Creditreform Magazin

Investition ins Blaue

Viele Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Innovative Technologien und ein effizienter Umgang mit Wasser können zur Lösung beitragen – und ein gutes Investment abgeben.

Das kühle Nass ist für Menschen in Deutschland eine Selbstverständlichkeit. Doch weltweit haben 2,2 Milliarden Menschen keinen regelmäßigen Zugang zu sauberem Trinkwasser und 4,2 Milliarden Menschen fehlt es an sicheren sanitären Anlagen. Das geht aus dem aktuellen Wasserbericht der Vereinten Nationen hervor. Das Problem wird verschärft durch die demografische Entwicklung. „Die Urbanisierung wird die Wassernachfrage in den Städten bis 2050 um 80 Prozent erhöhen und 233 Millionen Menschen in 130 unserer größten Städte könnten unter einem Mangel an Oberflächenwasser leiden“, sagt Cédric Lecamp, Senior Investment Manager bei Pictet Asset Management. Der Klimawandel verschärft das Problem.

Hinzu kommt, dass auch in vielen hochentwickelten westlichen Industriestaaten die Infrastruktur für die Wasserversorgung veraltet ist. Zudem benötigen Zukunftstechnologien viel Wasser, sagt Paul Buchwitz, Fondsmanager bei der DWS. So verbraucht ein Elektronik-Chipwerk bis zu 15 Millionen Liter am Tag, für die Herstellung eines Autos werden 100.000 Liter benötigt.

Chancen für Anleger

Gemäß dem Ziel Nummer sechs der Agenda 2030 der Vereinten Nationen sollen bis 2030 alle Menschen täglich Zugang zu sauberem Trinkwasser und Sanitäranlagen erhalten. Das Weltwirtschaftsforum in Davos zählt Wasserkrisen seit Jahren zu den fünf wichtigsten Risiken weltweit. Auch für die Hälfte aller institutionellen Anleger ist Wassermangel ein Thema. Die OECD schätzt den Investitionsbedarf zur Bekämpfung der Wasserknappheit auf 13,6 Billionen Euro bis 2030. „Das dürfte Anlegern Chancen eröffnen“, sagt DWS-Fondsmanager Buchwitz. 

Anders als bei Öl oder Gold können Anleger aber nicht direkt in Wasser investieren. Sehr wohl aber können sie sich bei den rund 360 börsennotierten Firmen engagieren, die sich in unterschiedlichen Facetten mit dem Thema Wasser beschäftigen. Zu den Klassikern zählt der französische Versorger Veolia. Mitte April übernahm der Konzern den französischen Konkurrenten Suez und baut damit seine weltweit führende Marktposition aus. Insgesamt raten sieben Analysten zum Kauf der Veolia-Aktie, einer zum Verkauf. Zwei Marktexperten empfehlen, die Aktie zu halten.

Das US-Unternehmen Xylem ist ein Beispiel für ein Unternehmen, das Technologien rund um Pumpen, Filter und Messgeräte entwickelt. Obwohl im Corona-Jahr 2020 der Gewinn pro Aktie von 3,02 auf 2,06 US-Dollar und der Umsatz um gut sieben Prozent von 5,25 Milliarden auf 4,88 Milliarden US-Dollar sanken, konnte sich die Notierung der Aktie vom Einbruch im Frühjahr vergangenen Jahres erholen und jüngst ein Allzeithoch erreichen.

Alternative: Aktienfonds

Das Angebot für spezialisierte Wasserfonds ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Insgesamt stehen 17 Fonds zur Auswahl. Dabei haben Anleger die Wahl zwischen aktiv gemanagten und passiven Fonds. Bei den aktiven Fonds versuchen Fondsmanager, durch eine aktive Auswahl besser abzuschneiden als der Markt. Das hat seinen Preis: Die jährliche Gesamtkostenquote liegt bei den aktiven Fonds im Schnitt bei 2,0 Prozent pro Jahr. Bei passiven Indexfonds sind es nur 0,6 Prozent pro Jahr.

Der bekannteste Wasseraktienfonds ist der Pictet Water, der bereits im Jahr 2000 auf den Markt kam (ISIN: LU0104884860). Er investiert in 50 bis 80 Aktien in den Segmenten Wasserversorgung, Wassertechnologie und Umweltdienste. Mit einem Volumen von 7,3 Milliarden Euro ist es der größte und älteste Wasserfonds. Wie in vielen anderen Wasseraktienfonds dominieren auch beim Pictet Water US-Werte. Sie machen einen Anteil von 65 Prozent aus. Zu den größten Werten gehören die Danaher Corporation oder Fisher Scientific sowie Versorger wie American Water Works und Veolia. Mit einer Performance von 15,6 Prozent per annum in den vergangenen drei Jahren erzielt der Fonds im Vergleich zur Konkurrenz eine leichte Outperformance von 0,4 Prozentpunkten pro Jahr. 

Mit einer Rendite von 17,2 Prozent per annum erreicht der Aktienfonds Robeco SAM Sustainable Water (ISIN: LU2146190835) in den vergangenen drei Jahren eine noch bessere Leistung. „Robeco SAM ist bei Anbietern von Analysegeräten und Lösungen für die Wasseraufbereitung weiter übergewichtet“, sagt Fondsmanager Dieter Küffer. Das gilt auch für Bauunternehmen mit Spezialisierung auf den Wasserbereich. 

Zu den ETFs mit guter Erfolgsbilanz zählt der Lyxor World Water UCITS ETF (ISIN: FR0010527275). Er bildet die Wertentwicklung des World Water Index ab. Dieser stellt die Rendite der 30 weltweit größten Unternehmen dar, die in den Bereichen Wasserinfrastruktur, Versorger oder Wasseraufbereitung tätig sind. Der ETF kommt auf eine Drei-Jahres-Performance von 20,3 Prozent per annum und schneidet damit überdurchschnittlich gut ab. Egal ob aktive oder passive Investmentfonds – das Segment von Aktienfonds mit Schwerpunkt Wasser bietet auch in den kommenden Jahren gute Perspektiven.


Wasser ist weltweit knapp und begehrt

  • 2,2 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser
  • 4,2 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sicheren Sanitäranlagen
  • 4,0 Milliarden Menschen leben in Regionen, die mindestens einen Monat pro Jahr von hoher Wasserknappheit betroffen sind
     


Quelle: Magazin "Creditreform"
Text: Dirk Wohleb