Creditreform Wirtschaftsnews

Wirtschaftswende? Stimmung im Mittelstand weiter unterirdisch

Ganz überraschend kam es nicht. Die Analyse der Creditreform Wirtschaftsforschung zur Lage des Handwerks in Deutschland hatte bereits für diesen Wirtschaftszweig in Deutschland deutlich gemacht, was nun auch für den Mittelstand insgesamt gilt: Kleine und mittlere Unternehmen leiden unter der schlechten Konjunktur. Nach den Prognosen der Sachverständigen und Verbände wird sich bei einer anhaltenden Rezession daran auch 2025 nichts ändern.

Schlechtes Klima für Geschäfte 

Der Creditreform Geschäftsklimaindex (CGK) bietet eine Gesamtübersicht der wichtigsten betrieblichen Größen, die repräsentativ im März und April unter deutschen mittelständischen Unternehmen erfragt worden waren. Im Frühjahr 2025 liegt er bei minus 2,9 Punkten. Das ist nicht nur der schlechteste Wert der letzten zehn Jahre, sondern auch noch einmal ein weiterer Rückgang gegenüber dem bereits schwachen Ergebnis des Vorjahres mit minus 1,4 Punkten. In den Vorkrisenjahren bis 2020 lag der CGK bei über plus 20 Punkten. In den letzten sechs Jahren hatte es nur noch 2022 einmal mit plus 15,0 Punkten eine kurzfristige Erholung gegeben, die aber nicht von Dauer war. Der Index ist unterteilt in eine Bewertung zur aktuellen Geschäftslage und in die Geschäftserwartungen, wie sie die Unternehmen äußern. Der Geschäftslageindex steht aktuell bei minus 12,1 Punkten, der Geschäftserwartungsindex noch bei plus 6,8 Punkten. Beide Teilindizes zeigten in den letzten zehn Jahren noch nicht solch schlechte Werte.

Umsätze fallen weiter

Im Zeichen der Krise ist viel von den Problemen der Industrieproduktion, etwa bei der Herstellung von Automobilen oder im Maschinenbau, die Rede. Tatsächlich aber leidet auch die Umsatzentwicklung der KMU. Im Saldo aus gestiegenen und gesunkenen Umsätzen überwiegen die Rückgänge. Ein Minus von 10,6 Punkten wird nur von der akuten Krise des Jahres 2021 in der Corona Pandemie mit minus 14,5 Punkten übertroffen. In den Vor-Corona-Jahren lag die Umsatzentwicklung per Saldo immer im Plusbereich. Das Verarbeitende Gewerbe erlitt aktuell bei 32,2 Prozent der Befragten Umsatzrückgänge – immerhin eine leichte Erholung gegenüber dem Vorjahr. Im Baugewerbe sprachen sogar 38 Prozent der Unternehmen von Einbußen beim Umsatz und im Handel waren es 35,2 Prozent. Während sich das Minus im Handel jedoch gegenüber dem Vorjahr deutlich verringert hat, nahm es im Baugewerbe ebenso markant zu. Ein Lichtblick zeigt sich bei den Preisen: Steigende Angebotspreise mussten nur noch 37,1 Prozent der Betriebe am Markt positionieren – im Vorjahr waren es noch inflationäre 44,8 Prozent der Befragten.

Weniger Arbeitsplätze

Eine wichtige Größe zur Bestimmung der Konjunktur im Mittelstand stellt die Personalentwicklung dar. Mit Ausnahme der Dienstleistungsbranchen nahm überall im Mittelstand die Zahl der Beschäftigten ab. Nur 14,8 Prozent der Befragten insgesamt gelang eine Aufstockung des Personalbestands, aber jeder fünfte Betrieb sah sich gezwungen, mit weniger Mitarbeitern auszukommen. Der Saldo liegt deshalb mit 5,4 Punkten im Minus. Die weiteren Personalplanungen haben sich im Saldo zwar mit plus 6 Punkten verbessert, dennoch ist dies für die nähere Zukunft der schlechteste Wert seit über zehn Jahren. Nur 17,7 Prozent der KMU sprachen von Personaleinstellungen, während 11,7 Prozent fürchten, weiter verkleinern zu müssen. Bei den Umsatzerwartungen glauben immerhin 27,8 Prozent an eine Steigerung. Dem stehen 181, Prozent gegenüber, die weiter rückläufige Umsätze befürchten. Immerhin zeigt sich der aktuelle Saldo mit plus 9,7 Punkten gegenüber dem Vorjahr mit plus 7,7 Punkten leicht verbessert.

Investitionen zu teuer und zu unsicher

Angesichts der weiterhin dürftigen Zukunftsaussichten ist es wenig verwunderlich, dass die Investitionsbereitschaft der kleinen und mittleren Unternehmen weiter rückläufig ist. Noch 2023 hatte sie bei über der Hälfte der Befragten gelegen (52,8 Prozent). Aktuell im Frühjahr 2025 sehen sich nur noch 41,7 Prozent der Betriebe zu Investitionen aufgerufen. Bei den Investitionen spielt neben der Verteuerung der Finanzierung durch die Zinserhöhungen auch die politische Unsicherheit eine wichtige Rolle. Der wacklige und unentschlossene Kurs der Ampelkoalition ist zwar abgelöst, noch aber steht aus, wie die neue Regierung die großen Aufgaben angehen wird. Angesichts der Diskussionen auch um die Unternehmensbesteuerung, weitere Umweltschutzmaßnahmen sowie den Abbau von Vorschriften und Regelungen ist die Verhaltenheit der Unternehmen wenig verwunderlich. Der massive Rückgang gerade bei den konjunkturell wichtigen Erweiterungsinvestitionen von 51,7 (2024) auf 42,9 Prozent im Frühjahr 2025 spricht Bände. Nur die Investitionen in den Ersatz oder die Rationalisierung konnten sich auf dem Niveau des Vorjahres halten. Besonders schwach zeigt sich die Investitionsbereitschaft im Baugewerbe und im Handel – Verarbeitendes Gewerbe und Dienstleister schneiden deutlich zukunftsorientierter ab.

Wer seine Investitionen nicht fremd finanzieren möchte, der muss sein Eigenkapital und seine Gewinne einsetzen. Dabei bleibt fraglich, ob die Erträge dafür reichen werden. Nur noch 13,7 Prozent sprachen von gestiegenen Erträgen. Dem stehen 36,6 Prozent gegenüber, die auf gesunkene Gewinne verweisen mussten. Die schlechtesten Zahlen meldeten das Baugewerbe und der Handel. Wie auch bei den anderen betrieblichen Größen fällt die Hoffnung ein wenig günstiger aus als die Bewertung der aktuellen Lage. So setzen 20,5 Prozent auf steigende Erträge in der nahen Zukunft, wobei allerdings 25,9 Prozent ein weiteres Minus bei den Gewinnen befürchten.

Kurzfristig ist wohl keine Erholung möglich – bleibt die Hoffnung, dass genügend Substanz für die weitere Zukunft vorhanden ist.