Firmeninsolvenzen in Bremen steigen 2025 deutlich – kaum Entspannung in Sicht
Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im Bundesland Bremen ist im Jahr 2025 deutlich gestiegen. So wurden von Januar bis November 265 Unternehmensinsolvenzen registriert, das entspricht durchschnittlich 24 Firmenpleiten im Monat – ein bedeutsamer Anstieg gegenüber dem Vorjahr (2024 bis Dezember: 245 Fälle, +10,4 %). Damit liegt Bremen wieder klar über dem Niveau der Vorjahre und weit entfernt vom Tiefstand des Corona-Jahres 2021. „Die wirtschaftlichen Reserven vieler Unternehmen sind aufgebraucht. Die Kombination aus hohen Kosten, schwacher Nachfrage und lähmender Bürokratie ist für viele Betriebe nicht mehr tragbar“, sagt Dr. Peter Dahlke von Creditreform Bremen. „Wir sehen jetzt die verzögerte Wirkung der multiplen Krisen der letzten Jahre.“
Bis Ende November 2025 wurden laut aktueller Auswertung 265 Unternehmensinsolvenzen gezählt – 215 in Bremen und 50 in Bremerhaven, hochgerechnet auf das Gesamtjahr ist von insgesamt etwa 285 Fällen auszugehen.

| 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 | 2025* |
Bremen | 183 | 181 | 136 | 132 | 211 | 215 | 215 |
Bremerhaven | 37 | 23 | 17 | 36 | 47 | 44 | 50 |
Gesamt | 220 | 204 | 153 | 168 | 258 | 259 | 265 |
* bis Dezember
Hauptwirtschaftsbereiche: Handel und Bau unter Druck
Die meisten Insolvenzen entfallen weiterhin auf den Dienstleistungssektor, insbesondere auf verbrauchernahe Services, Gastronomie und persönliche Dienstleistungen. Gründe sind u. a. die anhaltende Konsumzurückhaltung der Verbraucher bei gleichzeitig steigenden Personalkosten der Unternehmen und weiter akutem Fachkräftemangel.
Signifikant ist in Bremen der Anstieg der Firmeninsolvenzen im Bereich Handel. So sind bis Ende November bereits 50 Unternehmen dieses Wirtschaftszweigs in die Insolvenz gegangen. Hier verschärfen sich die strukturellen Herausforderungen weiter – stationäre Händler kämpfen mit sinkenden Margen, steigenden Miet- und Energiekosten sowie dem Wettbewerbsdruck durch Onlineangebote. Und im Großhandel führen gestiegene Beschaffungs-, Energie- und Lagerkosten bei gleichzeitigem Margendruck und schwankender Kundennachfrage zunehmend zu wirtschaftlichem Druck. Zusätzliche Belastungen entstehen durch bürokratische Anforderungen, Finanzierungsengpässe und das wachsende Risiko von Forderungsausfällen. „Gerade der Großhandel gerät zwischen die Fronten: steigende Kosten auf der einen Seite, Kaufzurückhaltung und Margendruck auf der anderen“, erklärt Dr. Peter Dahlke von Creditreform Bremen. „Für viele Betriebe wird es immer schwieriger, profitabel zu wirtschaften.“
Auch das verarbeitende Gewerbe bleibt unter Druck, insbesondere energieintensive Betriebe. Hier belasten neben den hohen Energiepreisen Materialkosten sowie die schwächelnde Exportnachfrage zunehmend die Ertragslage.
Im Baugewerbe ist die Lage trotz vereinzelter Rückgänge bei den Insolvenzen weiterhin angespannt. Hohe Lohnkosten, komplexe und teure Bauvorschriften, Zinswende und eine eingebrochene Wohnungsbaunachfrage führen zu schwindender Auftragslage – insbesondere für kleinere Bau- und Handwerksbetriebe – und schlimmstenfalls zur Insolvenz.

Bürokratie als Querschnittsproblem
Ein zentraler Belastungsfaktor bleibt die zunehmende Regulierung und Bürokratie: Neue Berichtspflichten, steuerliche und arbeitsrechtliche Auflagen sowie kurzfristige Gesetzesänderungen binden Ressourcen und blockieren unternehmerische Agilität. Auch wenn das Lieferkettengesetz zwischenzeitlich formal entschärft wurde – die Praxis bleibt für viele Unternehmen komplex und fordernd. Als Zulieferer oder Dienstleister für größere Firmen geraten gerade kleine und mittlere Betriebe durch aufwendige Dokumentations‑ und Nachweispflichten massiv unter Druck. „Der Mittelstand wird von Berichtspflichten und Verwaltungsaufwand überrollt. Was früher ein kurzer Entscheidungsweg war, ist heute ein Bürokratiemarathon“, warnt Dr. Dahlke. „Das lähmt gerade jene Unternehmen, die eigentlich das Rückgrat unserer Wirtschaft sind.“
Bremen über dem Bundesdurchschnitt
Im bundesweiten Vergleich liegt Bremen weiter auf den hinteren Plätzen. Die Insolvenzquote (Insolvenzen je 10.000 Unternehmen) lag im Land Bremen 2025 bei 97, während der Bundesdurchschnitt 76 beträgt.

„Bremen schlägt sich als Stadtstaat relativ stabil. Doch die Richtung stimmt nicht – der Trend zeigt klar nach oben“, so Dahlke weiter. „Ein bloßes Durchhalten reicht nicht mehr. Es braucht echte wirtschaftspolitische Impulse für die Unternehmen – von Entlastung über Investitionsförderung bis hin zur Entbürokratisierung.“
Ausblick
Auch für das Jahr 2026 rechnet Creditreform mit einem anhaltend hohen Insolvenzgeschehen. „Viele Unternehmen werden bereits geschwächt ins neue Jahr starten. Und die Luft wird dünner“, warnt Dr. Peter Dahlke. „Jetzt braucht es klare Signale zur Entlastung und eine entschlossene Politik, die gerade dem Mittelstand wieder Spielräume verschafft.“