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Creditreform Kassel

Die Überschuldung von Privatpersonen in Deutschland steigt zum fünften Mal in Folge trotz konstanter Überschuldungsquote.

Die Überschuldungslage der Deutschen bleibt weiterhin angespannt. Die Zahl überschuldeter Verbraucher steigt seit 2014 kontinuierlich an.

Die Zunahme ist allerdings weniger stark betroffen als in den letzten beiden Jahren. Die Überschuldungsquote bleibt sogar zum Vorjahr stabil, der Grund dafür ist schnell erklärt, da die Bevölkerungszahl in Deutschland erneut durch Zuwanderung und Migration wie in den Vorjahren zugenommen hat. Zum Stichtag 1. Oktober 2018 wurde für die gesamte Bundesrepublik eine Überschuldungsquote so wie auch im letzten Jahr von 10,04 Prozent (2017: 10,04 Prozent) gemessen. Damit sind 6,93 Millionen Bürger über 18 Jahre überschuldet und weisen nachhaltige Zahlungsstörungen auf. Dies sind rund 19.000 Personen mehr als noch im letzten Jahr (+ 0,3 Prozent). Die Überschuldungsquote verbleibt somit weiterhin über der 10- Prozent-Marke. In den Vorjahren nahm die Zahl überschuldeter Personen noch deutlich mehr zu: 2017 um rund 65.000 Fälle (+0,9 Prozent), 2016 um 131.000 Fälle (+1,9 Prozent).

Die aktuellen Daten zur Überschuldungsintensität zeigen einen neuen Trend: Erstmals seit 2006 beruht der aktuelle Anstieg der Überschuldungszahlen ausschließlich auf eine Zunahme der Fälle mit geringer Überschuldungsintensität. Ihre Zahl nahm in den letzten zwölf Monaten um rund 106.000 Fälle (+3,9 Prozent) zu, während die Zahl der Fälle mit juristischen Sachverhalten um rund 87.000 Fälle abnahm (-2,1 Prozent). Weiterhin verbleiben rund 4,13 Millionen Menschen in Deutschland in einer dauerhaften Überschuldungsspirale. Sowohl in Ost wie in West ist die Zahl der Fälle mit hoher Überschuldungsintensität zurückgegangen, die mit geringer Überschuldungsintensität ist angestiegen.

Insgesamt sind in diesem Jahr im Westen rund 5,82 Millionen Personen als überschuldet zu betrachten, im Osten Deutschlands sind dies rund 1,11 Millionen Personen. Der Grundtrend in Ost- und Westdeutschland hat sich umgekehrt. Die Zahl der Überschuldungsfälle geht im Osten zurück (-8.000 Fälle), im Westen steigt sie weiter an (+27.000 Fälle).

Sebastian Schlegel, Geschäftsführer von Creditreform Kassel / Fulda erklärt: „Von Überschuldung spricht man, wenn der Schuldner die Summe seiner fälligen Zahlungsverpflichtungen mit hoher Wahrscheinlichkeit über einen längeren Zeitraum nicht begleichen kann und ihm zur Deckung seines Lebensunterhaltes weder Vermögen noch Kreditmöglichkeiten zur Verfügung stehen.“ Creditreform Kassel / Fulda hat dies zum Anlass genommen, die Überschuldungssituation in der Region Kassel genauer zu untersuchen.

Creditreform Kassel / Fulda untersucht Überschuldungssituation in der Region Nordhessen

Zur Region Kassel zählen neben der Stadt und dem Landkreis Kassel auch die Landkreise Hersfeld-Rotenburg, Schwalm-Eder, Waldeck-Frankenberg und Werra-Meißner. Die Untersuchung von Creditreform Kassel / Fulda zeigt: Mit einer Schuldnerquote von 15,70 Prozent konnte die Stadt Kassel seine Quote zwar um 0,15 Prozentpunkte verbessern, liegt damit jedoch weiterhin deutlich über dem Bundes- und Landesschnitt (Land Hessen: 10,04 Prozent). Betrachtet man die Quoten der einzelnen Städte im Bundesvergleich, so steht die Stadt Kassel mit dieser Quote sogar auf Platz 18 der Städte mit den höchsten Schuldnerquoten. Das Ergebnis für die Stadt Kassel ist, wenn man es differenzierter betrachtet, bei weitem nicht so homogen wie es vermuten lässt. So reichen die Schuldnerquoten für die einzelnen Stadtteile mit dem auch für die Gesamtregion Kassel höchsten Wert von 30,77 Prozent in Nord-Holland bis zum Brasselsberg, wo die Schuldnerquote lediglich 4,98 Prozent beträgt. Der Trend in Kassel zeigt weiterhin, dass die östlicheren Stadtteile eine weitaus höhere Schuldnerquote aufzuweisen haben, als die Stadtteile im Westen.

Quoten in den Landkreisen steigen an

Eine Zunahme der Verschuldungsquoten breitet sich bei den Landkreisen aus. Der Landkreis Kassel schneidet hierbei noch am besten ab mit einer Schuldnerquote von 9,28 Prozent (+0,02 Prozentpunkte), nähert sich jedoch dem Bundesdurchschnitt. Auch der Landkreis Hersfeld-Rotenburg verzeichnet eine leichte Zunahme (9,41 Prozent / +0,01 Prozentpunkte), Waldeck-Frankenberg (9,79 / -0,05 Prozentpunkte) zeigt den einzigen Rückgang und liegt somit knapp unter dem Bundesdurchschnitt, während der Landkreis Schwalm-Eder (10,06 Prozent / +0,04 Prozentpunkte) über dem Bundesdurchschnitt liegt sowie der Landkreis Werra-Meißner (11,61 / +0,19 Prozentpunkte) die höchste Schuldnerquote unter den Landkreisen aufweist. Allerdings hat die Gemeinde Neu- Eichenberg aus dem Landkreis Werra-Meißner die niedrigste Schuldnerquote von 5,09 Prozent (-0,57 Prozentpunkte) in der Region Nordhessen. Den größten Rückgang mit -0,74 Prozentpunkten verzeichnete die Stadt Haunetal im Landkreis Hersfeld-Rotenburg. Der größte Zuwachs hingegen wurde in der Kleinstadt Witzenhausen im Werra-Meißner-Kreis mit 1,94 Prozentpunkten gemessen.

Ähnlich stellt sich die Situation in den benachbarten Landkreisen Nordhessens dar. Hier liegen die Landkreise Marburg-Biedenkopf mit einer Schuldnerquote von 8,11 Prozent (+0,07 Prozentpunkte) und Göttingen mit einem minimalen Rückgang (9,57 Prozent / -0,01 Prozentpunkte) unter dem Bundesschnitt. Die Gemeinde Friedland sticht mit der niedrigsten Schuldnerquote von 4,44 Prozent (+0,34 Prozentpunkte) trotz Zunahme heraus. Die Stadt Göttingen mit dem Postleitzahlengebiet 37081 stellt einen Negativhöhepunkt der benachbarten Kreise dar (15,29 Prozent / +0,03 Prozentpunkte). Über dem Bundesschnitt hingegen liegt nach wie vor der Landkreis Northeim mit einer Schuldnerquote von 10,68 Prozent (+0,02 Prozentpunkte).

Altersüberschuldung hat wieder deutlich an Bedeutung gewonnen

Für die „mittleren Schichten“ der Gesellschaft zeigt sich 2018 eine positive Entwicklung. Trotz leichter Zunahme der Überschuldungsquote (11,2 Prozent / +0,03 Prozentpunkte) ist die Zahl der Überschuldung erstmals seit 2015 wieder gesunken (4,34 Millionen; -40.000 Fälle). Die Zahl der Überschuldungsfälle in den „gehobenen Schichten“ (1,81 Millionen / +45.000 Fälle) hat in diesem Jahr ebenso wie in den „unteren Schichten“ (0,78 Millionen / +14.000 Fälle) zugenommen.

Sorgen bereiten Sebastian Schlegel hingegen die starken Zuwachsraten im Alter. Das Thema Altersüberschuldung bleibt virulent und zeigt einen weiter ansteigenden Trend. 2018 müssen rund 263.000 Menschen in Deutschland ab 70 Jahren als überschuldet eingestuft werden (+69.000 Fälle / +35 Prozent). Sebastian Schlegel: „Auffällig ist, dass gerade das Leistungsniveau der Rentenversicherung scheinbar nicht verhindern kann, dass immer mehr ältere Menschen auf Grundsicherung angewiesen sind oder die Armutsrisikoschwelle unterschreiten.“ Die entsprechende Überschuldungsquote (2,04 Prozent / +0,54 Prozentpunkte) liegt weiterhin deutlich unter dem Vergleichswerten der anderen Altersgruppen. Im Gegensatz dazu ist die Überschuldungszahl und -quote in der jüngsten Altersgruppe in diesem Jahr nochmals zurückgegangen. Die Überschuldungsquote beträgt hier 13,47 Prozent (-0,59 Prozentpunkte). Allerdings müssen weiterhin rund 1,58 Millionen junge Menschen in Deutschland (unter 30 Jahren) als überschuldet eingestuft werden (-73.000 Fälle).

Creditreform Kassel / Fulda informiert Schulklassen im Bereich Finanzkompetenz

Um diesen Trend zu stoppen empfiehlt Sebastian Schlegel die Bevölkerung, insbesondere aber die jüngeren Verbraucher, im Bereich Finanzkompetenz zu sensibilisieren. Gerade in dauerhaft verschuldeten Familien sei es wichtig, Kindern und Jugendlichen eine Hilfestellung für den Aufbau eines selbstverantwortlichen Lebens zu geben. Hierzu bietet Creditreform Kassel / Fulda an, Schulklassen im Rahmen eines Informationstages mit dem Thema Finanzkompetenz und Überschuldung zu sensibilisieren und dabei wichtige Hinweise für den eigenen Umgang mit Geld zu erarbeiten. Bei Interesse oder für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an l.hepting@kassel.creditreform.de. www.creditreform.de/kassel


Kassel, 10. Mai 2019

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