Zügel bei den Zinsen wieder etwas lockerer lässt, bleiben angesichts der vielen überschuldeten Unternehmen die Aussichten bei Unternehmensinsolvenzen verhalten. In Westeuropa geht Atradius sogar von einem überdurchschnittlichen Plus bei den Pleiten von 3 Prozent aus. Angeführt wird das Geschehen von Italien – im Zuge des Rückgangs der Wirtschaftsleistung befürchtet man für die Halbinsel sogar ein Plus von etwa 6 Prozent. Während Deutschland und Österreich bis zum Jahresultimo laut Atradius einen Zuwachs von 2 Prozent hinzunehmen haben, sind es in Frankreich wohl 3 Prozent. Der Blick über Europa hinaus richtet sich zunächst auf die Türkei. Hier ist von einem Zugang bei den Firmeninsolvenzen von etwa 10 Prozent auszugehen. Die schwierige Wirtschaftssituation wird auch durch eine Reihe staatlicher Maßnahmen nicht grundlegend zum Positiven verändert.

Alle Blicke richten sich auf Großbritannien – die Prognosen, wie der Brexit geschultert werden wird, lauten sehr unterschiedlich. Die Kreditversicherer gehen von einem Anstieg der Firmenpleiten um 7 Prozent aus – alleine die Unsicherheiten über die endgültige Form eines Austritts der Briten sorgen für eine schwierige Situation unter den Unternehmen. In den USA und Kanada werden nur leichte Anstiege bei den Firmenaufgaben hinzunehmen sein – und für den Asien-Pazifikraum sieht es ähnlich positiv aus. In China wie in Japan wird es nach Ansicht der Kreditversicherung nur Anstiege von 1 bis 2 Prozent geben. Diese Länder werden sich bis zum Jahresende weiter stabil halten.

Banken sehen sich Ausfällen gegenüber

Eine Schlüsselrolle bei der weiteren Entwicklung der Insolvenzen in Europa werden die Banken spielen. Sind sie stabil genug aufgestellt, um Ausfälle im Firmenkreditgeschäft kompensieren zu können? Die beiden größten deutschen Banken, Deutsche Bank und Commerzbank, haben jedenfalls ihre Risikovorsorge deutlich erhöht: Die Deutsche Bank hat ihre Vorsorge um fast zwei Drittel gesteigert, die Commerzbank immerhin noch um 60 Prozent. Kreditengagements der Banken, vor allem bei exportorientierten Unternehmen, könnten kritisch werden. Automobilhersteller und auch Energieversorger haben zu kämpfen. Die Befürchtungen eines konjunkturellen Rückgangs, national wie international, zwingen die Geldhäuser dazu, sich zu wappnen. Auf der anderen Seite leben sie bereits in einer schwierigen Ertragssituation, die nicht nur durch die Digitalisierung und die steigenden regulatorischen Anforderungen geprägt sind, sondern auch von „Strafzinsen“ der EZB.

Bleibt zu hoffen, dass die Marktanforderungen, denen sich einige Branchen, wie etwa der Tourismus, stellen müssen, die Unternehmen nicht überfordern und die Banken ihnen zur Seite stehen können.



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