Firmeninsolvenz: Rettung durch Sanierung
Eine Firmeninsolvenz muss kein Schreckensszenario sein. Schutzschirmverfahren oder vorbeugende Sanierung bieten Auswege. Wir erklären, wie Sie einen Sanierungsplan aufstellen.
Zum ArtikelDie aktuellen wirtschaftlichen Belastungen bringen viele Unternehmen finanziell ins Wanken. Wir zeigen, wie Sie Krisen meistern, eine Firmeninsolvenz vermeiden und sich auf die Zukunft ausrichten.
Je länger die coronabedingten Beschränkungen der freien Wirtschaft andauern, desto mehr Umsätze fallen für betroffene Unternehmen weg. Bei vielen sind die Finanzpolster mittlerweile aufgezehrt, auch die Staatshilfen reichen nicht mehr aus, um das eigene Unternehmen auf stabilem Kurs zu halten. Auch wenn das Aussetzen der Insolvenzantragspflicht bislang dafür gesorgt hat, dass die Unternehmensinsolvenzen derzeit noch rückläufig sind, stehen der Wirtschaft schwierige Zeiten bevor.
Unabhängig von der aktuellen Lage gilt grundsätzlich: Es gibt kaum ein Unternehmen, das nicht schon einmal kleinere oder größere Schwierigkeiten überwinden musste. Es kommt aber nicht nur darauf an, Krisen möglichst rasch zu bewältigen – schon im Vorfeld ist es wichtig, Krisen vorzubeugen, um einer möglichen Unternehmensinsolvenz zu entgehen.
Im Folgenden erklären wir Ihnen, wie sich eine Unternehmenskrise entwickeln kann, woran Sie eine drohende Krise erkennen und wie Sie frühzeitig gegensteuern.
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Eine Unternehmenskrise wird häufig mit einer drohenden Firmeninsolvenz gleichgesetzt – also einer akuten Liquiditätsnot, die den Firmen keine Möglichkeit der Weiterführung mehr bietet. Selten geschieht dies aber aus heiterem Himmel.
Häufig ist es ein schleichender Prozess, der eine Krise auslöst – etwa, weil sich unternehmerische Bedingungen geändert haben oder der Unternehmensleitung Fehler unterlaufen sind. Oftmals auch beides. Wer die Anzeichen einer Krise kennt, kann rechtzeitig gegensteuern und eine Firmeninsolvenz abwenden.
Unternehmen oder Privatpersonen sind insolvent, wenn eine Zahlungsunfähigkeit droht oder bereits besteht. Wie ein Insolvenzverfahren abläuft, zeigen wir in unserem Artikel Firmeninsolvenz: Was Sie wissen müssen.
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Neben dem aktuellen Pandemie-Geschehen gehören strategische Fehlentscheidungen auf Seiten des Managements zu den häufigsten Gründen für eine Unternehmenskrise. Sie können zu einer strategischen Krise führen. Das gefährliche daran: Die latente Krise bleibt oft unbemerkt. Weder Management noch Finanzierer, Lieferanten, der Gesellschafter oder der Aufsichtsrat sind zu diesem Zeitpunkt alarmiert oder stufen die Krisenursachen als existenzgefährdend ein. Erst wenn etwa Auftragsverluste oder Bestellrückgänge verzeichnet werden, macht sich die Krise zunächst intern bemerkbar.
Bei der Ertragskrise werden die Auswirkungen der Negativ-Entwicklung bereits deutlich – auch extern wird dies wahrgenommen. Oftmals ist es dem Unternehmer in dieser Phase schon nicht mehr möglich, die eigentlichen Ursachen der Krise zu erkennen. Geplante Umsatz- und Ertragsziele können nicht mehr eingehalten werden.
Derartige Umsatzeinbußen führen schnell zu einer Liquiditätskrise. Die Folge: Wenn liquide Mittel fehlen, kommt es rasch zu Rückständen bei Löhnen, Gehältern, beim Finanzamt oder den Krankenkassen, die im schlimmsten Fall zu einer Firmeninsolvenz führen können.
Um eine Krise zu bewältigen, ist es enorm wichtig, Anzeichen einer Krise zu kennen, klar zu benennen und daraus die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen. Je früher dies geschieht, desto besser.
Treten derartige Probleme auf, wird meist mit den falschen Mitteln gegengesteuert. Anstatt zu handeln, wird Geld zusammengekratzt oder am falschen Ende eingespart, um die vermeintliche Durststrecke zu überwinden. Häufig helfen diese Maßnahmen allerdings nur kurz. Stattdessen sollte man in dieser Situation nicht die Augen vor der Krise verschließen, sondern Ursachenforschung betreiben. Dabei kann auch ein professioneller Berater helfen. Auch ein Frühwarnsystem kann helfen, eine Insolvenz zu vermeiden. Dazu gehören nicht nur eine funktionierende und gut organisierte Buchhaltung und eine sorgfältige Unternehmensplanung mit dem entsprechenden Controlling, sondern auch, dass Sie über das aktuelle Marktgeschehen Ihres Geschäftsfelds auf dem Laufenden sind und Ihr Unternehmen kontinuierlich auf mögliche Anzeichen für eine Krise prüfen.
Auch das Gesetz über den Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen für Unternehmen (StaRUG) setzt auf ein Frühwarnsystem, um eine drohende Krise rechtzeitig zu erkennen. Das Gesetz wurde neu im Insolvenzrecht eingeführt, um angeschlagenen Unternehmen die Chance zu geben sich zu sanieren, bevor das Insolvenzverfahren droht. Voraussetzung: Weder akute Zahlungsunfähigkeit noch Überschuldung dürfen eingetreten sein – jedoch muss eine drohende Zahlungsunfähigkeit bestehen.
Ziel ist, Krisen frühzeitig zu erkennen und mithilfe der Sanierungsinstrumente des StaRUG gegenzusteuern. Ein Restrukturierungsplan des Schuldners, in dem nötige Sanierungsmaßnahmen zusammengefasst werden, ist dabei wesentlich. Um einen Ausgleich mit den Gläubigern zu erreichen, gibt es die Möglichkeit einer Sanierungsmoderation, bei der ein neutraler Moderator zwischen Unternehmer und Gläubiger vermittelt.
Das Frühwarnsystem im StaRUG orientiert sich an den anerkannten Krisenstadien bis zur Insolvenzreife. Es kommt darauf an, frühzeitig Entwicklungen aufzudecken, die für das Unternehmen zu einer negativen Zielabweichung führen können. Unternehmer, die kein Frühwarnsystem installieren, setzen sich großen Haftungsrisiken aus, weil sie die Gelegenheit nicht wahrnehmen, potenzielle Risiken rechtzeitig zu erkennen.
Die Umsetzung kann von einer einfachen Excel-Tabelle mit wichtigen Kennzahlen bis zu einer ausgeklügelten Software reichen, die anhand von Unternehmensdaten Kennzahlen berechnet, beim Finanzplan unterstützt und Branchenvergleiche vornimmt. Wichtig ist, dass das Unternehmen seine Finanzkennzahlen ständig auf den Prüfstand stellt und bei Auffälligkeiten direkt handelt. Bei der Einführung eines Frühwarnsystems können Steuerberater, Kreditgeber oder Wirtschaftsauskunfteien wie Creditreform beratend zur Seite stehen.
Liquide, also zahlungsfähig zu sein, ist für jedes Unternehmen überlebenswichtig. Daher zählt es zu einer der Hauptaufgaben von Unternehmen, sich intensiv um das eigene Liquiditätsmanagement zu kümmern, um Liquidität sicherzustellen. Überleben kann nur, wer dafür sorgt, jederzeit über eine eiserne Reserve verfügen zu können, um Schwankungen in der Liquidität aufzufangen. Dabei gilt die Faustregel: Die Liquiditätsreserve muss für drei Monate reichen. Entscheidend ist, dass Liquiditätsprobleme rechtzeitig erkannt werden. Nur dann ist noch Zeit, zu reagieren oder Hilfsmöglichkeiten in Anspruch zu nehmen.
Lesetipp: In unserem Artikel zum Liquiditätsengpass lesen Sie, wie Sie vorübergehende Zahlungsschwierigkeiten vermeiden können.
Um eine pandemiebedingte Insolvenzwelle abzuwenden, hat die Bundesregierung etliche staatliche Hilfsmaßnahmen und gesetzliche Regelungen beschlossen. Dazu zählen nicht nur Soforthilfen und Förderkredite, sondern auch die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht. Diese im März 2020 von der Bundesregierung beschlossene und seitdem mehrfach verlängerte Maßnahme sollte dazu dienen, in Bedrängnis geratenen Unternehmen Zeit zu geben, um staatliche Hilfen zu beantragen und Sanierungsmaßnahmen zu ergreifen.
Dies stieß allerdings nicht nur auf Befürworter. Die Befürchtung, die sich immer mehr zu bewahrheiten scheint: De facto insolvente Unternehmen würden künstlich am Leben erhalten und als sogenannte Zombie-Unternehmen andere (bislang noch) gesunde Unternehmen gefährden. Denn wer seine Rechnungen nicht mehr bezahlen kann, stürzt seine Lieferanten und Geschäftspartner im schlimmsten Fall mit in den Ruin. Die Rechnung ist einfach: Kann der Restaurant-Betreiber seinen Getränkelieferanten nicht mehr bezahlen, hat dieser kein Geld mehr für seinen Zulieferer, der dann ebenfalls in finanzielle Schwierigkeiten kommen kann. Und genau in solchen Szenarien liegt aktuell eine große Gefahr für Unternehmen. Daher ist es nötig, auch langjährige und geschätzte Partner im Auge zu behalten und sich die Frage zu stellen, ob der Stamm-Lieferant weiter zuverlässig ist oder der ehemals gute Kunde auch jetzt noch zahlungsfähig. Wie Sie erkennen, ob ein Geschäftspartner in finanzielle Nöte geraten oder sogar insolvent ist und wie Sie sich davor schützen, dass er Ihr Unternehmen ebenfalls mitreißt, lesen Sie in unserem Artikel Geschäftspartner in finanzieller Schieflage.
Im 1. Halbjahr 2022 wurden laut der Studie "Insolvenzen in Deutschland" der Creditreform Wirtschaftsforschung insgesamt 7.300 Unternehmensinsolvenzen registriert. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum (1. Halbjahr 2021: 7.510 Unternehmensinsolvenzen) sind die Fallzahlen wieder leicht zurückgegangen. Insbesondre bei Großunternehmen gibt es jedoch einen Anstieg der Insolvenzmeldungen. Auch eine hohe Zahl an Insolvenzen von ehemals Selbstständigen zeichnet sich ab. Insgesamt waren die insolventen Unternehmen deutlich jünger als in früheren Jahren.
Quelle: Creditreform Wirtschaftsforschung, Juni 2022
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