ERP - Drei Buchstaben, die die Förderwelt bedeuten
Der Marshallplan, auch European Recovery Program (ERP), ist das Paradebeispiel für Wirtschaftsförderung. Auch dank der Milliarden für den Wiederaufbau kam Deutschland nach 1945 wieder in die Spur. Das Programm gibt es noch immer. Es bietet Chancen für Mittelständler und Gründer.

Man kann die Pferde zur Tränke führen, saufen müssen sie selbst.“ Das Sprichwort beschreibt gut, dass es nicht reicht, wenn eine Regierung großzügig Finanzmittel zur Verfügung stellt, aber die Rahmenbedingungen insgesamt so schlecht sind, dass Unternehmen nicht investieren möchten. In Deutschland herrscht eine anhaltende Flaute bei den Investitionen in neue Maschinen, Fabriken und Anlagen.
Die Gründe sind bekannt: An erster Stelle zu viel Bürokratie, aber auch Steuern und Abgaben sind eine Last. Hier liegen wichtige Schwachstellen bei der internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Darauf weisen Wirtschaftsverbände seit langem hin; kürzlich und nachdrücklich zum Beispiel die Arbeitsgemeinschaft Mittelstand, zu der unter anderem die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) sowie die Verbände der Sparkassen (DSGV) und der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) gehören.
Es ist wichtig, auf das Sprichwort hinzuweisen, denn auch die alte Bundesregierung hat in ihren letzten Tagen großzügig Fördergelder für Unternehmen bereitgestellt. Damit diese nun davon ordentlich Gebrauch machen, muss jetzt die neue Bundesregierung liefern. Denn billiges Geld allein verbessert die strukturelle Wettbewerbsfähigkeit nicht.
Deutschland braucht einen Neustart. Das passt zum Ursprung des ältesten Förderprogramms der Bundesrepublik: dem European Recovery Programm (ERP).
Zielgruppe Mittelstand
Dabei handelt es sich um ein Sondervermögen des Bundes, „das nach dem Zweiten Weltkrieg im Rahmen des Marshallplans zur Unterstützung des Wiederaufbaus der deutschen Wirtschaft eingerichtet wurde“, so Anja Bukowski von der KfW. Um das ERP-Kapital zuzuteilen, wurde die Förderbank 1948 gegründet. Nicht zugeteilte Mittel legt sie am Kapitalmarkt an. So soll das ERP-Sondervermögen mindestens erhalten bleiben. Für zinsgünstige Darlehen und Beteiligungskapital stehen aktuell 12 Milliarden Euro zur Verfügung. Laut dem ERP-Wirtschaftsplangesetz 2025 sollen insbesondere der Mittelstand und Angehörige freier Berufe davon profitieren.
Zudem hat die abgewählte Bundesregierung Ende 2024 noch das neue Förderangebot „ERP-Förderkredit Gründung und Nachfolge“ ins Leben gerufen. Das Besondere: Die Hausbanken werden durch eine 100-prozentige Garantie der jeweiligen Bürgschaftsbank vollständig vom Kreditausfallrisiko entlastet. Laut Bundesministerium für Finanzen werden Investitionen, Unternehmensübernahmen und Betriebsmittelfinanzierungen gefördert. Finanziert würden bis zu 35 Prozent eines Vorhabens mit einer maximalen Kreditsumme von 500.000 Euro. Antragsteller müssten keine Sicherheiten stellen. Weil die Hausbank kein Risiko trägt, sind die Zinsen besonders günstig. Mit der kompletten Risikoübernahme adressiert die KfW auch das große Problem, dass bis 2028 jedes Jahr mehr als 100.000 mittelständische Unternehmer einen Nachfolger suchen.
Geld für Gründer
Brisant ist die Lage auch bei den Unternehmensgründungen in Deutschland. Laut einer aktuellen DIHK-Umfrage hat das Gründungsinteresse einen historischen Tiefststand erreicht. „Ich mache mir große Sorgen um unseren Standort“, kommentierte DIHK-Präsident Peter Adrian das Ergebnis. Die Politik versucht gegenzusteuern, indem die KfW beim ERP-Gründerkredit – Startgeld mit 80 Prozent ins Risiko geht (siehe hierzu und zu weiteren ERP-Förderprogrammen die Übersicht auf der Folgeseite).
Immerhin scheint das Programm bei den Zielgruppen anzukommen. Gegenüber dem Creditreform-Magazin verwiesen mehrere Banken auf den ERP-Gründerkredit – Startgeld als Beispiel für ein beliebtes Förderangebot. Jörg Wupper, Abteilungsleitung Firmenkundencenter bei der Volksbank Köln-Bonn hebt die 80-prozentige Haftungsfreistellung für die Hausbank als Treiber hervor. Zudem könnten mit dem Programm gezielt die für eine Unternehmensgründung notwendigen Betriebsmittel finanziert werden.
Für alle potenziellen Gründer sowie generell alle Unternehmen hat Wupper einen wichtigen Tipp: „Sie sollten sehr frühzeitig das Gespräch mit ihrer Hausbank suchen – in einigen Fällen hängen die Fördermöglichkeiten tatsächlich vom Datum des Erstgesprächs mit der Bank ab.“ Das sieht Guido Groß, Bereichsvorstand Unternehmenskunden bei der Commerzbank, ähnlich: „Unternehmer sollten ihre Bank möglichst frühzeitig in die Planung einbinden, da einige KfW-Programme vor Beginn des Vorhabens beantragt werden müssen.“ Für Bestandskunden böte sich der Weg über das Onlineportal der Bank an oder die persönliche Abstimmung mit einem Bankberater. Alternativ könne eine Beratungsanfrage über die KfW gestellt und dort dann die entsprechende Hausbank ausgewählt werden. Für Gründer ist auch die KfW-Gründerplattform eine gute Anlaufstelle. Neben einem Fördermittelfinder bietet sie die Möglichkeit, einen Businessplan mit Finanzplanung zu erstellen und diesen direkt an eine Hausbank zu übermitteln.
Auf Anfrage, welche ERP-Programme derzeit besonders nachgefragt werden, nennt Groß den ERP-Förderkredit Gründung und Nachfolge und den ERP-Gründerkredit – Startgeld. Wupper von der Volksbank Köln-Bonn nennt explizit noch den ERP-Förderkredit KMU. Eine konkrete Zahl dazu liefert KfW-Expertin Bukowski: „Diesen Kredit haben wir allein im vergangenen Jahr mehr als 22.000 Mal zugesagt.“ Auch sie empfiehlt Interessenten, sich zuerst mit der Hausbank in Verbindung zu setzen. Wer einen Finanzierungspartner in der Nähe finden möchte, wird über ein entsprechendes Onlinetool der KfW fündig.
Ausgewählte Förderangebote
Generell gilt: Je weniger Risiko die Hausbank übernimmt, desto günstiger der Zins
ERP-Gründerkredit – Startgeld
- für Gründer, Freiberufler, KMU (jünger fünf Jahre)
- bis zu 125.000 Euro für Gründungsvorhaben
- KfW trägt 80% des Kreditrisikos, 20% trägt die Hausbank
ERP-Förderkredit KMU
- KMU, Einzelunternehmen, Freiberufler; Gründungen im Nebenerwerb
- bis zu 25 Millionen Euro Kredit
- Option auf 50% Haftungsfreistellung für Hausbank, KfW übernimmt 50%
ERP-Digitalisierungs- und Innovationskredit
- Unternehmen, Freiberufler, Einzelunternehmen
- Kreditbetrag zwischen 25.000 und 25 Millionen Euro pro Vorhaben
- Zuschuss in Höhe von 3% des Kredit-betrags bis maximal 200.000 Euro
ERP-Mezzanine für Innovation
- Unternehmen und Freiberufler, die mindestens zwei Jahre am Markt sind
- bis zu 5 Millionen Euro für die Entwicklung neuer Produkte, Prozesse, Dienstleistungen
- Mix aus klassischem Darlehen und KfW-Nachrangdarlehen (bis zu 60%)
Hier wird Unternehmern geholfen
- In der Regel erster Ansprechpartner: die Hausbank
- KfW-Finanzierungspartner-Tool: https://shorturl.at/Q7bBr
- Für Gründer: https://gruenderplattform.de
- Förderberatung des Bundeswirtschaftsministeriums: Telefon 030/18615-8000
- Förderdatenbank des Bundeswirtschaftsministeriums: www.foerderdatenbank.de
- Bürgschaftsbanken: https://kapital.ermoeglicher.de
Quelle: Magazin "Creditreform"
Text: Stefan Terliesner
Bildnachweis: Getty Images