Regionale Wirtschaftsforschung

Konjunkturumfrage „Wirtschaftslage und Finanzierung im Mittelstand, Wirtschaftsraum Weser-Ems Herbst 2018“

Die mittelständische Wirtschaft im Weser-Ems-Gebiet befindet sich weiterhin auf solidem Wachstumskurs. Erstmals seit Jahren ist die Investitionsbereitschaft in der Region höher als im Bundesdurchschnitt. Die Umsatzentwicklung verlief etwas verhaltener. Der Personalbedarf ist entsprechend der guten Auftragslage weiterhin hoch, wird allerdings zunehmend durch den Fachkräftemangel ausgebremst.

Stimmungslage im Mittelstand weiter gut

Der Mittelstand ist weiterhin zufrieden mit der wirtschaftlichen Lage: 70,2 Prozent der 1.187 von Creditreform Leer, Oldenburg, Bremen, Osnabrück und Nordhorn im Herbst 2018 befragten Unternehmen bewerteten ihre aktuelle Geschäftslage mit „sehr gut“ oder „gut“ – dieser Wert entspricht exakt der Einschätzung vor einem Jahr und in etwa auch dem bundesdeutschen Durchschnitt (70,1 Prozent). Überdurchschnittlich viele positive Konjunkturmeldungen kamen erneut aus dem Baugewerbe (81,1 Prozent).

Mit plus 68,3 Punkten bleibt der Geschäftslage-Saldo Weser-Ems (die Differenz aus den Anteilen guter und schlechter Bewertungen) annähernd konstant im Vergleich zum vergangenen Jahr (+68,7 Punkte) und ist gleichauf mit dem bundesweiten Wert (+68,2 Punkte).

Für das Einzugsgebiet von Creditreform Oldenburg (Landkreise Ammerland, Friesland, Oldenburg, Wesermarsch und die Städte Oldenburg und Wilhelmshaven) liegt der Saldo aus positiver und negativer Beurteilung der aktuellen Geschäftslage bei plus 68,1 Punkten (Vorjahr +69,4 Punkte) und damit im Durchschnitt der Region Weser-Ems und Gesamtdeutschlands.

In Ostfriesland beträgt der aktuelle Geschäftslage-Saldo plus 68,0 Punkte (Vorjahr +69,0 Punkte), im Emsland mit plus 75,6 Punkten (Vorjahr: 74,7 Punkte) wird der beste Stimmungswert erreicht.

Auch die etwas vorsichtigeren Geschäftserwartungen liegen in Weser-Ems nur geringfügig unter den Werten des Vorjahrs: mit einem Saldo von plus 63,2 Punkten (2017: +64,4 Punkte) sind die hiesigen Unternehmen nach wie vor weniger optimistisch als im bundesweiten Durchschnitt mit einem Erwartungssaldo von plus 68,8 Punkten. Aus aktueller Lage und Erwartungen ergibt sich ein Geschäftsklima-Index Weser-Ems von plus 65,8 Punkten (Vorjahr +66,6 Punkte), leicht unter dem Deutschland-Index (+68,5 Punkte).

Umsatzwachstum etwas gebremst

Im Vergleich zum Herbst des Vorjahres verlief die Umsatzentwicklung im regionalen Mittelstand im Raum Weser-Ems etwas verhaltener: Immerhin noch 40,0 Prozent der Befragten berichteten von Umsatzzuwächsen (Vorjahr: 42,6 Prozent), in der Stadt Oldenburg 51,4 Prozent, in Cloppenburg sogar 51,9 Prozent – dagegen in Ostfriesland nur 31,1 Prozent. 11,0 Prozent der Befragten in Weser-Ems verbuchten ein Umsatzminus – im Handel hatte fast jedes sechste Unternehmen (16,4 Prozent) Umsatzrückgänge zu verzeichnen.

Die weitere Umsatzentwicklung beurteilten die mittelständischen Firmen grundsätzlich optimistisch. Drei von zehn Befragten (29,4 Prozent) rechnen mit steigenden Umsätzen in den kommenden Monaten (Vorjahr 32,8 Prozent). Ein Einbruch der Mittelstandskonjunktur ist vor diesem Hintergrund nicht zu befürchten – wohl aber eine insgesamt moderatere Entwicklung. Deutlicher an Zuversicht verloren hat jedoch das Dienstleistungsgewerbe.

Erfreulich: Erstmals seit Jahren ist die Investitionsbereitschaft der Weser-Ems-Unternehmen höher als im Bundesdurchschnitt: Mehr als jedes zweite befragte Unternehmen (54,3 Prozent) plant ein Investitionsvorhaben (Vorjahr: 50,9 Prozent). Bundesweit sind es 53,1 Prozent.

Qualifizierte Facharbeiter dringend gesucht

Aufgrund der guten Auftragslage ist der Personalbedarf im Mittelstand weiter hoch. Gut jedes dritte befragte Unternehmen (34,5 Prozent) beschäftigt mehr Mitarbeiter als vor einem halben Jahr. Gut jedes zehnte Unternehmen (10,4 Prozent) hat das Personal reduziert. Dabei hätten die Unternehmen die Beschäftigung gern noch mehr ausgeweitet. Viele Mittelständler konnten freie Stellen in Folge fehlender Bewerber aber nicht besetzen. So suchten fast zwei Drittel der befragten Unternehmen (63,2 Prozent) vergeblich nach Mitarbeitern mit Facharbeiterqualifikation. Bei jedem vierten Unternehmen (25,4 Prozent) blieben Ausbildungsplätze unbesetzt. Oftmals gab es gar keine Bewerber mehr auf ausgeschriebene Stellen.

Bei den Personalplanungen ist der Ausblick verhaltener. Mehrheitlich wollen die Unternehmen aus dem Weser-Ems-Raum die Mitarbeiterzahl konstant halten (72,6 Prozent der Befragten). Dieser Prozentanteil liegt deutlich über dem bundesweiten Wert (65,2 Prozent) und könnte mit den zunehmenden „Stellenbesetzungsproblemen“ zusammenhängen. 20,4 Prozent der Befragten planen eine Aufstockung des Personals (Vorjahr: 22,3 Prozent). Stärker wachsen als im Vorjahr will allerdings der Handel.

Die beiden Hauptfaktoren, die allgemein einer Beschäftigungsaufnahme entgegenstehen, sind aus Sicht der Unternehmen mangelnde zeitliche/räumliche Flexibilität der Bewerber sowie die mangelhafte schulische Vorbildung – gerade bei jungen Stellenbewerbern.