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Kommentar zur aktuellen Wirtschaftslage
Liebe Leserinnen und Leser,
der Mittelstand ist verzweifelt. Zumindest laut unserer neuesten Studie „Wirtschaftslage und Finanzierung im Mittelstand“ aus dem Frühjahr. Die Studie basiert auf einer repräsentativen Umfrage, die wir zweimal jährlich durchführen. Angereichert mit exklusiven Daten sehen wir die Gemütslage der Mittelständler schonungslos. Die Zahlen lügen nicht: die Stimmung ist so schlecht wie seit 15 Jahren nicht mehr. Das ist kein Zufall, sondern die Folge einer verheerenden Wirtschaftspolitik. Nicht die letzten drei bis vier Jahre haben uns hier hingeführt. Bereits seit 2010 leben wir von der Substanz vergangener Jahrzehnte. Doch gerade hier, wo es „rund“ lief in der deutschen Wirtschaft – Stichworte „starker Export“, „günstige Zinsen“, „boomende Absatzmärkte“ – wurde versäumt, in die Infrastruktur und auch in die Bildung so zu investieren, dass es unsere Volkswirtschaft auf Dauer stärker macht. Doch auch hier greift es zu kurz, alles Elend ausschließlich auf die Politik abzuwälzen. Die Unternehmen selbst haben ebenfalls viel versäumt. Der stationäre Handel, die erfolgsverwöhnten Autobauer und die Schwerindustrie haben es anscheinend in ihren Planungen nicht berücksichtigt, dass sich der Wind auch mal drehen könnte. Dass das laue Lüftchen spätestens ab Ende 2019 binnen kürzester Zeit zu einem ausgewachsenen Orkan werden würde, konnte freilich niemand ahnen – weder Politik, noch Wirtschaft, noch wir alle, die Bürger dieses schönen Landes. Auch uns alle gemeinsam trifft an der heutigen Misere eine Mitschuld. Der Wille, die Situation im Land dauerhaft zu verbessern, ist bei vielen nur so lange stark, bis persönliches Engagement gefordert wird. Mehr Arbeiten statt Vier-Tage-Woche? Die Rente nach hinten verschieben? Dazu sind die allermeisten nicht bereit. Die vergangene Woche seit der Wahl von Friedrich Merz zum Bundeskanzler und mit dem Antritt der neuen kleinen, großen Koalition wurde oft genug „historisch“ genannt. – genau wie die laufende Woche und wahrscheinlich die Woche danach. Es passiert unfassbar viel in unglaublich kurzer Zeit. Deswegen müssen wir auch einmal innehalten und uns nicht vom Strom der Informationen mitreißen lassen. Bevor wir also die Frage stellen, was tut die neue Regierung jetzt für unsere Unternehmen, wird es reichen und wo können wir bereits jetzt wieder kritisieren, sollten wir das Große und Ganze nicht aus den Augen verlieren. Natürlich liegt es an der Politik, die richtigen Rahmenbedingungen zu setzen. Natürlich liegt es an den Unternehmen, ihr Geschäftsmodell auf den Prüfstand zu stellen und gegebenenfalls anzupassen. Aber es liegt auch an uns allen zusammen, unseren Willen zum Wohlstandserhalt auch durchzusetzen. Aber auch dann, wenn es mal ein bisschen weh tut.
Ihr
Patrik-Ludwig Hantzsch