Creditreform Dortmund Regionales

Regionales: Unternehmen fahren auf Sicht

Erster „Report Ruhrgebiet" vorgestellt – Creditreform beleuchtet aktuelle Wirtschaftslage im Mittelstand.

 

Am 30. April 2025 wurde in Dortmund zum ersten Mal der „Report Ruhrgebiet“ vorgestellt. Darin beleuchten die Expertinnen und Experten des Verbands der Vereine Creditreform e.V. sowie Creditreform Dortmund die aktuelle Wirtschaftslage im Mittelstand für die Region zwischen Duisburg und Unna.

Konkret präsentierten Romina Scharf, Syndikusrechtsanwältin und Referentin der Geschäftsleitung bei Creditreform Dortmund, Hartmut Irmer, Leiter Vertrieb bei Creditreform Dortmund, und Patrik-Ludwig Hantzsch, Pressesprecher und Leiter der Wirtschaftsforschung beim Verband der Vereine Creditreform, aktuelle Daten für Bochum, Bottrop, Dortmund, Duisburg, den Ennepe-Ruhr-Kreis, Essen, Gelsenkirchen, Herne, Mühlheim an der Ruhr, Oberhausen, Recklinghausen und Unna.

Lage in Bund und Land

Um die Lage in der Region besser einschätzen zu können, gab Hantzsch zunächst einen Überblick zur gesamtdeutschen Situation. Wenig überraschend fasste er sie als angespannt, die Stimmung in den Betrieben als teils besorgniserregend zusammen. „Insbesondere die Themen Bürokratie, Energiepreise, Steuern und unsichere Rahmenbedingungen sorgen dafür, dass die mittelständischen Unternehmen nicht zur Ruhe kommen“, so der Experte. Ein Blick auf NRW unterstreicht die negative Stimmung. Vergleicht man die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen im bevölkerungsreichsten Bundesland des ersten Quartals 2024 mit denen des ersten Quartals 2025, so haben diese um 13,51 Prozent zugenommen. Für Irmer ein deutliches Indiz für eine sich verschlechternde Wirtschaftslage. Zur Einordnung: Die Insolvenzrate in NRW liegt mit 1,21 Prozent, im Bund bei 0,71 Prozent. Schlechter als in NRW sieht es in Hamburg mit 1,29 Prozent, Bremen mit 1,43 Prozent und Berlin mit 1,83 Prozent aus. Deutlich besser hingegen beispielsweise in Thüringen mit 0,79 Prozent.

Situation im Ruhrgebiet

Ein im Vergleich zum Landesschnitt noch schlechteres Bild zeigt sich im Ruhrgebiet. Hier liegt die Insolvenzquote bei 1,64 Prozent. Allerdings steigen beide Quoten seit Jahren an und lagen beispielsweise 2020 noch bei 0,70 Prozent (NRW) und 0,98 Prozent (Ruhrgebiet).

„Besonders alarmierend ist die Zunahme im verarbeitenden Gewerbe – also dort, wo die Wertschöpfung stattfindet. Hier haben wir im ersten Quartal 2024 zwar nur 19, im ersten Quartal 2025 aber leider 28 Insolvenzen feststellen müssen – das entspricht einer Steigerung von rund 48 Prozent“, so Scharf. Etwas erfreulicher, sähe es aktuell im Baugewerbe sowie im Handel aus, wenn man die Zahlen der Quartale vergleicht. Hier gingen die Zahlen um 14,86 Prozent beziehungsweise 3,28 Prozent zurück.

Städte-Vergleich: Dortmund im ersten Quartal 2025 mit den meisten Insolvenzen

Beim Blick auf die Städte und Kreise fällt auf, dass die Insolvenzen im gleichen Zeitraum besonders in Dortmund (+42,86 Prozent), im Ennepe-Ruhr-Kreis (+28,57 Prozent) sowie in Mühlheim an der Ruhr (+10,00 Prozent) zugenommen haben. Ab nahmen sie dagegen in Bottrop (-41,67 Prozent), Herne (-18,75 Prozent) und Oberhausen (-15,00 Prozent).

Ausfallrisiko steigt

Sorgen bereitet Scharf der Blick auf die aktuellen Daten zum Ausfallrisiko: „Dieses Ausfallrisiko ist eine Vorstufe zur Insolvenz und beschreibt die Wahrscheinlichkeit, mit der ein Unternehmen seiner Zahlungsverpflichtung nicht nachkommen wird. Indikatoren sind beispielsweise massive Zahlungsverzüge. Leider steigt das Ausfallrisiko im Ruhrgebiet gerade weiter an.“ Besonders negativ stechen hier Gelsenkirchen, Duisburg und Herne mit Quoten zwischen 3,05 und 2,79 Prozent hervor. Mit verhältnismäßig wenig Ausfällen müssten danach Unternehmen im Ennepe-Ruhr-Kreis, in Unna und Bochum rechnen (zwischen 1,52 und 2,04 Prozent).

Gründe für hohe Insolvenz- und Ausfallrate

Ein Grund warum sowohl die Ausfallrate als auch die Insolvenzrate im Ruhrgebiet besonders hoch seien, liegt laut Scharf daran, dass es hier – auch im Vergleich zu NRW – viele kleine Betriebe gebe, die in den letzten Jahren besonders aufgrund der hohen Energiekosten und der wachsenden bürokratischen Anforderungen nicht mehr mithalten konnten und in Schwierigkeiten gerieten. Hinzu kommen zahlreiche weitere Schwierigkeiten wie der noch immer nicht vollständig abgeschlossene Strukturwandel, eine verhältnismäßig hohe Arbeitslosigkeit sowie im Schnitt niedrigere Bildungsabschlüsse.

Leichte Entwarnung können Irmer und Scharf bei der Prognose für 2025 geben. Zwar werde die Ausfallrate im Ruhrgebiet wohl insgesamt weiter leicht ansteigen, aber nicht mehr so drastisch wie in den Vorjahren. Sie hoffen, dass sich dieser Trend – wenn auch mit zeitlichem Verzug – auf die Insolvenzzahlen niederschlagen wird.

Gewebeanmeldungen und -abmeldungen

Doch wie entwickelt sich die besonders klein- und mittelständisch geprägte Wirtschaft im Ruhrgebiet? „Hier lohnt ein Blick auf die Gewerbean- und -abmeldungen. Im Jahr 2024 konnten wir mit 32.419 neu gegründeten Unternehmen einen Spitzenwert verzeichnen. Den gab es allerdings auch bei den Abmeldungen – die bei 29.108 lagen“, so Scharf und ergänzt: „Das ist ein Indikator für ein dynamisches Wirtschaftsgeschehen und dafür, dass besonders kleine und mittlere Unternehmen stark von der wirtschaftlich schlechten Lage betroffen sind. Statt strategisch zu planen und vorausschauende Entscheidungen zu treffen, sind sie oft gezwungen, spontan und situativ zu agieren. Bildlich gesprochen fahren sie auf Sicht‘ – was nicht die beste Voraussetzung dafür ist, einen Betrieb erfolgreich zu führen.“

Lösungsvorschläge

Die drei Experten sind sich einig, was insbesondere kleine und mittlere Unternehmen tun können, um nicht selbst in Schwierigkeiten zu geraten. „Wichtig ist, die eigene Liquiditätsplanung regelmäßig anzupassen und frühzeitig für ausreichende Finanzierung zu sorgen. Unternehmerinnen und Unternehmer, die selbst eng am beziehungsweise im eigenen Betrieb arbeiten, können von kurzen Entscheidungswegen profitieren und so anpassungsfähig bleiben. Eine Überprüfung der Kostenstrukturen auf Effizienzpotenziale hilft, wirtschaftlich stabil zu bleiben“, erläuterte Scharf und ergänzte: „Wichtig ist zudem sich frühzeitig zu informieren und ein aktives Monitoring möglicher Ausfallrisiken zu betreiben.“

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