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Sieht so der Aufschwung aus?
Das war eine Überraschung: Für das erste Quartal 2025 meldete das Statistische Bundesamt einen leichten Zuwachs beim Bruttoinlandsprodukt von 0,4 Prozent. Viele Prognosen hatten zu Jahresanfang ein weiteres Jahr der Rezession für Deutschland genannt.
Waren die Wirtschaftswissenschaftler, aber auch Verbände und die Politik zu pessimistisch gewesen? „Grund für das gegenüber der ersten Schätzung leicht höhere Wachstum war die überraschend gute konjunkturelle Entwicklung im März“, führte die Präsidentin des Statistischen Bundesamtes, Ruth Brand, aus. Immerhin hat auch die Creditreform Frühjahrsbefragung des Mittelstandes einen leichten Hoffnungsschimmer erkennen lassen. Bei den Umsätzen im nächsten halben Jahr sprachen immerhin nicht mehr 19,6 Prozent der Befragten (Vorjahr) von Umsatzrückgängen, sondern nur noch 18,1 Prozent. Diese Zahlen geben sicher keinen Anlass zur Euphorie, sie helfen aber vielleicht doch in schwieriger Lage, den Optimismus nicht ganz zu verlieren.
Export trotzt Zollkonflikt
Getragen wurde der Mini-Aufschwung in den ersten drei Monaten des Jahres auch von der Industrieproduktion. Sie legte im März 2025 saisonbereinigt gegenüber dem Winter deutlich zu. Das ifo Institut meldete, dass der Anteil der Betriebe, die einen Auftragsmangel registrierten, im April gegenüber dem Januar deutlich rückläufig war. Mit den Aufträgen stieg die Produktion, und dies vor allem in den wichtigen Bereichen der Kraftfahrzeugindustrie sowie des Maschinenbaus. Auch die Pharmaindustrie legte zu, was die Bundesbank in ihrem Konjunkturbericht auch ausgelöst durch Vorzieheffekte im Hinblick auf die weiter drohenden Zollerhöhungen im Exportverkehr mit den USA sah. Nun ist der Zollkonflikt noch lange nicht beendet. Vor allem die Unsicherheiten durch das erratische Verhalten des amerikanischen Präsidenten sorgen für einige Zurückhaltung gerade im industriellen Bereich. Schließlich nahm der Warenexport insgesamt im ersten Quartal noch einmal deutlich zu. Ein weiteres positives Signal kommt von den Investitionen – hier hatte die Befragung von Creditreform im Frühjahr noch Werte auf einem absoluten Tiefstand vermelden müssen. Aufgrund der Umsätze bei den Investitionsgüterindustrien, aber auch beim Import von Investitionsgütern, zeigt sich jetzt eine Zunahme.
Die Verbraucher trauen sich wieder
Selbst die leidende Bauindustrie konnte im ersten Quartal 2025 einen Anstieg bei der Bauproduktion vorweisen. Wie bei den Vorzieheffekten im Hinblick auf die Zölle, so ist auch beim Wachstum im Bausektor ein Sondereffekt zu sehen. Die günstige Witterung mit nur wenigen „Eistagen“ machte sich positiv bemerkbar. So meldete das ifo Institut, dass die Zahl der Betriebe im Bauhauptgewerbe, die unter Auftragsmangel leiden, auf 40 Prozent gestiegen sei – mit dem Hinweis, dass es sich hierbei um den höchsten Wert seit 20 Jahren handelt.
„Vor allem die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe sowie die Exporte entwickelten sich besser als zunächst angenommen“, erläutert die Präsidentin von Destatis weiter. Positiv bei den aktuellen Zahlen zur Entwicklung des BIP macht sich aber auch der private Konsum bemerkbar. Trotz einer Steigerung der realen Löhne und Gehälter waren die Deutschen zunächst nicht bereit, ein höheres verfügbares Einkommen für den Konsum zu nutzen. Zu groß war die Angst vor der Zukunft und die Sparquoten stiegen. Dazu mögen auch die Meldungen vom Arbeitsmarkt beigetragen haben – manches große Unternehmen trennte sich von einer Vielzahl von Beschäftigten. Nun stiegen die privaten Konsumausgaben und dies – preis-, saison- und kalenderbereinigt – um 0,5 Prozent gegenüber dem letzten Quartal des Vorjahres. Es stiegen vor allem die Konsumausgaben für Gesundheit und Verkehr, dagegen waren die Ausgaben für Gastronomie- und Beherbergungsdienstleistungen geringer.
Arbeitsmarkt starr
Das Bruttoinlandsprodukt ist nicht alles, wenn es um die Bewertung der Konjunktur geht. Im Zusammenhang mit den Konsumausgaben der privaten Verbraucher war schon vom Arbeitsmarkt die Rede. Hier gab es im ersten Quartal wenig Bewegung und die Erwerbstätigkeit insgesamt blieb gegenüber dem Vorquartal unverändert. Dazu führt die Bundesbank aus: „Dabei glichen wie bereits zuvor die Beschäftigungsgewinne in den Dienstleistungen den Rückgang im Produzierenden Gewerbe aus. Die Arbeitslosigkeit erhöhte sich moderat. Die Aussichten bleiben gedämpft.“ Das Statistische Bundesamt hat erste Hochrechnungen angestellt und kommt auf eine Zahl von 46,04 Millionen Erwerbstätigen. Die Arbeitslosigkeit erhöhte sich leicht, rund 7.000 Personen waren weniger erwerbstätig als im Durchschnitt des Vorquartals. Im Zusammenhang mit dem Arbeitsmarkt und einem Mangel vor allem an Fachkräften ist darauf hinzuweisen, dass sich das Arbeitskräfteangebot 2024 nur dank der Zuwanderung ein wenig erhöht war. Aus den bekannten demographischen Gründen sank dagegen die Zahl der Erwerbstätigen mit deutscher Staatsangehörigkeit. Bei dem Arbeitskräfteangebot aber ist festzuhalten, dass sich seit dem Beginn des laufenden Jahres die Entwicklung des Jahres 2024 mit einer geringeren Zuwanderung fortgesetzt hat. Dabei geht es nicht nur um das Ausland, demgegenüber eine Verminderung der Nettozuwanderung auf 420.000 Personen festzustellen bleibt, sondern auch um die Personen, die im Zuge der Freizügigkeit aus den anderen EU-Staaten nach Deutschland kommen. Gerade die Einwanderung aus osteuropäischen Staaten, die für viel Zuwachs und damit Arbeitskräfte gesorgt hatte, war zum ersten Mal seit 15 Jahren negativ. Dies macht sich vor allem etwa im Bereich des Gesundheits- und Sozialwesens bemerkbar.
Die neue Regierung bemüht sich um Einschränkungen bei der Migration. Dies ist durchaus auch ein entschiedenes Anliegen vieler Wähler. Ebenso ambivalent wie die Maßnahmen im Hinblick auf die Einwanderung – etwa für das Arbeitskräfteangebot – sind auch die Schuldenaufnahmen im Zusammenhang mit dem sogenannten Schuldenpaket. Der durchaus berechtigten Angst vor einer heillosen Überschuldung stehen die volkswirtschaftlichen Impulse gegenüber, die durch die aufgenommenen 500 Mrd. Euro im Raum stehen. Vorausgesetzt, die vielen Milliarden werden nachhaltig investiert und fallen nicht den Konsumausgaben zum Opfer. Aufgrund des Sondervermögens hat die Deutsche Bank jedenfalls ihre Prognose angehoben und spricht von einem Wachstum für 2026 von 1,5 Prozent sowie für 2027 von 2 Prozent.
Quellen: Creditreform, Deutsche Bank, Deutsche Bundesbank, ifo Institut, Institut der deutschen Wirtschaft, Statistisches Bundesamt