Creditreform Bremerhaven

Creditreform SchuldnerAtlas 2022 Bremen-Bremerhaven

Deutlicher Rückgang trotz Corona und Inflation. 52.000 Personen in Bremen und 18.000 in Bremerhaven überschuldet.


Die Überschuldungsentwicklung in Deutschland bleibt auch 2022 positiv. Die Zahl überschuldeter Privatpersonen ist zum vierten Mal in Folge zurückgegangen und erreicht 2022 einen neuen Tiefstand, den niedrigsten Wert seit Beginn der Auswertungen im Jahr 2004. Die Überschuldungsquote sinkt erneut um fast einen halben Prozentpunkt (- 0,38 Punkte). Für die gesamte Bundesrepublik wird zum Stichtag 1. Oktober 2022 eine Überschuldungsquote von 8,48 Prozent gemessen. Trotz Rückgang sind weiterhin fast 5,9 Millionen Bürger über 18 Jahre überschuldet und weisen nachhaltige Zahlungsstörungen auf. Dies sind rund 274.000 Personen weniger als noch im letzten Jahr (- 4,4 Prozent). Die Überschuldungsquote für Deutschland bleibt zum zweiten Mal in Folge deutlich unter der Neun-Prozent-Marke, die Zahl der Fälle sinkt erstmals unter die Sechs-Millionen-Grenze.

Die Überschuldungslage in Deutschland wurde auch 2022 von den (positiven) Folgewirkungen der „coronaren Wirtschaftskrise“ der Jahre 2020 / 2021 bestimmt. Diese war von Restriktionen, Verordnungen und Einzelhandelsverboten bestimmt und hat zugleich zu einem veränderten Konsumverhalten geführt. Viele Verbraucher zeigten Konsumzurückhaltung, übten Ausgabenvorsicht und sparten mehr als vor der Corona-Krise. So war der zuletzt sprunghafte Anstieg von Sparquote und Ersparnissen von vielen Verbrauchern zur Schuldentilgung und zur Entschuldung genutzt worden. Hinzu kommt, dass sich die meisten Indikatoren zur Bewertung der Überschuldungsentwicklung – der Corona- und Energiekrise zum Trotz – weiterhin entspannt zeigen: Die Zahl von Arbeitslosen, Langzeitarbeitslosen und Kurzarbeitern bewegt sich weiterhin auf niedrigem Niveau, was sich ebenfalls positiv auf die aktuelle Überschuldungssituation ausgewirkt hat.

Auch im Bundesland Bremen ist die Zahl der überschuldeten Verbraucher zurückgegangen: Mit einer Überschuldungsquote von 12 Prozent ist Bremen jedoch wie in den Vorjahren das Schlusslicht im Ländervergleich. Allein in der Stadt Bremen weisen ca. 52.300 Personen nachhaltige Zahlungsstörungen auf (11 Prozent), ca. 2.000 weniger als noch vor einem Jahr. Die rote Laterne im bundesweiten Ranking aller 401 Städte und Kreise hat erneut die Seestadt Bremerhaven inne mit knapp 19 Prozent, d.h. ungefähr 18.400 Einwohner können ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen. Dies ist ein Rückgang von ca. 300 Personen gegenüber 2021.

Perspektivisch wird die Überschuldungsgefährdung für viele Verbraucher in Deutschland drastisch zunehmen und das Risikopotenzial der letzten Jahre bei Weitem übersteigen. So setzen galoppierende Energiepreise viele private Haushalte zunehmend unter finanziellen Druck, da sie die explodierenden Kosten für Heizen, Warmwasser und Strom (sowie Mobilität) kaum noch werden bezahlen können („Inflation frisst Überschussersparnis“). Für 2023 ist daher zu erwarten, dass der „Nachzahlungsschock“ im Energiebereich und die anhaltend hohe Inflation viele Verbraucher in nachhaltige Zahlungsschwierigkeiten führen wird. Damit dürfte auch ein deutlicher Wiederanstieg der Überschuldungszahlen im kommenden Jahr einhergehen.

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