Creditreform Magazin

Die Luft wird rein

Der Winter ist nicht vorüber, ­ebenso wenig die Corona-Pandemie. Doch wie schützen Unternehmen Mitarbeiter, die im Büro arbeiten? Zum Beispiel mit Luftfilteranlagen, die nicht nur die Aerosol- und Virenlast verringern, sondern auch für ein gutes Raumklima sorgen.

 

Viele Schüler in Deutschland brauchten in den vergangenen Monaten vor allem eins: warme und funktionale Klamotten. Vom Zwiebelprinzip war oft die Rede, also mehreren wärmenden Kleidungsschichten, die je nach Temperatur schnell an- und wieder ausgezogen werden konnten. Denn bisweilen standen selbst im Dezember die Fenster der Klassenräume sperrangelweit offen. Lüften gegen Corona.

Doch die Diskussion um die Schulen hat eine bislang unterschätzte Technologie in den Mittelpunkt gerückt. Mit moderner Raumlufttechnik könnten nicht nur Klassenzimmer, sondern auch Büro-, Besprechungs-, Geschäfts- und Sanitärräume virenfrei gemacht werden. Aber auch die Verminderung von CO2- und anderen Schadstoffkonzentrationen spricht für den Einsatz von Luftfiltern.

Langfristige Investition

„Jedes zweite Büro ist nachzurüsten, wenn die vom Umweltbundesamt empfohlenen Grenzwerte eingehalten werden sollen“, schätzt Günther Mertz, Hauptgeschäftsführer des Bundesindustrieverbands Technische Gebäudeausrüstung (BTGA). „Alle Mitarbeiter haben mit oder ohne Corona Anspruch auf eine gute Luftraumqualität.“ Regelmäßiges Fensteröffnen sei keine rechte Alternative, weil so vor allem eingespielte Arbeitsabläufe durcheinandergebracht und Mitarbeiter von Temperatureinbrüchen oder Verkehrslärm gestört werden. Für Mertz sind Ausgaben für Raumlufttechnik eine langfristige Investition, welche auch laufende Kosten senken kann. „Wenn aus Abluft Wärme gewonnen wird, spart dies Energie“, gibt er zu bedenken.


„Alle Mitarbeiter haben mit oder ohne Corona Anspruch auf eine gute Luftraumqualität.“
Günther Mertz, Hauptgeschäftsführer des Bundesindustrieverbands Technische Gebäudeausrüstung
 


Als Standardlösung haben sich Klimaanlagen mit Kühl-, Heiz-, Entfeuchtungs- und Luftfilterfunktionen durchgesetzt. Solche Geräte kosten rund 3.000 Euro, mit ihnen kann praktisch jeder Raum ausgestattet werden. Auch mobile Luftfilter helfen weiter, wenn sie in der Raummitte aufgestellt werden können und einen sogenannten HEPA-Luftfilter besitzen. Die Abkürzung steht für High-Efficiency Particulate Air, also Hochleistungspartikelfilter. Nur sie filtern zuverlässig Viren, Pollen, Aerosole, Stäube, Rauchpartikel und andere gesundheitsschädigende Teilchen aus der Luft. Alternativ gibt es Luftreiniger oder spezielle Leuchten, welche mit UV-Licht oder Ozon säubern. ­Allerdings wurden für diese Geräte noch keine einheit­lichen Prüfungsverfahren entwickelt. Von reinen Umluftanlagen raten Experten ab, weil diese keine Frischluft zuführen und nur Abluft behandeln. Das tun freilich auch konventionelle Luftreiniger.

Zentrale Lösung anstreben

An Herstellern von Lüftungstechnologien herrscht kein Mangel. Das Spektrum der mehr als 85 deutschen Anbieter reicht von Marktriesen wie Vaillant oder Stiebel Eltron über zahlreiche Mittelstandsunternehmen bis hin zu Spezialanbietern zum Beispiel für den Gesundheitsbereich. Wer nicht nur einzelne Räume, sondern ganze Gebäude umrüsten möchte, sollte ein Ingenieurbüro mit der Entwicklung einer zentralen Lösung beauftragen. Pro Raum muss mit bis zu 3.000 Euro kalkuliert werden. „Bei jedem Um- und Neubau sollte eine solche Maßnahme geplant werden“, rät Thomas Buschek, Inhaber der Buschek Lufttechnik in Unterschleißheim.

Die Palitza Hoch- und Tiefbau GmbH in Mühldorf/Inn hat dies getan. Über zwei Außenhauben in der Fassade kommt nun jederzeit frische Luft in die beiden Stockwerke ihres neuen Bürogebäudes. Ein Gerät in der Putzkammer steuert die Belüftung aller Büro-, Besprechungs- und Sanitärräume. Zu- und Abluftleitungen in der Decke führen verbrauchte Luft ab und frische Luft zu. Pollen- und Aerosolfilter sorgen für zusätzlichen Schutz. An Pandemien hatte Geschäftsführer Thomas Größlinger gar nicht gedacht, als er diese Lösung mit der Technologie der Stiebel-Eltron-Tochter Tecalor realisierte. „Ich möchte den 70 Mitarbeitern optimale Bedingungen für Leistungsfähigkeit und Konzentration bieten“, sagt der Unternehmer. Dieses Motiv ist auch in einer Zeit nach der Corona-Krise noch aktuell.


Virenkiller im Aufzug

Als effizienter Virenkiller gilt UV-Licht. Mit dessen Strahlen können Handläufe, Büro­möbel und sogar ganze Räume desinfiziert werden. Auch für die photokatalytische ­Reinigung von Aufzügen wird UV-Licht eingesetzt. Bei diesem Verfahren wird Innenluft mit Katalysatoren und Ventilatoren permanent gereinigt. Allerdings werden Aufzüge nicht standardmäßig mit dieser Technologie ausgestattet. Weil jede Konstruktion luftdurchlässig ist, findet auch bei längerer Nichtnutzung ein Luftaustausch wenigstens mit dem Schacht statt. „Ich empfehle eine Nachrüstung mit photokatalytischen Verfahren bei hohen Frequentierungen in kurzen Zeiträumen“, sagt Thomas Lipphardt, Manager Technische Regelwerke beim Aufzughersteller Kone. Vor allem für Unternehmen ohne Gleitzeitregelungen macht ein Upgrade Sinn. Sie müssten hierfür 1.000 bis 1.500 Euro pro Aufzug investieren.


Quelle: Magazin "Creditreform"
Text: Stefan Bottler