Was ein Feiertag wirklich wert ist

Dänemark hat es vorgemacht und einen gesetzlichen Feiertag abgeschafft. Was käme in Deutschland infrage? Pfingstmontag oder Christi Himmelfahrt? Würden wir nur an einem dieser Tage arbeiten, wäre das ein Segen für die Wirtschaft.

Eins ist klar: Deutschland steht wirtschaftlich unter Druck. Die Infrastrukturoffensive ist teuer, die Baby-Boomer gehen in Rente. Um die Wirtschaft anzukurbeln, müssen wir dringend etwas tun. Allein aufgrund der Alterung der Gesellschaft fehlen Deutschland bis Ende des Jahrzehnts rund 4,2 Milliarden Arbeitsstunden, nur durch Zuwanderung lässt sich diese Lücke nicht schließen.
 

Die fleißigen Deutschen – das war einmal

Hinzu kommt: Bei der Zahl der geleisteten Arbeitsstunden je Arbeitnehmer belegt Deutschland unter allen Industrienationen den letzten Platz. Das ist besonders gefährlich, zumal wir in den nächsten Jahren einen Weg finden müssen, uns zwischen China und den USA wirtschaftlich zu behaupten. Mehrarbeit wäre eine Stellschraube.

Dänemark hat es vorgemacht: Im vergangenen Jahr hat unser Nachbar den „Store Bededag“ gestrichen. Dadurch sind 400 Millionen Euro mehr in die dänische Staatskasse geflossen. Auch für Deutschland wäre die Abschaffung eines bundesweiten Feiertags eine Option – das könnte immerhin bis zu 8,6 Milliarden Euro einbringen.

Forderungen nach einer Vier-Tage-Woche oder zusätzlichen freien Tagen bei gleichem Lohn – wie es Gewerkschaften wie Verdi aktuell verlangen – sind nicht nur aus der Zeit gefallen, sie sind untragbar. Befürworter dieser utopischen Ideen behaupten zwar, eine kürzere Arbeitszeit fördere die Gesundheit. Eine neue IW-Studie meiner Kollegin Andrea Hammermann widerlegt jedoch diesen Mythos: Vollzeitkräfte sind nicht erschöpfter oder unzufriedener als Teilzeitkräfte, entscheidend ist vielmehr das Arbeitsumfeld.
 

Mehr Arbeit erhält den Wohlstand

Und auch die Wirtschaft sendet klare Signale: 94 Prozent der Unternehmen befürchten durch eine Vier-Tage-Woche Wertschöpfungsverluste, 60 Prozent sehen den Wohlstand bedroht – so das Ergebnis einer IW-Umfrage meiner Kollegen Holger Schäfer und Thomas Schleiermacher.

Kurzum: In Zeiten der Rezession können wir uns den Luxus, viel Freizeit zu haben, einfach nicht mehr leisten. Es ist also unausweichlich: Wenn wir unseren Wohlstand erhalten wollen, müssen wir die Ärmel hochkrempeln und mehr arbeiten – nicht weniger.

Was die Politik tun muss: Mehrarbeit attraktiver gestalten. An Möglichkeiten mangelt es jedenfalls nicht: Arbeiten über das Renteneintrittsalter hinaus, Frauen aus der Teilzeitfalle holen, Urlaubstage oder eben Feiertage streichen.


Prof. Dr. Michael Hüther leitet seit 2004 als Direktor und Mitglied des Präsidiums das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft in Köln. Mit seinem Team forscht und veröffentlicht er zu Themen wie dem aktuellen Strukturwandel, Ordnungspolitik, aktuellen und vergangenen Wirtschaftskrisen wie auch zur Regulierung der Kapitalmärkte.