Mit Vorsorge Mitarbeiter gewinnen

Mit Zusatzleistungen können Betriebe auf dem Arbeitsmarkt punkten. Attraktiv sind sie für Mitarbeiter durch Zuzahlungen und einen einfachen Zugang zu Versicherungsprodukten. Oft im Fokus steht die Betriebsrente, doch heutzutage ist viel mehr möglich und sinnvoll.

Versicherungsbeiträge zahlt niemand gern. Doch jeder ist froh, wenn im Fall der Fälle eine Versicherung einspringt. Sei es bei gesundheitlichen Problemen, Unfällen oder zu Rentenbeginn. Übernehmen Arbeitgeber im Rahmen der betrieblichen Vorsorge einen Teil der Beiträge, können sie bei Mitarbeitern und Bewerbern punkten. Bekannt ist die betriebliche Altersversorgung (bAV). Derzeit beliebt sind auch private Krankenzusatzversicherungen, die Arbeitnehmer über den Betrieb für sich und manchmal sogar nahe Familienangehörige abschließen können, die sogenannte betriebliche Krankenversicherung (bKV). Und wer als Chef noch mehr tun möchte, kann auch Policen zur sogenannten betrieblichen Arbeitskraftsicherung (bAKS) anbieten.

„Diese Produkte sind hervorragend geeignet, um Mitarbeiter anzuwerben und an sich zu binden“, sagt Thomas Hey, stellvertretender Vorsitzender der Kommission Arbeit und Soziales beim Mittelstandsverband BVMW. Denn mit so einem Angebot präsentiere sich ein Unternehmen als fürsorglicher Arbeitgeber. Mit der bloßen Einrichtung eines Vorsorgemodells sei es aber nicht getan. Für Unternehmen entscheidend sei die Betreuung danach. Es bedürfe auch eines Dienstleisters, der das Vorsorgesystem „up to date“ halte, betont Hey.

Verträge digital verwalten

Mittelständler können den administrativen Aufwand deutlich reduzieren, wenn sie digitale Tools nutzen, etwa mit internetbasierten Lösungen für Unternehmen, Arbeitnehmer und Berater, die eine schnelle und automatisierte Abwicklung der Verwaltung ebenso ermöglichen wie Prognoserechnungen und gesetzeskonformes Meldewesen. Neben Online-Angeboten von Versicherern wie Allianz (FirmenOnline) und Gothaer (bAV Cockpit) gibt es auch unabhängige Software-as-Service-Plattformen. Eigenen Angaben zufolge versammelt zum Beispiel Xempus mehr als 40 Produktgeber auf seiner Plattform. Die bAV- und bKV-Verwaltung ist für Arbeitgeber und Arbeitnehmer kostenlos.

Was die meisten Portale eint: Durch sie sinkt die Bearbeitungszeit einzelner Arbeitsschritte. „Digitalisierung ist ein wichtiger Faktor zur Verbreitung der betrieblichen Vorsorge“, sagt Manuela Wolf aus dem Kompetenzteam Vertrieb & Service der Versicherungsforen Leipzig. „Ein digitaler Dienstleister, über den alle Geschäftsvorfälle anbieterübergreifend bearbeitet werden, entlastet die Personalabteilung.“

Zuschuss erzeugt Anziehungskraft

Ohnehin haben Arbeitnehmer einen Rechtsanspruch auf bAV durch Entgeltumwandlung; insofern müssen sich Arbeitgeber mit dem Thema beschäftigen. Laut einer bAV-Studie von Deloitte nutzten 2022 bereits 47 Prozent der Befragten dieses Vorsorgeinstrument, während in den Jahren bis 2019 die Quote zwischen 20 und 25 Prozent schwankte. Ein Grund für den Anstieg könnte der verpflichtende Zuschuss des Arbeitgebers von pauschal 15 Prozent des umgewandelten Entgelts, höchstens jedoch der eingesparten Sozialversicherungsbeiträge sein, vermuten die Studienautoren. Sie ergänzen aber auch: „Unsere Befragung legt nahe, dass ein Zuschuss von 50 Prozent die höchste Wirkungskraft hätte.“ Für Arbeitnehmer ist die Höhe des Zuschusses zur Betriebsrente ein entscheidender Faktor bei der Wahl des Arbeitgebers. Diese Erfahrung hat auch Dariush Ansari, Geschäftsführer des IT-Sicherheitsspezialisten Network Box, gemacht. Er hält den Pflichtzuschuss von 15 Prozent in der bAV für zu gering und legt den gleichen Betrag obendrauf, den ein Arbeitnehmer aus seinem Bruttoentgelt umwandelt. In Ansaris Unternehmen haben sich fast 80 Prozent der Belegschaft für eine Betriebsrente entschieden. Für den Rest sei diese altersbedingt nicht infrage gekommen. Dazu bietet er eine bKV an. „Anfangs war ich skeptisch. Aber der Aufwand ist tatsächlich gering. Bei einer bKV muss ich als Arbeitgeber nur Ja oder Nein sagen und dann das Angebot finanzieren“, sagt er. Bisher habe jeder neue Mitarbeiter bei Network Box das Komplettangebot aus bAV und bKV gewählt.

Betriebliche Altersversorgung im Überblick

Vorteile für Arbeitgeber

► Teil eines modernes Vergütungssystems mit individuellen Gestaltungsoptionen

 ► Kostengünstige Alternative zu Gehaltserhöhungen

 ► Arbeitgeberzuschüsse zur Betriebsrente sind als Betriebsausgaben absetzbar

► Rechtssichere Gestaltung bis zur Versorgungslösung

► Schlanke Verwaltung durch digitale Dienste

 

Vorteile für Arbeitnehmer

► Attraktive Altersvorsorge zur Schließung einer Rentenlücke

► Lösung mit Beitragsgarantie und Renditechance

► Volle Vorsorge bei halbem Aufwand dank Steuer- und Sozialabgabenersparnis

► Dank Förderung und Arbeitgeberzuschuss höhere Rente als bei privater Rente

► Persönliche Beratung durch bAV-Experten

bKV als wichtiger Bonus

Das Beispiel zeigt, wie Arbeitgeber attraktiver werden, wenn sie neben einer bAV auch eine bKV anbieten. Kommen noch weitere Leistungen wie betriebliche Berufsunfähigkeits- und betriebliche Pflegeversicherung hinzu, entsteht ein umfassendes Gesamtpaket. Die Gothaer Krankenversicherung hat im ­September ihr Angebot rund um die bKV erweitert. ­Firmenkunden können jetzt aus zusätzlichen Maßnahmen zur Gesundheitsförderung wählen. „Für Angestellte bedeutet dies eine noch höhere Erlebbarkeit gesundheitlicher Fürsorge“, sagt Sylvia Eichelberg, Vorstandsvorsitzende der Gothaer Krankenversicherung.

Die bKV erfreut sich reger Nachfrage. Ende 2022 boten 22.300 Betriebe ihren Mitarbeitern die Krankenzusatzpolice an – ein Plus von 22,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Laut Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV-Verband) profitieren rund 1,77 Millionen Beschäftigte von der arbeitgeberfinanzierten Zusatzleistung. Hier betrug der Anstieg rund 12 Prozent. Den Unterschied bei den Wachstumsraten erklärt Holger Eich, Geschäftsführer beim PKV-Verband, damit, dass zunehmend auch Betriebe mit wenigen Beschäftigten die bKV nutzen. Gerade weil Unternehmen die bKV als personalpolitisches Instrument entdeckt haben, bemühen sich die Versicherer um ein attraktives Angebot, etwa in Form von Budgettarifen. Dabei können Arbeitnehmer Gesundheitsleistungen bis zu einem bestimmten ­Betrag pro Jahr in Anspruch nehmen. Zudem können bKV-versicherte Beschäftigte bei einigen Anbietern für enge Familien­angehörige den gleichen Schutz abschließen, den sie selbst vom Arbeitgeber erhalten. „Wir bieten Tarife ab zehn Mitarbeitern an“, sagt Alexandra Markovic-Sobau, Vertriebsleiterin bei der Halleschen Krankenversicherung. Für Arbeitgeber bedeute eine gesündere Belegschaft weniger krankheitsbedingte Fehlzeiten. Auch die Mitarbeiter haben Vorteile: Keine Gesundheitsprüfung, keine Wartezeit, keine Ausschlüsse, eine große Leistungsauswahl, Facharzttermin-Service, ärztliche Videotelefonie et cetera. Zudem seien alle Leistungen aus der bKV steuerfrei.

Mit Blick auf die bKV als Instrument im Kampf gegen den Fachkräftemangel betont Michael Bastian, Bereichsleiter Vertrieb bei der Allianz Private Krankenversicherung und der Allianz Leben: „Die Leistungen sind kurzfristig erlebbar. Für die Belegschaft wird eine hohe unternehmerische Wertschätzung greifbar.“ Und er ist überzeugt, dass sich die offen gezeigte Anerkennung des Chefs

für seine Mitarbeiter weiter steigern lässt, wenn die bKV mit Bausteinen der betrieblichen Arbeitskraftsicherung (bAKS) kombiniert wird. Der Arbeitgeber fördere über eine bKV die Gesundheit seiner Belegschaft. Sollten Mitarbeiter dennoch länger erkranken, greife nach sechs Wochen die Arbeitskraftsicherung.

Berufsunfähigkeit absichern

Letztere könnte zum Beispiel eine betriebliche Berufsunfähigkeitspolice (bBU) sein, die eine vereinbarte Monatsrente auszahlt. Der Versicherer Swiss Life erklärt auf Anfrage etwa, seine bBU lasse sich in der Regel ohne Risikoprüfung zum Einheitstarif für alle bis zum Alter von 63 Jahren abschließen. Und bei einer rein arbeitgeberfinanzierten BU können Führungskräfte eine weitaus höhere BU-Rente absichern – zu den gleichen Konditionen wie für die komplette Belegschaft.

Für einige Berufsgruppen, zum Beispiel solche, die körperlich anstrengende Tätigkeiten ausführen, kommt statt einer bBU eher ein Grundfähigkeitsschutz infrage. Auch eine Erwerbsminderungsrente kann vereinbart werden. „So eine bAKS ist deutlich günstiger als die private Vorsorge“, sagt Matthias Sattler, Leiter Vertrieb der Alte Leipziger Leben. Denn wie in der bAV würden die Beiträge aus dem Bruttogehalt gezahlt, wobei Arbeitnehmer Steuern und Sozialabgaben sparen.

Insgesamt haben Unternehmen also viele Möglichkeiten, ihre Attraktivität zu steigern. Den größten Mehrwert erzielen sie, wenn sie Benefits wie bAV, bKV und bAKS kombinieren. Die so zum Ausdruck gebrachte Fürsorge kann die Mitarbeiterzufriedenheit steigern und Fluktuation entgegenwirken – zwei wertvolle Faktoren in Zeiten des Personalmangels.


Quelle: Magazin "Creditreform"
Text: Stefan Terliesner
Bildnachweis: Nora Carol Photography / Getty Images