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Corona-Hilfen verzögern die tatsächliche Insolvenzentwicklung – Die Pandemie ist eine Belastung für das Wirtschaftsleben

Kassel. In Nordhessen sind die Insolvenzzahlen im Jahr 2020 wie deutschlandweit massiv rückläufig, obwohl die Pandemie Deutschlands Wirtschaft seit knapp einem Jahr lähmt. Vergleicht man die beiden Jahre 2019 und 2020 wird die Situation deutlich. Nordhessen weist einen Insolvenzrückgang von 16,4 % zum Jahr 2019 auf. Dieser Rückgang in Nordhessen resultiert vor allem aus den Landkreisen Kassel mit 47 Insolvenzen (2019: 82 Insolvenzen) und Waldeck-Frankenberg mit 32 Insolvenzen (2019: 47 Insolvenzen). Auch die Stadt Kassel verzeichnet einen zwar kleinen jedoch Rückgang im Insolvenzgeschehen, trotz des massiven Konjunktureinbruchs. Wo hingegen die anderen Landkreise vergleichsweise zum Vorjahr einen marginalen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen aufweisen.  Werra-Meißner-Kreis dokumentiert zum Vorjahr einen minimalen Anstieg mit insgesamt 20 Unternehmerinsolvenzen (2019: 18), wie auch Schwalm-Eder-Kreis mit 31 Unternehmerinsolvenzen (2019: 30) sowie Hersfeld-Rotenburg mit insgesamt 27 Unternehmen (2019: 21). Das berichtet die Wirtschaftsauskunftei Creditreform Kassel / Fulda Schlegel & Busold KG.

Im deutschlandweiten Vergleich hat sich das gesamte Bundesland Hessen etwas im Gesamtranking verschlechtert, liegt somit mit 52 Unternehmenspleiten gerechnet auf 10.000 Unternehmen über dem Bundesdurchschnitt von 50 Insolvenzen (2019: 59). Die meisten Insolvenzen in Deutschland wurden erneut in Bremen gemeldet, statistisch betrachtet sind dort 98 von 10.000 Unternehmen in die Insolvenz gegangen. Thüringen nach wie vor mit den wenigsten, dort stehen 30 von 10.000 Firmen vor dem aus. Deutschlandweit sinken erneut alle registrierten Insolvenzfälle um 13,4 Prozent auf 16.300 Fälle zum Vorjahr (2019: 18830 Fälle). Das ist der niedrigste Stand seit der Einführung der Insolvenzordnung (InsO) im Jahr 1999.

Aufgrund einiger Großinsolvenzen, wie der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof GmbH mit ca. 28.000 Mitarbeiter, der Klier Hair Group GmbH aus Wolfsburg mit ca. 9200 betroffenen Arbeitsplätzen, dicht gefolgt von dem Gebäudedienstleister Clemens Kleine mit bundesweit rund 4700 Mitarbeitern, belegt die Auswertung bundesweit insgesamt rund 332.000 von der Insolvenz betroffene Arbeitnehmer, eine deutlich höhere Zahl als im Vorjahr (2019: 218.000 Betroffene).

Auch zahlreiche Modeeinzelhändler, wie ESPRIT, Halluber GmbH aus München und BONITA GmbH konnten ihre Existenz nicht aufrechterhalten.

Zusammenfassend kann man für das Jahr 2020 festhalten, dass die Insolvenzzahlen die wirtschaftliche Not der Corona-Krise nach wie vor nicht widerspiegeln. Aufgrund massiven Unterstützungsmaßnahmen der Bundesregierung, wie beispielsweise dem erleichterten Zugang zu KfW-Krediten, Zuschüssen für Selbstständige und kleine Gewerbetreibende wie auch Steuerstundungen oder Staatsbeteiligungen, versucht der Staat die Corona-Insolvenzwelle klein zu halten.  Vor allem aber verschleiert die andauernde Aussetzung der Insolvenzantragspflicht die tatsächliche wirtschaftliche Gesamtsituation. Deutschland steckt in der tiefsten Rezession seit Kriegsende. Das Bruttoinlandsprodukt brach am Anfang und Ende 2020 enorm ein und ist 2021 maßgeblich von der Entwicklung im Verarbeitenden Gewerbe (Industrie) abhängig. Diese Auswirkung wird sich im Jahr 2021 in der Insolvenzentwicklung massiv niederschlagen. Insbesondere für Gastronomie, Einzelhandel oder die Messe-, Reise- und Veranstaltungsbranche hat die Rezession massive Auswirkungen auf die Liquiditäts- und Finanzlage. Die Aussicht: Besonders kleine und mittlere Unternehmen fahren derzeit „auf Sicht“ und bleiben im verlängerten Lockdown besonders von Umsatzeinbußen betroffen. Die Hauptlast der aufgestauten Insolvenzen wird sich bei gleichbleibenden Bedingungen erst im Herbst 2021 Bahn brechen. Durch die verlängerte Aussetzung der Insolvenzantragspflicht für Covid-19-bedingte zahlungsunfähige und überschuldete Unternehmen bis vorerst Ende April verschiebt sich das Geschehen nochmals nach hinten.

ZEW – Leibnitz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung und Creditreform veröffentlichen eine aktuelle Studie zu den staatlichen Hilfen und deren Folgen. Weitere Informationen entnehmen Sie bitte dem folgenden Link:

Staatliche Hilfen halten 25.000 Unternehmen künstlich am Leben | News | Creditreform

 



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