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Die Welt dreht sich weiter

Angesichts fortschreitender Globalisierung und der Exportorientierung deutscher Schlüsselindustrien spielt die Entwicklung der Weltkonjunktur eine besondere Rolle für die deutsche Wirtschaft.

Die Corona-Pandemie hat weltweit Auswirkungen in jedem Land gezeigt. Die Zeiten des Vergleichs mit einer Grippewelle im Hinblick auf die Auswirkungen von Covid sind vorbei – nun ist die internationale Staatengemeinschaft dazu aufgerufen, ihren Kurs zwischen Lockdown und den Hilfsmaßnahmen zu finden und zu koordinieren. Ein Ausblick auf die Konjunkturentwicklung in Deutschland ist abhängig von den Perspektiven, die sich weltweit für die Wirtschaft angesichts des Virus zeigen.

Industrie stark – Dienstleister betroffen

Immerhin konnten noch im Dezember, als ein zweiter härterer Lockdown bereits angelaufen war, die Stimmungsindikatoren zu den Export-Erwartungen in Deutschland zulegen. Und dies, obwohl der Brexit noch nicht endgültig verhandelt war und die USA erschüttert wurde vom Regierungsübergang von Trump zu Biden. Tatsächlich hat sich die globale Industrieproduktion im Oktober noch einmal um 0,7 Prozent ausgeweitet und der Welthandel deutscher Unternehmen befand sich im gleichen Zeitraum des Herbstes wieder fast auf dem Vorjahresniveau. Dabei bleibt aber festzuhalten, was das Bundeswirtschaftsministerium schreibt: „Das erstarkte Pandemie-Geschehen und die Lockdown-Maßnahmen wichtiger Handelspartner spiegeln sich nur bedingt in den nationalen Frühindikatoren zur Außenwirtschaft wider“. Vor allem aber macht ein optimistischer Blick auf die Ausfuhren der Industrie noch nicht deutlich, dass vor allem der Dienstleistungssektor in den einzelnen Ländern international von den Krisen-Maßnahmen betroffen ist. Dabei könnten unternehmensnahe Dienstleister von Rückgängen in der Industrie berührt werden und im konsumnahen Bereich durch die Schließungen weitere Probleme bekommen.  In allen hochentwickelten Volkswirtschaften hat der Dienstleistungssektor den höchsten Stellenwert vor allen anderen Wirtschaftssektoren.

Das IWF hat für 2021 ein weltweites Wirtschaftswachstum von 4,2 Prozent angenommen. Diese Prognose hat sich seit dem Herbst des Vorjahres nicht geändert, aber sie ist nach Aussagen des IWF mit großen Unsicherheiten belastet. Obwohl der Rückgang der Weltkonjunktur im letzten Jahr nach ersten Schätzungen „nur“ 3,5 Prozent betrug, handelt es sich doch um den stärksten Einbruch seit rund 90 Jahren. Immerhin hat das IWF seine Schätzung für das weltweite Wirtschaftswachstum im Lauf des Jahres um 0,8 Prozent angehoben. Hintergrund ist nach Aussage der Institution, dass es vielen Ländern gelungen sei, durch ein mutiges Eingreifen der Zentralbanken und Regierungen die Zinsen niedrig zu halten und mit großzügigen Hilfsprogrammen das Schlimmste zu verhindern. Dabei vergisst das IWF nicht, auf die Situation der Entwicklungs- und Schwellenländer hinzuweisen. Diese Länder haben deutlich weniger Finanzmittel und vergrößern nun das Ausmaß von Armut und Rückständigkeit.

Das IWF geht bei diesen Prognosen davon aus, dass in naher Zukunft Impfstoffe in allen Ländern zur Verfügung stehen, die auch für Varianten des Virus wirksam sind. Für die Weltwirtschaft wird die Pandemie Kosten von 22 Billionen Dollar verursachen – das Vierfache der Wirtschaftsleistung Deutschlands in einem Jahr. Im Hinblick auf die geplanten Impfkampagnen zeigt ein Blick auf die ärmeren Länder der Welt, dass diese im Zusammenhang mit den nötigen Durchführungsmaßnahmen durch Bürokratie und Verwaltung deutlich im Nachteil sind.

China als Lokomotive der Weltkonjunktur

Eine besondere Rolle für das globale Wachstum im Zeichen von Corona spielt China. Die Pandemie nahm dort ihren Ausgang und China hat bei der Bewältigung der Gesundheitskrise schnell und effizient gehandelt. Das Reich der Mitte hat damit einen Spitzenplatz unter den großen Wirtschaftsnationen – nur dort wuchs die Wirtschaft weiter. Das Bruttoinlandsprodukt legte um 2,3 Prozent zu. Dabei ist allerdings anzumerken, dass dieser Wert der schwächste seit 1976 ist. Aber die Volksrepublik hat nicht nur eine Rezession vermieden, sondern konnte im dritten Quartal sogar um 4,9 Prozent und im Jahresendquartal 2020 um 6,5 Prozent zulegen. Der IWF prognostiziert für China nun für 2021 ein Wachstum von knapp acht Prozent. Nicht nur Deutschland ist eine Exportnation – auch China setzt auf Exporte. Im Dezember wurde eine Steigerung bei den Ausfuhren um über 18 Prozent registriert. Bei den Importen waren es nur 6,5 Prozent, dennoch ist China für Deutschland ein wichtiger Handelspartner. Wenn es jetzt noch gelingt, bestehende Restriktionen und Embargen zu beseitigen, könnte die Volksrepublik China eine wichtige treibende Rolle bei der Erholung der Weltkonjunktur spielen.

Quellen: Bundeswirtschaftsministerium, IWF