Creditreform Bremen

Creditreform SchuldnerAtlas 2020 Bremen-Bremerhaven

60.000 Personen in Bremen und 20.000 in Bremerhaven überschuldet

Die Creditreform Wirtschaftsforschung hat zum 18. Mal den Creditreform SchuldnerAtlas veröffentlicht, der die aktuelle Überschuldungssituation von Privatpersonen in Deutschland und in der Region darstellt. Zum Stichtag 1. Oktober 2020 wurde bundesweit eine Überschuldungsquote von 9,87 Prozent errechnet. Damit sind nahezu 6,85 Millionen Erwachsene überschuldet, ca. 70.000 weniger als 2019.

Trotz der negativen Einflüsse der Corona-Pandemie hat sich die Überschuldungslage der Verbraucher in Deutschland in den letzten zwölf Monaten nicht verschlechtert. Im Gegenteil: Die Zahl überschuldeter Verbraucher ist seit Oktober 2019 gesunken. Auf den ersten Blick ist die aktuelle Überschuldungsentwicklung paradox, da die Corona-Pandemie und die von der Politik weltweit beschlossenen Schutzmaßnahmen die globale Wirtschaft in eine tiefe Rezession geschickt haben. Die aktuellen Überschuldungszahlen spiegeln insoweit noch einen „Vor-Corona-Effekt“ wider, da der beginnende Anstieg der Arbeitslosigkeit im Zuge von Corona derzeit noch keine Auswirkungen auf die Überschuldungsquoten hat. Dennoch kämpfen Corona-betroffene Kleinstunternehmer und Soloselbstständige aktuell um ihre Existenz und stehen – trotz Hilfsprogrammen – bereits jetzt am Rande einer Überschuldung.

Das Schlusslicht im Ländervergleich des SchuldnerAtlas bildet wie in den Vorjahren das Bundesland Bremen mit einer Überschuldungsquote von knapp 14 Prozent. Allein in der Stadt Bremen weisen ca. 59.500 Personen nachhaltige Zahlungsstörungen auf, ca. 300 weniger als noch vor eine Jahr. Die rote Laterne im bundesweiten Ranking aller 401 Städte und Kreise hat erneut die Seestadt Bremerhaven inne mit 21,67 Prozent, d.h. ungefähr 20.500 Einwohner können ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen. Dies ist ein Zuwachs von 200 Personen gegenüber 2019.

Die Corona-Pandemie wird den aktuellen Positivtrend der Überschuldung in 2021 beenden. Die Folgewirkungen für Gesellschaft, Wirtschaft und Verbraucher werden gravierender sein als die der Finanz- und Wirtschaftskrise der Jahre 2008 / 2009. Es steht zu erwarten, dass viele Kurzarbeiter in die Arbeitslosigkeit und mittelfristig in die Überschuldung abrutschen. Die Auswirkungen der zweiten Infektionswelle (und weiterer) sind in der aktuellen Überschuldungsentwicklung von Verbrauchern daher noch nicht „eingepreist“.

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