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Wirtschaftslage und Finanzierung im Mittelstand in Sachsen, Herbst 2020

Der sächsische Mittelstand hat infolge der Corona-Pandemie einen massiven Einbruch erlitten. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Untersuchung der Creditreform Wirtschaftsforschung.

Sachsen (auch) im Corona-Tief

So schätzten die Unternehmen ihre Geschäftslage deutlich schlechter ein als im Herbst 2019 – und auch die Erwartungen sind überwiegend pessimistisch. Der Creditreform Geschäftsklimaindex (CGK) notiert daraufhin 22 Punkte unter dem Vorjahresstand bei aktuell minus 5,9 Punkten (Herbst 2019: plus 16,1 Punkte). Der sächsische Mittelstand folgt damit dem bundesdeutschen Trend. Der entsprechende Indexwert für Deutschland verlor 22,8 Zähler und steht jetzt bei minus 5,7 Punkten (Herbst 2019: plus 17,1 Punkte).

Die Umsatzlage der mittelständischen Unternehmen im Freistaat spiegelt den Konjunktureinbruch deutlich wider. So berichtete nur noch jedes fünfte Unternehmen (19,7 Prozent) von Umsatzsteigerungen. Im Vorjahr lag dieser Anteil bei 38,2 Prozent. Umsatzeinbußen verzeichnete jeder vierte Befragte (26,3 Prozent) – ein doppelt so hoher Anteil wie im Herbst 2019 (13,2 Prozent).

Investitionen leiden unter Unsicherheit

Die sächsische Konjunktur dürfte sich darum in den kommenden Monaten nur zögerlich erholen. Die befragten Unternehmen beurteilten die weiteren Geschäftsaussichten überwiegend pessimistisch. Nur eine Minderheit von 15,8 Prozent rechnet mit einer Umsatzverbesserung im nächsten Halbjahr. Mit 23,7 Prozent überwiegt der Anteil der Befragten, die Umsatzrückgänge erwarten. Im letzten Herbst waren es nur 14,7 Prozent. Bereits in den zurückliegenden Monaten blieben die Aufträge zum Teil aus. 28,9 Prozent der Befragten hatten ein Minus bei den Auftragseingängen zu Buche stehen. Mit einer zukünftigen Verbesserung der Auftragslage rechnen nur 17,1 Prozent der Befragten (Herbst 2019: 20,6 Prozent).

Die Unsicherheit unter den sächsischen Unternehmen über den weiteren Verlauf der Pandemie ist entsprechend groß. Nur noch 40,8 Prozent der Befragten wollen in den nächsten Monaten investieren. Im vergangenen Herbst hatte dieser Wert noch bei 52,9 Prozent gelegen, im Herbst 2018 sogar bei 57,3 Prozent. Zum Vergleich: Im Bundesdurchschnitt liegt der Anteil investitionsbereiter Unternehmen aktuell bei 45,5 Prozent. Immerhin will die Mehrzahl der Mittelständler in Sachsen (71,1 Prozent) den Personalbestand zukünftig konstant halten. Dabei dürften auch arbeitsmarktpolitische Maßnahmen wie Kurzarbeit erstmal helfen. Entlassungen sind bei 14,5 Prozent der Unternehmen geplant (Vorjahr: 8,8 Prozent).

Gute Ausgangslage für sächsische Unternehmen

„Trotz der gefallenen Werte steht der Freistaat im Bundesvergleich noch gut da“, sagt Andreas Aumüller, Geschäftsführer von Creditreform in Dresden. „Die wichtigste Kennziffer zur Bestimmung der Widerstandsfähigkeit gegen die Auswirkungen der Krise ist die Eigenkapitalausstattung. Die sächsischen Unternehmen hatten mit 35,9 Prozent die höchste Eigenkapitalquote im Bundesvergleich zu Beginn der Krise“, so Aumüller weiter. Zudem ist die hiesige Wirtschaft im bundesweiten Vergleich deutlich kleinteiliger. So weisen 87 Prozent der Betriebe einen Jahresumsatz von maximal 500.000 Euro aus. „Das dämpft den Abschwung ebenso wie die ausgeprägte Krisenerfahrung der Unternehmen aus der Zeit nach der Wende“. Dennoch ist zu erwarten, dass sich aufgrund von Umsatzrückgängen, coronabedingten Verlusten sowie der Aufnahme neuer Kredite die Bilanzqualität künftig verschlechtern wird.

Eigenkapitaldecke schmilzt

So hat auch der bisherige Verlauf der Krise spürbar an den Kapitalrücklagen der Unternehmen im Freistaat gezehrt. Nur noch 22,4 Prozent der Unternehmen meldeten eine hohe Eigenkapitalquote von über 30 Prozent. Der Vergleich mit den Vorjahren zeigt das Ausmaß der Eigenkapitalerosion: Vor einem Jahr wiesen noch 30,9 Prozent der Befragten eine hohe Eigenkapitalquote auf. Im Herbst 2018 galten gar noch 34,1 Prozent der Unternehmen als eigenkapitalstark. Umgekehrt sind aktuell 25,0 Prozent der Unternehmen größtenteils auf Fremdkapital angewiesen und haben eine Eigenkapitalquote von unter 10 Prozent. Gegenüber dem letzten Herbst (16,2 Prozent der Unternehmen) hat sich dieser Anteil deutlich erhöht.

Von größeren Forderungsausfällen blieben die meisten Unternehmen aber bisher verschont. Mehrheitlich waren die Forderungsverluste geringer Natur. Nur 2,6 Prozent der Befragten hatten hohe Ausfälle (über 1,0 Prozent des Umsatzes) zu beklagen. 36,8 Prozent der Befragten mussten keine Zahlungsausfälle hinnehmen (Vorjahr: 30,9 Prozent).

Verschleierte Lage

„Unsere Erhebung aus dem September fällt in eine unübersichtliche Zeit“, sagt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung. „Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist mitten in der größten Krise stark rückläufig, der Arbeitsmarkt weitgehend stabil und die Finanzierungssituation der Betriebe noch immer positiv. Die – in Anbetracht der historischen Rezession – scheinbar entspannte Situation ist jedoch die Folge fiskalpolitischer, geldpolitischer und regulatorischer Maßnahmen, die derzeit massiv auf die deutsche Volkswirtschaft einwirken“, so Hantzsch weiter. Beispiele dafür sind die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht, das Kurzarbeitergeld, die staatlichen Hilfskredite und Überbrückungshilfen sowie umfangreiche Garantien für Unternehmen. Dennoch zeigen sich im Detail auch innerhalb von Branchen große Unterschiede in Abhängigkeit von Geschäftsmodell und Kundensegment. Vor diesem Hintergrund sind auch die Ergebnisse der vorliegenden Analyse zu betrachten.




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