Creditreform Magazin

Neue Werkzeuge für den Kreditprozess

Die Bankbranche befindet sich im Umbruch. Experten erwarten einen Ausleseprozess. Creditreform Rating bringt mit einer neuen, digitalen Bilanzdatenbank Transparenz in das Marktgeschehen.

Niedrige Zinsen, strenge Regulierungsvorschriften und Kunden, die ihre Bankgeschäfte immer häufiger online abwickeln – die Kreditinstitute in Deutschland geraten derzeit von vielen Seiten unter Druck. Sie reagieren mit zum Teil hektischen Strategiewechseln. Filialen werden geschlossen, Personal wird abgebaut. Und gleichzeitig halten alle Ausschau nach neuen Ertragsquellen. Experten sind überzeugt: Das wird auf Dauer nicht gutgehen. Sie prognostizieren einen harten Ausleseprozess. Die Strategieberatung Oliver Wyman erwartet sogar, dass mehrere Hundert der derzeit etwa 1.600 in Deutschland tätigen Banken in den nächsten zehn bis 15 Jahren verschwinden werden. 

In Zeiten des Umbruchs ist Transparenz von besonderer Bedeutung. Marktpartner möchten wissen, wie stabil ihre Bankpartner sind. Für Aufklärung sorgt Creditreform Rating mit einem neuen Produkt: der umfangreichen digitalen Bilanzdatenbank mit Analysefunktion (eValueRate) sowie mit detaillierten Informationen zu nationalen und internationalen Kreditinstituten. Der Zugriff erfolgt über eine webbasierte Anwendung. „eValueRate bietet Banken, Versicherungen und allen Marktteilnehmern, die eine präzise Risikoeinschätzung ihrer Bankpartner vornehmen möchten, einen echten Mehrwert“, sagt Michael Munsch, Vorstand und CEO der Creditreform Rating AG. Nutzer der Datenbank können sich noch stärker auf ihre Kernaufgaben im Rahmen der Risikoeinschätzung fokussieren. Creditreform Rating übernimmt die Recherche, die Erfassung sowie die Strukturierung von Geschäfts- und Offenlegungsberichten unterschiedlicher Abschlussarten (Einzel- und Konzernabschlüsse) sowie Rechnungslegungsstandards (HGB, US-GAAP). „Die Informationen können am Bildschirm eingesehen und unmittelbar in Excel-Sheets übertragen werden. So stehen sie mit wenigen Mausklicks für eine weitere Verwendung im Prozess der Kreditrisikoanalyse zur Verfügung“, erklärt Munsch.


„eValueRate bietet Banken, Versicherungen und allen Marktteilnehmern, die eine präzise Risikoeinschätzung ihrer Bankpartner vornehmen möchten, einen echten Mehrwert.“

Michael Munsch, Vorstand und CEO der Creditreform Rating AG


Banken-Bonitätscheck

Darüber hinaus bietet eValueRate weitere Features: etwa einen Peer-Group-Vergleich unterschiedlicher Adressen oder einen Score für ein Kreditinstitut, der eine Indikation über die Bonität einer Bank liefert. Creditreform Rating will die Bilanzdatenbank in den kommenden Monaten um weitere Funktionen und Informationen wie etwa die Darstellung von Konzernverbünden erweitern. Die Resonanz ist positiv. „Es gibt viel Zuspruch für unser neues Produkt“, sagt Munsch.

Und welche Erkenntnisse können Auswertungen der eValueRate-Datenbank liefern? Zum Beispiel ein detailliertes Bild darüber, wie die Kosten von Großbanken und Premium-Privatbanken, also Instituten, die auf die Vermögensverwaltung spezialisiert sind und kein Universalgeschäft betreiben, auseinanderdriften. Die Analyse der Jahresabschlüsse für 2018 zeigt, dass der Personalaufwand bei Großbanken zuletzt um durchschnittlich 1,08 Prozent gesunken ist. „Dagegen sehen wir bei kleinen Privatbanken eine Bewegung, die in eine andere Richtung zeigt“, heißt es in einer Auswertung von Creditreform Rating. Tatsächlich war der Personalaufwand bei den Spezialinstituten 2018 um 1,51 Prozent höher als im Jahr zuvor. 

Diese unterschiedliche Entwicklung wird sich nach Einschätzung der Experten in den kommenden Jahren fortsetzen. Die aktuell bei den Großbanken laufenden Stellenkürzungen, die häufig mit ertragswirksamen Abfindungsprogrammen verbunden sind, sorgen dafür, dass die Ausgaben für Mitarbeiter mittelfristig weiter sinken werden. Dagegen lassen die zunehmenden regulatorischen Anforderungen aus den Kapital-, IT- und Reportingvorschriften kleinen Bankhäusern häufig keine andere Wahl, als sich punktuell zu verstärken. Entsprechend wird der Personalaufwand bei ihnen tendenziell zunehmen.

 

Belastendes Zinsumfeld 

Alle Banken sind nach Einschätzung von Creditreform Rating in den kommenden Jahren gezwungen, noch kritischer auf die Kosten zu schauen. Vor allem, seit schwache Handelsergebnisse den ohnehin vorhandenen Ertragsdruck verstärken. So verbuchten Premium-Privatbanken im vergangenen Jahr einen Rückgang des Handelsergebnisses um durchschnittlich 9,13 Prozent. Bei den Großbanken betrug das Minus 31,19 Prozent, ein Einbruch, den die Institute nicht durch Wachstum in anderen Bereichen kompensieren konnten.  Privatbanken verzeichneten 2018 ein um 7,68 Prozent niedrigeres operatives Einkommen. Bei den Großbanken beträgt der Rückgang 4,88 Prozent.

Die Banken stehen unter Ertragsdruck - und die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank sorgt dafür, dass er beständig größer wird. Zahlten die Banken 2016 noch rund 1,1 Milliarden Euro Strafzinsen auf ihre bei der Bundesbank gehaltenen Einlagen, wurden im vergangenen Jahr bereits 2,4 Milliarden Euro fällig. Im Jahr 2019 dürften es noch einmal deutlich mehr sein. Das könnte für manche Bank zu einer Belastungsprobe werden. Umso wichtiger ist es, dass mit eValueRate ein Tool zur Verfügung steht, das eine zuverlässige Risikoeinschätzung einer Bank möglich macht. 


Quelle: Magazin „Creditreform“

Text: Stefan Weber