Creditreform Magazin

Fördermittel-Finder für KMU

Was auf dem Strom- oder Handymarkt schon gang und gäbe ist, nutzen zusehends auch Unternehmen bei der Suche nach Finanzierungslösungen: digitale Vergleichsplattformen.

Wenn Hans-Peter Günter den Auftrag erhält, sich nach den Fördermöglichkeiten bei der Finanzierung eines Unternehmens zu erkundigen, nutzt er gerne das Vergleichsportal von Compeon. Günter ist Steuerberater und Partner der wirtschafts- und steuerberatenden Kanzlei GRP Günter Reitmayer und Partner mbB. Zu seinen Mandanten gehört zum Beispiel ein Unternehmen aus der Metallverarbeitung, das bei einer Finanzierung im siebenstelligen Bereich zusammen mit Günter fündig wurde. „Über Compeon ging es schnell und effizient, Fördermittel zu beantragen und ein passendes Angebot einer finanzierenden Bank zu finden“, berichtet der Steuerexperte. „Angenehm war zudem, dass ich über das Portal auch mit einem persönlichen Berater telefonieren und Details konkret abstimmen konnte“, ergänzt er.

Vergleichsportale wie Compeon können Unternehmern dabei helfen, sich relativ einfach über mögliche Förderungen zu informieren. Denn viele lassen die Chance immer noch ungenutzt, günstige Finanzierungen durch Förderprogramme oder gar Zuschüsse in Anspruch zu nehmen. Das liegt zum einen am Spektrum an Förderungen, aus denen vor allem kleine und mittlere Betriebe auswählen können. Es ist riesig. Je nach Investitionsvorhaben können sie auf mehr als 1.700 Förderprogramme zurückgreifen. Zum anderen wird der Großteil der Mittel von Förderbanken wie der KfW auf Bundesebene oder der NRW-Bank auf Landesebene vergeben. Diese Banken agieren als Anstalten öffentlichen Rechts und sind an das sogenannte Hausbankprinzip gebunden. Das heißt, Unternehmen können die Fördermittel nur über eine Geschäftsbank beziehen, die die Fördermittel-Anfrage an die Förderbank schickt und die guten Konditionen des Förderkredits an das Unternehmen durchleitet.

Wer nicht fragt, erfährt nichts

Doch beim Hausbankprinzip wird häufig ein Aspekt vernachlässigt: Unternehmen – aber auch Bankberater – sind auf eigene Recherchen zu möglichen Fördermitteln angewiesen. Häufig nutzen sie die finanziellen Hilfen auch deswegen nicht, weil komplizierte Antragsverfahren abschrecken oder die Möglichkeiten schlicht nicht bekannt sind. „Falls ein Unternehmer nicht von seiner Bank darauf hingewiesen wird, trägt er die Opportunitätskosten der verpassten Förderung“, konstatiert Kai Böringschulte, Geschäftsführer von Compeon. Seiner Erfahrung nach werden die Unternehmen, die sich lediglich bei ihrer Hausbank nach Fördermöglichkeiten erkundigen, nicht immer optimal aufgeklärt. Über Online-Vergleichsportale hingegen erreichen sie mit einer Anfrage viele verschiedene Geldhäuser, die ihnen ein Angebot erstellen. „Diese Vorgehensweise ist auch für die Unternehmen angenehmer als über den analogen Weg. Sie treten nicht als Bittsteller auf. Stattdessen unterbreiten ihnen die Banken ein Angebot.“

Compeon oder auch Fincompare arbeiten mit mehr als 200 Hausbanken, Sparkassen, Förderbanken und weiteren Finanzierungspartnern zusammen. Sie versprechen, einen kompletten Überblick über die besten Angebote zu verschaffen und dabei komplett unabhängig zu agieren. Anfragende Firmen können innerhalb weniger Minuten überprüfen lassen, ob es passende Förderprogramme zu den Kreditlösungen der mehr als 200 Anbieter gibt. „Durch die digitale Antragsstrecke vereinfachen wir den Prozess. Firmen ist es möglich, nach wenigen Tagen eine Finanzierung abzuschließen und zu nutzen“, sagt Stephan Heller, Gründer und CEO von Fincompare. Die Hausbanken und die Finanzierungspartner der Vergleichsportale entscheiden, zu welchen Konditionen sie dem Unternehmen einen Kredit gewähren, und stellen anschließend bei den entsprechenden Förderbanken die Förderanträge.

Dem Filter entgeht nichts

Die Konzepte der beiden Vergleichsportale kommen gut an. Laut NRW-Bank lassen rund 95 Prozent der nach Kreditfinanzierungen anfragenden Unternehmen die Fördermöglichkeiten prüfen. Das Institut arbeitet mit beiden Finanzportalen zusammen. Durch die Kooperation will das Institut den Firmen in NRW eine weitere Möglichkeit bieten, das passende Förderprodukt zu finden. „Das System filtert automatisch Unternehmen aus NRW heraus, die per Finanzportal Kreditangebote suchen“, erklärt Robert Bruning, Leiter Strategische Kundenprojekte der NRW-Bank. Nachdem der potenzielle Kunde einige Daten zu seinem Unternehmen wie Name, Adresse und Umsatzgröße eingegeben hat, wird er gefragt, ob er auch die Fördermöglichkeiten überprüfen lassen möchte. 

Die Fäden hält zu jeder Zeit der Firmenkunde in der Hand. Er legt fest, welche Banken seine Anfrage erhalten sollen. „Dieser Punkt ist wichtig, da jeder Finanzierungspartner andere Parameter zugrunde legt, Sicherheiten anders bewertet und zu einem anderen Bonitätsergebnis kommt“, so Bruning. Für Stephan Heller von Fincompare spielen Förderbanken eine wichtige Rolle in der Unternehmensentwicklung. Die NRW-Bank sei ein elementarer Faktor in der Mittelstandsfinanzierung: „Wir vereinfachen gemeinsam den Zugang zu Kapital“, sagt der Fintech-Gründer. „Unternehmen aus NRW, die zum Beispiel nach Investitionskrediten auf Fincompare suchen, werden herausgefiltert und auf Wunsch wird die Förderfähigkeit durch die NRW-Bank automatisch und in Echtzeit überprüft – das ist die moderne Form der Unternehmensfinanzierung.“

Individuelle Beratung einholen

Für die Kreditnehmer ist dieser Service kostenlos. Die Vergleichsportale verdienen ihr Geld mit Provisionen, die sie von den angeschlossenen Finanzinstituten erhalten, sobald ein Unternehmen ein Finanzierungsangebot wahrnimmt. Einzige Ausnahme: die Förderbanken. Sie zahlen keine Provisionsgebühren an die Vermittler.

Zugleich sollten sich Unternehmen nicht darauf verlassen, dass sie über die Onlineplattformen sämtliche Fördermöglichkeiten identifiziert haben. „Ein großer Teil der Förderprogramme wird auch bei den Vergleichsportalen nicht abgebildet“, erläutert Unternehmensberater Kai Schimmelfeder. Eine Zusage der Förderstelle hängt laut dem Fördermittelexperten von individuellen Projektdaten der Investition und auch des antragstellenden Unternehmens ab. „Portale können diesen Prüfungsvorgang aktuell nicht digital abbilden und somit auch den eigentlich wichtigen Teil der geschenkten Gelder, also Zuschüsse, nicht zusagen“, sagt Schimmelfeder und fügt hinzu: „Wer Förderkredite, Bürgschaften, Haftungsfreistellungen, Projektzuschüsse, Regionalzuschüsse, Investitionszuschüsse, Innovationszuschüsse, Beratungskostenzuschüsse, Zinszuschüsse oder Tilgungszuschüsse nutzen will, benötigt eine individuelle Vorgehensweise in der Beantragung und den direkten Kontakt zur Förderstelle.“
Sein Fazit: Vergleichsportale für Fördermittel können für Unternehmen hilfreich sein. Darüber hinaus kann es aber auch nicht schaden, sich individuell beraten zu lassen.


Checkliste für Anträge

Sorgfalt lohnt sich
Vergleichsportale helfen zwar bei der Suche nach Fördermöglichkeiten. Beim Antrag sind Unternehmen aber auf sich gestellt oder auf spezialisierte Berater angewiesen. Kai Schimmelfeder, Unternehmensberater und Experte für Fördermittel, gibt Tipps für erfolgreiche Anträge:

- Termine und Fristen einhalten
- Maßnahmen nicht vor der Antragstellung und vor der Stellungnahme der Förderstelle beginnen
- Investitionen innerhalb der vereinbarten Fristen vornehmen
- De-minimis-Verordnung beachten
- KMU-Definition und davon abhängige Förderung beachten
- Betriebsverlagerung aus der Vergangenheit oder in Zukunft muss regelkonform zur Förderung sein
- Mitteilungspflichten beachten
- Keinen Verdacht auf Subventionsbetrug erwecken, das heißt alle Angaben zum Unternehmen und zum Investitionsvorhaben wahrheitsgemäß machen, etwa zu steuer- und gesellschaftsrechtlichen Verhältnissen, zu Geschäftszahlen, zu anderen öffentlichen Finanzierungshilfen etc.
 


Quelle: Creditreform Magazin
Text: Gian Hessami