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Umsätze leiden – Eigenkapital verringert sich

Über das Wohl und Wehe eines Unternehmens entscheiden betriebliche Größen wie die Umsatzlage, die Aufträge, die Personalsituation und die Investitionen für die Zukunft. Dahinter aber steht die Finanzierung.

Hier gilt es, auf die Erträge zu sehen, die Liquiditätslage zu bestimmen und die Eigenkapital-Situation in den Fokus zu rücken, hilft diese doch, auch schwierige Zeiten zu überstehen. Mit den Kennziffern zu diesen Größen lassen sich Prognosen zum weiteren Überleben, zur Resilienz eines Unternehmens machen.

Zum Ausgang des Winters eines jeden Jahres befragt Creditreform traditionell Deutschlands Handwerksunternehmen nach ihrer wirtschaftlichen Situation. Im Unterschied zu den Umfragen der Forschungsinstitute und den statistischen Erhebungen der Ämter wird bei dieser Befragung auch die Finanzierungssituation thematisiert.

Krise ohne Ende

Als Ergebnis dieser Studie, die im Februar 2021 durchgeführt wurde, bleibt zunächst festzuhalten, dass der Lockdown deutliche Spuren in der Handwerkskonjunktur hinterlassen hat. Fast jeder dritte befragte Handwerksbetrieb hatte im letzten halben Jahr im Zeichen der Pandemie Umsatzrückgänge zu verkraften. Auch wenn ein Fünftel sogar noch Umsatzzugänge erreichen konnte, wurde aktuell ein negativer Umsatz-Saldo registriert – zum ersten Mal seit der Finanzkrise vor mehr als zehn Jahren. Historisch niedrige Werte kommen auch von den Aussagen zu den Investitionen: Seit 2013 waren die Handwerker nicht mehr so zurückhaltend bei der Investitionstätigkeit. Lagen die positiven Aussagen in den letzten Jahren immer deutlich bei über der Hälfte der befragten Betriebe – sind es jetzt nur noch rund 49 Prozent. Und dabei geht es weniger um die volkswirtschaftlich wichtigen Erweiterungsinvestitionen als um den nötigen Ersatz wichtiger Maschinen und Anlagen. Insgesamt zeigen die Handwerker in Deutschland ein Bild, das von viel Grau bestimmt ist. Immerhin bleibt manchen Branchen – so dem Nahrungsmittelsektor – noch Optimismus. Und auch insgesamt rangieren die wichtigen Personalplanungen noch auf der Höhe der Vorjahre.

Reicht das Geld?

Kann sich das Handwerk diese positive Einstellung im Zeichen eines ständig weiter verlängerten Lockdowns leisten? Die Gewinne haben nach Aussage der Betriebe gelitten – und sie werden wohl weiter leiden. Waren es vor einem Jahr noch gut 30 Prozent der Befragten, die hofften, von weiter steigenden Erträgen ausgehen zu können, so sind es im Frühjahr dieses Jahres nur noch 20 Prozent. Entsprechend hat sich auch der Anteil der „Ertrags-Pessimisten“ vergrößert: Vor einem Jahr sprachen gut 10 Prozent der Betriebe von sinkenden Erträgen – aktuell sind es 26 Prozent. 

Wenn schon nicht die Gewinne für das Überleben in der Krise reichen, so muss das Eigenkapital die Existenz sichern. Tatsächlich bleibt die Eigenkapitalquote des Handwerks stabil. Die Zahl der Handwerksbetriebe, die über eine kräftige Eigenkapitalquote von über 30 Prozent (bezogen auf die gesamte Bilanzsumme) verfügen, ist sogar noch einmal gestiegen. Um 2 Prozentpunkte auf 23,6 Prozent konnte dieser Anteil zulegen. Ein Zeichen der Krise allerdings auch bei der Betrachtung der aktuellen Eigenkapitalsituation: Auch die Zahl der Betriebe, die eine nur dürftige Eigenkapitalausstattung von unter 10 Prozent halten, hat zugelegt. Fast ein Drittel ist davon betroffen. Dabei bleibt auch insgesamt festzuhalten, dass das Corona-Virus für die Eigenkapitalausstattung negative Folgen hat. So gaben 17,9 Prozent der befragten Betriebe an, dass sich ihre Eigenkapitalsituation durch die Pandemie verschlechtert habe. Allen voran der Kfz-Sektor, der nicht zuletzt unter dem deutlichen Rückgang der Fahrzeug-Neuanmeldungen zu leiden hat. Hier ist jeder dritte Betrieb vom Lockdown auch beim Eigenkapital, dem Rückgrat der Finanzierung, direkt hart betroffen.  

Kein Umsatz, kein Eigenkapital

Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband hat anhand der vorliegenden Bilanzen ein Szenario erstellt, wie stark sich Umsatzrückgänge auf die Eigenkapitalsituation auswirken. Verringert sich der Umsatz um 20 Prozent, so verliert das Eigenkapital rund 4 Prozentpunkte. Bei einem Umsatzrückgang von 30 Prozent sind nur noch 91 Prozent des ursprünglichen Eigenkapitals vorhanden. Dabei spielt die Branche eine große Rolle: Während im Maschinenbau der Umsatzrückgang von 30 Prozent „nur“ zu einem Minus von 13 Prozent beim Eigenkapital führt, verliert das Eigenkapital in der Gastronomie 25 Prozent. Wie stark Branchenunterschiede in der aktuellen Krise ins Gewicht fallen, zeigt die aktuelle Creditreform Befragung. Während der Bau stabil bleibt, erweisen sich das Kfz-Handwerk sowie der Nahrungsmittelbereich als hart betroffen. Sie haben nicht nur Umsätze verloren, sondern auch Eigenkapital. Der Anteil schlecht ausgestatteter Betriebe mit weniger als 10 Prozent Eigenkapital hat in diesen Gewerken um ein Drittel zugelegt.

Deutschlands Mittelstand, und das gilt ganz besonders für das Handwerk, mag mit einer kräftigen Finanzierung in die Krise gegangen sein – mit jedem Tag aber, an dem der Lockdown verlängert wird, wächst die Zahl der Unternehmen, deren Existenz auf dem Spiel steht.



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