IHK und Creditreform: Regionale Konjunktur stagniert auf niedrigem Niveau

Die Wirtschaft in der Region Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim ist zu Beginn des Jahres 2024 in der Stagnation gefangen. Unter dem Eindruck politischer Unsicherheiten und fehlender Planbarkeit beträgt der IHK-Konjunkturklimaindex nahezu unverändert 69 Punkte. Damit liegt er weiter deutlich unterhalb des langjährigen Durchschnitts von 104 Punkten. Diese Kernergebnisse ihrer aktuellen Konjunkturuntersuchungen stellten die IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim und Creditreform Osnabrück/Nordhorn jetzt gemeinsam vor.

Während per Saldo 14 Prozent der Unternehmen von einer schlechten Geschäftslage berichten (plus einen Prozentpunkt im Vergleich zum Vorquartal), rechnen per Saldo 45 Prozent mit einer nochmals schlechteren Konjunktur in den kommenden Monaten (minus vier Prozentpunkte). Somit überwiegen die pessimistischen Einschätzungen sowohl hinsichtlich der aktuellen Lage als auch mit Blick auf die kommenden Monate weiter deutlich. „Die regionale Wirtschaft gerät zunehmend in eine Schieflage. Einige Branchen haben sogar mit krisenhaften Entwicklungen zu kämpfen. Die Investitionspläne sind weiter im Keller und auch die Arbeitskräftenachfrage lässt merklich nach“, erläutert IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf.

Hauptproblem aus Sicht vieler Unternehmen sind die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. „Aktuell sehen zwei von drei Unternehmen in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen einen beträchtlichen Risikofaktor für die Geschäftsentwicklung in den kommenden Monaten. Dies ist der höchste Wert, der seit Beginn der Erhebung vor mehr als zehn Jahren gemessen wurde“, so Graf. Angesichts der ungelösten Probleme in der Energiepolitik sind vor allem die energieintensiven Betriebe stark beunruhigt. Quer durch alle Branchen werde zudem die ausufernde Bürokratie als ein gravierender Standortnachteil 

bemängelt. Ebenfalls einen neuen Höchstwert erreicht die Sorge der regionalen Wirtschaft um steigende Arbeitskosten.

Wie ein Blick in die Ergebnisse der einzelnen Branchen zeigt, werden nahezu durch die Bank sowohl die aktuelle Lage als auch die Aussichten für die kommenden Monate überwiegend negativ beurteilt. Besonders prekär stellt sich die Situation in der Industrie dar, wo mehr als jedes zweite Unternehmen von rückläufigen Auftragseingängen berichtet. Für 58 Prozent der Industriebetriebe stellt sich der Auftragsbestand aktuell als zu klein dar. Während die Geschäftslage im Baugewerbe weiter von den hohen Bauzinsen eingetrübt wird, sorgt die verhaltene Binnenkonjunktur dafür, dass auch im Handel kaum konjunkturelle Dynamik herrscht.

„Der Strukturwandel, die teils enormen Kostenbelastungen sowie die Rezession haben spürbaren Einfluss auf die regionalen Unternehmen. Die Ausfallquote der hiesigen Unternehmen spiegelt diese Entwicklung wider. Sie ist in den letzten zwölf Monaten von 0,97 auf 1,16 Prozent gestiegen und hat damit wieder das Niveau von ‚vor Corona‘. Es zeigt sich, dass mehr Unternehmen in kritische Situationen kommen und ausfallen“, erklärt Creditreform-Prokurist Armin Trojahn.

Die Betrachtung der Ausfallquote beinhaltet die insolventen Firmen zuzüglich der Firmen, die in der Finanzsprache als Ausfall gelten. Stärker noch als bei den Insolvenzen zeigt sich bei der Ausfallquote eine Trendwende hin zu höheren Zahlen und diese bedroht Geschäftspartner und Mitarbeiter. Demzufolge seien die Ausfallquoten in der Region insbesondere in den Bereichen Verkehr/Lagerei (2,42 Prozent), Gastgewerbe (1,89 Prozent) und Baugewerbe (1,69 Prozent) hoch. „Ausfälle und Insolvenzen sind die Spitze des Eisberges – das, was man direkt fühlt und sieht. Viele Veränderungen passieren aber oft im Stillen – wie z.B. Abmeldungen, Liquidationen und Verschmelzungen. Insbesondere bei den Verschmelzungen scheint sich eine Steigerung aufzubauen“, so Trojahn.

Alles in allem bleibe die aktuelle Lage bitterernst, so IHK und Creditreform. Damit sich die Konjunktur erholen könne, benötigten die Unternehmen dringend verlässliche und bessere Rahmenbedingungen. „Die Unternehmen werden in der Breite nur dann wieder mehr Vertrauen in die Politik gewinnen, wenn positive Veränderungen in ihrer Praxis ankommen – schnell und konkret“, so Graf. Konkrete Vorschläge hatte die IHK-Organisation jüngst in einem Grundsatzbeschluss mit der Überschrift "#GemeinsamBesseresSchaffen – jetzt!" beschrieben und darin zehn Punkte formuliert, die eine Zeitenwende der deutschen Wirtschafts- und Standortpolitik einläuten sollen. Graf und Trojahn zeigen sich zuversichtlich, dass der Wirtschaftspolitik die Zeitenwende gelingen kann, sofern zeitnah mutige Weichstellungen jenseits von Populismus und Kleinmut vorgenommen werden.

Hintergrund: Die IHK-Konjunkturumfrage zum 4. Quartal 2023 wurde vom 14. Dezember 2023 bis zum 10. Januar 2024 durchgeführt. 277 Unternehmen nahmen teil. Ergebnisse und Grafiken können dem IHK-Konjunkturbarometer unter www.ihk.de/osnabrueck (Nr. 98687) entnommen werden. Der Regionen-Risiko-Check von Creditreform ist hier abrufbar.

Weitere Informationen: IHK, Frank Hesse, Tel.: 0541 353-110, E-Mail: hesse@osnabrueck.ihk.de oder Creditreform, Armin Trojahn, Tel.: 0541 6925530 oder E-Mail: A.Trojahn@osnabrueck.creditreform.de