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Schuldneratlas 2025 – Überschuldung steigt wieder an
Der Schuldneratlas 2025 zeigt eine deutliche Trendwende: Erstmals seit sechs Jahren nimmt die Überschuldung in Deutschland wieder zu und auch das Saarland ist davon spürbar betroffen. Bundesweit gelten inzwischen 5,67 Millionen Menschen als überschuldet (8,16 %), rund 111.000 mehr als im Vorjahr. Die anhaltend schwierige wirtschaftliche Lage, steigende Lebenshaltungs- und Energiekosten sowie ein insgesamt höherer finanzieller Druck führen dazu, dass viele Haushalte ihre Rücklagen aufbrauchen und ihre laufenden Verpflichtungen nicht mehr bedienen können.
Deutschlandweit zeigt sich ein deutlicher Anstieg sowohl bei der harten (Gerichtsvollzieher, Vollstreckung) als auch bei der weichen Überschuldung (Inkassoverfahren, Zahlungsrückstände). Besonders betroffen sind junge Erwachsene und Seniorinnen und Senioren, aber auch die mittleren Jahrgänge stehen unter zunehmendem Druck. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen – darunter steigende Preise, höhere Kreditkosten, eine schwächelnde Konjunktur und wachsende Unsicherheit – wirken sich massiv auf die private Finanzlage aus. Dazu kommt, dass die finanzielle Resilienz vieler Haushalte erkennbar nachlässt: Rücklagen schrumpfen, Vorsorge wird schwieriger, und unerwartete Ausgaben führen schneller in die Überschuldung. Der Schuldneratlas sieht diesen bundesweiten Anstieg deshalb als Warnsignal für die kommenden Jahre.
Im Saarland liegt die Überschuldungsquote mit 9,34 % spürbar über dem Bundesschnitt. Etwa 80.000 Menschen sind aktuell überschuldet. Den größten Zuwachs konnten junge Erwachsene unter 30 sowie Seniorinnen und Senioren über 70 vorweisen. Während junge Menschen häufig durch unbedachtes Konsumverhalten, etwa „Buy now, pay later“-Modelle oder schnelle Online-Ratenkäufe, in finanzielle Schwierigkeiten geraten, wächst bei älteren Menschen das Risiko durch Altersarmut. Sinkende Renten, steigende Kosten und der Wegfall eines Partners können dazu führen, dass selbst vorher stabil aufgestellte Haushalte in eine Schulden- oder Armutsfalle geraten.
Neben diesen demografischen Entwicklungen spielen strukturelle Faktoren eine zentrale Rolle. Der ausgeprägte Niedriglohnsektor, prekäre Beschäftigungsverhältnisse und Arbeitslosigkeit sind häufige Ursachen für Überschuldung. In den vergangenen zehn Jahren nahmen Überschuldungen aufgrund langfristiger Niedrigeinkommen um 191 % zu. Hinzu kommen Erkrankungen, Suchtprobleme oder Unfälle – Faktoren, die die finanzielle Stabilität zusätzlich belasten. Trotz gestiegener Sparquoten zeigt sich, dass die finanzielle Resilienz vieler Haushalte schwindet und Rücklagen nicht mehr ausreichen, um steigende Kosten aufzufangen.
Regional fallen die Unterschiede deutlich aus. Im Regionalverband Saarbrücken ist mehr als jeder Zehnte überschuldet, in Stadtteilen wie Malstatt sogar jeder Vierte. Auch der Landkreis Neunkirchen liegt weit über dem Landesschnitt. Einzig im Landkreis Saarlouis ist ein leichter Rückgang der Quote erkennbar. Damit zeigt sich eine deutliche soziale und wirtschaftliche Ungleichverteilung innerhalb des Bundeslandes.
Parallel zur privaten Überschuldung steigen im Saarland auch die Firmeninsolvenzen weiter an. Bis September wurden 218 Unternehmensinsolvenzen registriert - ein Anstieg von 10,7 % gegenüber dem Vorjahr. Obwohl sich die Dynamik im Vergleich zu 2024 etwas abgeschwächt hat, bleibt der wirtschaftliche Transformationsdruck hoch und wirkt unmittelbar auf Haushalte, Arbeitsplätze und Konsumverhalten.
Der Schuldneratlas 2025 verdeutlicht insgesamt, dass die finanzielle Stabilität vieler Menschen zunehmend unter Druck steht. Im Saarland ist diese Entwicklung stärker ausgeprägt als in vielen anderen Regionen Deutschlands. Junge Menschen und ältere Bürgerinnen und Bürger zählen zu den Hauptbetroffenen, während die Kombination aus wirtschaftlichen Veränderungen, sozialen Belastungsfaktoren und fehlender finanzieller Bildung die Risiken weiter erhöht. Ohne gezielte Maßnahmen wie den Ausbau der Schuldnerberatung, die Förderung von Finanzkompetenz und eine nachhaltige Unterstützung einkommensschwacher Haushalte dürfte sich dieser Trend weiter verschärfen.


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