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Creditreform SchuldnerAtlas 2025 Bremen/Bremerhaven

Die Überschuldung in Bremen und Bremerhaven hat 2025 wieder zugenommen – und zwar stärker als im Bundesdurchschnitt. Nach aktuellen Zahlen des Creditreform-Schuldneratlas liegt die Überschuldungsquote im Bundesland Bremen bei 12,11 Prozent (Vorjahr: 11,81 Prozent). Das entspricht einem Anstieg um 0,30 Prozentpunkte und rund 2.300 zusätzlichen überschuldeten Personen. Damit bleibt Bremen weiterhin das Schlusslicht im Bundesvergleich, gefolgt von Sachsen-Anhalt und Berlin. Bundesweit sind 5,67 Millionen Menschen über 18 Jahre überschuldet – 111.000 mehr als im Vorjahr. Die Überschuldungsquote steigt auf 8,16 Prozent (Vorjahr: 8,09 Prozent). Damit verzeichnet Deutschland erstmals seit 2018 wieder einen spürbaren Anstieg.

 

„Nach Jahren des Angst-Sparens sind die finanziellen Puffer vieler Menschen schlicht aufgebraucht. Die Multikrisen Corona, Energiepreisschock und Inflation haben nicht nur Spuren hinterlassen, sie wirken jetzt nach“, sagt Verena Dahlke von Creditreform Bremen.

„Bremen hat die bundesweite Trendwende besonders zu spüren bekommen. Nach Jahren rückläufiger Zahlen steigt die Überschuldung wieder deutlich an. Das ist kein Ausrutscher, sondern Ausdruck einer strukturellen Schwäche in den privaten Finanzen“, ergänzt Dr. Peter Dahlke. „Wir sehen, dass immer mehr Menschen in die Überschuldung geraten – nicht nur klassische Risikogruppen, sondern zunehmend auch die gesellschaftliche Mitte.“

Auch Mitte der Gesellschaft unter Druck
Besonders betroffen sind laut Creditreform die sogenannten „Lifestyle-Überschuldeten“ und „Überschuldungspragmatiker“ – also Menschen mit mittlerem oder überdurchschnittlichem Einkommen, die ihren Lebensstandard trotz steigender Kosten aufrechterhalten wollen.

„Überschuldung ist längst kein Randphänomen mehr. Immer häufiger betrifft sie Menschen mit geregeltem Einkommen“, so Verena Dahlke. „Die Inflation, teure Energie und hohe Mieten haben dabei die Haushalte ausgedünnt. Wer dann noch Kredite oder Ratenkäufe laufen hat, gerät schnell ins Straucheln.“

Bremerhaven stärker betroffen als Bremen-Stadt
In Bremerhaven ist die Situation noch angespannter: Die Überschuldungsquote liegt hier mit 18,33 Prozent deutlich über dem Landesdurchschnitt. Ursachen sind laut Creditreform die hohe Arbeitslosigkeit, ein unterdurchschnittliches Einkommensniveau und – wie fast überall – steigende Wohn- und Energiekosten.
„Bremerhaven zeigt exemplarisch, wie soziale und wirtschaftliche Faktoren zusammenwirken“, so Dr. Peter Dahlke. „Wenn Einkommen stagnieren, aber alle Lebenshaltungskosten steigen, wird Überschuldung zum strukturellen Problem und zum Alltagsthema für viele Menschen.“

Junge und Ältere geraten zunehmend in Not
Wie bundesweit sind auch in Bremen junge Menschen unter 30 und Ältere über 60 signifikant betroffen. Während Jüngere durch Konsum, Kredite und Onlinekäufe in Rückstand geraten, leiden Ältere unter begrenzten Renten und steigenden Fixkosten.

„Wir beobachten eine neue Zweiteilung der Überschuldung: Die Jüngeren stolpern über Konsum und Onlinekäufe, die Älteren über strukturelle Knappheit. Dabei sehen wir immer häufiger Fälle, in denen ältere Menschen ihren Strom oder ihre Miete nicht mehr zahlen können, besonders wenn sie alleine leben“, berichtet Verena Dahlke. „Die private Widerstandskraft vieler Haushalte ist erschöpft – es fehlt der Spielraum für Unvorhergesehenes.“

Ausblick: Weitere Zunahme wahrscheinlich
Die Experten von Creditreform erwarten, dass sich der negative Trend 2026 fortsetzt. Steigende Zinsen, hohe Preise und eine sich abschwächende Konjunktur verschlechtern die Lage weiter. „Wir stehen erst am Anfang einer neuen Überschuldungswelle“, warnt Dr. Peter Dahlke. „Wir brauchen eine Kultur der finanziellen Prävention – mehr Bildung, mehr Beratung und weniger Scham, über Geldprobleme zu sprechen“, so sein Fazit.


Bremen/Bremerhaven, 14.11.2025


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