Region Stuttgart: Konsumzurückhaltung bremst Verbraucherüberschuldung

In der Region Stuttgart1 ist die Zahl der überschuldeten Verbraucher deutlich gesunken. Verantwortlich dafür waren die Konsumzurückhaltung und eine gewisse Vorsicht bei finanziellen Ausgaben im Zuge der Corona-Krise. Das ist das zentrale Ergebnis des diesjährigen Creditreform SchuldnerAtlas. Zum Stichtag 1. Oktober 2021 wiesen demnach 165.061 erwachsene Einwohner der Region Stuttgart Überschuldungsmerkmale auf. Gegenüber dem Vorjahr (2020: 184.106 Personen) verringerte sich die Zahl der Überschuldungsfälle deutlich um rund 19.000 bzw. 10,3 Prozent. Bundesweit war ebenfalls ein spürbarer Rückgang der Überschuldungsfälle zu verzeichnen (- 10,1 Prozent).

Der Creditreform SchuldnerAtlas definiert private Überschuldung als einen Zustand, in dem die Einnahmen einer Person nicht mehr ausreichen, um dauerhaft den finanziellen Verpflichtungen nachkommen zu können.

„Viele Verbraucher haben ihre Konsumausgaben in den letzten Monaten zurückgefahren“, sagt Fabian Strahler, Geschäftsführer von Creditreform in Stuttgart. Ursächlich seien Unsicherheiten über die weitere Einkommensentwicklung und weniger Gelegenheiten zum Geldausgeben bedingt durch die Corona- Situation. Dadurch seien Überschuldungsprozesse vermieden worden.

Mit einer Schuldnerquote von 7,11 Prozent war der Anteil der überschuldeten Personen an der Bevölkerung um 0,84 Prozentpunkte niedriger als 2020 (7,95 Prozent). Die Schuldnerquote in der Region Stuttgart, die sich aus der Zahl der überschuldeten Personen im Verhältnis zur Zahl der erwachsenen Einwohner ergibt, liegt damit deutlich unter dem Bundesdurchschnitt (8,86 Prozent).

In allen Landkreisen der Region Stuttgart sind die Schuldnerquoten im Jahresvergleich spürbar gesunken. Den stärksten Rückgang verzeichnete der Stadtkreis Stuttgart, wo die Schuldnerquote um 1,11 Prozentpunkte auf 8,77 Prozent zurückging. In den Landkreisen Göppingen (- 0,86 Prozentpunkte auf 7,45 Prozent) bzw. Ludwigsburg (- 0,85 Prozentpunkte auf 6,56 Prozent) waren ebenfalls starke Rückgänge zu verzeichnen. Die geringste Verbraucherüberschuldung in der Region Stuttgart weist weiterhin der Landkreis Böblingen auf (Schuldnerquote: 5,93 Prozent). „Trotz der jüngsten positiven Entwicklung darf man nicht vergessen, dass die Schuldnerquote in der Region Stuttgart noch höher ist als zu Beginn der Datenerhebungen im Jahr 2004“, mahnt Strahler. Ein Großteil der überschuldeten Personen weist zudem bereits harte Überschuldungsmerkmale auf, beispielsweise gerichtliche Negativeinträge.

Die Zahl der Personen mit „harten“ Überschuldungsmerkmalen (u. a. gerichtliche Merkmale wie ein Insolvenzantrag) hat sich zuletzt verringert. Insgesamt gab es 97.835 Fälle (- 5,0 Prozent), bei denen eine hohe Überschuldungsintensität messbar war. Die Zahl sogenannter „weicher“ Überschuldungsfälle, bei denen die Überschuldung noch nicht zu gerichtlichen Negativmerkmalen geführt hat, nahm indes erstmals seit 2017 ab – von 81.136 auf 67.226 Personen (- 17,1 Prozent). „Die Gefahr, dass sich Überschuldung verhärtet, steigt bei Einkommenseinbußen, bei einem Anstieg von Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit“, warnt Creditreform Geschäftsführer Fabian Strahler. Auch seien Veränderungen in den Lebensumständen (wie z. B. bei Krankheit) häufig Überschuldungsauslöser.

In der Region Stuttgart sind 9,03 Prozent der erwachsenen Männer überschuldet. Die Überschuldungsquote lag damit 1,03 Prozentpunkte niedriger als vor einem Jahr (10,06 Prozent). Bei den erwachsenen Frauen wiesen 4,88 Prozent Überschuldungsmerkmale auf. Auch hier ging die Überschuldungsquote zurück (2020: 5,56 Prozent). Auf Ebene der Land- und Stadtkreise zeigen sich nochmals erhebliche Unterschiede. So sind im Stadtkreis Stuttgart 11,29 Prozent der Männer überschuldet – das ist jeder neunte erwachsene Mann. Zum Vergleich: Im Landkreis Böblingen liegt die Schuldnerquote der männlichen Einwohner nur bei 7,51 Prozent. Bundesweit sind 11,07 Prozent der Männer und 6,75 Prozent der Frauen überschuldet.