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Weihnachtswunder im Handel bleibt aus

Für viele Einzelhändler sind Dezember und November die umsatzstärksten Monate. Verläuft das Weihnachtsgeschäft nur flau, dann fällt die gesamte Jahresbilanz schlecht aus.

Nun meldet der HDE, der Verband der Einzelhändler, dass in den beiden letzten Monaten des Jahres mit einem Umsatz von 120 Mrd. Euro ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr von 5 Prozent hinzunehmen war. Das Weihnachtsgeschäft war für zwei Drittel der befragten Händler von einem schwächeren Umsatz geprägt – nur jeder sechste gab sich zufrieden. Besondere Bedeutung im Hinblick auf die Umsatzanteile am Gesamtgeschäftsjahr hatten die Händler mit Spielwaren, Büchern, Uhren und Schmuck, Unterhaltungselektronik und Körperpflegeprodukten. Dabei treffen diese Rückgänge nicht nur den stationären Handel. Auch wer sich zusätzlich im Internet bewegt (Multichannel-Handel) hatte insgesamt weniger umgesetzt und stagnierte im Weihnachtsgeschäft. Insgesamt zeigen sich die Händler aber mit dem E-Commerce zufrieden – seit 2019 ist der Umsatz in diesem Bereich um 40 Prozent gestiegen. Dabei mag auch der Lockdown eine besondere Rolle gespielt haben – neben der allgemeinen Verlagerung von Business ins Netz.

Der Hauptgeschäftsführer des Verbandes führt die bekannten Gründe für die Zurückhaltung der Konsumenten einmal mehr auf: Die Rezession, die hohe Inflation und die Kriege würden bei den Verbrauchern eine große Unsicherheit auslösen und das Konsumverhalten negativ prägen. Dabei handelt es sich bei der Rezession um einen fatalen Zirkel. Der Pessimismus und die Zurückhaltung der Verbraucher führen dazu, dass der inländische Konsum nicht die Impulse für die Konjunktur zu geben vermag, die in der Krise nötig wären. Eine Abwärtsspirale kommt in Gang.

Ein kleiner Silberstreifen

Dabei schien sich gerade Ende Dezember das Konsumklima wieder ein wenig zu verbessern. Die GfK beobachtet das Konsumverhalten in Deutschland und gibt dazu monatlich einen Bericht heraus, der die aktuelle Situation, aber auch die Erwartungen der Verbraucher beschreibt. Nach einer zuletzt auf niedrigstem Niveau stagnierenden Entwicklung melden die Nürnberger nun, dass das Konsumklima in der Prognose für Januar auf minus 25,1 Punkte steige. Immerhin ist das eine Verbesserung um 2,5 Punkte. Zuletzt war im August ein besserer Wert mit minus 24,6 registriert worden.

Rolf Bürkl vom Nürnberger Institut für Marktentscheidungen relativiert diese Werte allerdings ein wenig: „Ob es sich beim aktuellen Anstieg um den Beginn einer nachhaltigen Erholung der Konsumstimmung handelt, bleibt abzuwarten. Nach wie vor sind die Sorgen der Konsumenten groß. Geopolitische Krisen und Kriege, stark steigende Lebensmittelpreise sowie die Diskussion um die Aufstellung des Staatshaushaltes für das Jahr 2024 sorgen nach wie vor für Verunsicherung. Folglich ist auch das Niveau des Konsumklimas derzeit noch überaus niedrig.“ Auch die Anschaffungsneigung der Deutschen hat nach Aussage des Instituts spürbar zugenommen. Der Index hatte 18 Monate lang stagniert und nun kommen sechs Punkte hinzu. Er bleibt damit aber auf einem Wert von minus 8,8 Punkten.

Löhne und Gehälter legen zu

In der Befragung zur Konsumneigung spielen die Einkommenserwartungen der Konsumenten eine entscheidende Rolle. Auch hier verbleiben die Werte unterhalb der Nulllinie, haben sich im Dezember aber verbessert und stehen aktuell bei minus 6,9 Punkten – ein Zuwachs um 9,8 Punkte. Der Optimismus im Hinblick auf die weitere positive Einkommensentwicklung bei den Gehältern und den Renten speist sich aus den erwarteten deutlichen Zuwächsen. Der Verbraucher geht davon aus, dass sich seine finanzielle Lage trotz der Inflation bessern werde und nennt zu einem Drittel der Befragten als wichtigsten Grund Gehaltserhöhungen bzw. Rentensteigerungen. Hinzu kommt die Hoffnung, dass der Arbeitsplatz sicher sei – eine Annahme, die sich mit dem Blick auf die guten Zahlen vom Arbeitsmarkt wohl bestätigen lässt. Schließlich wird von den Befragten zu 10 Prozent angegeben, dass sich die finanzielle Situation stabil halte, weil man Ausgaben einschränke und spare.

Jetzt auch noch Druck durch höhere Lohnzahlungen

An dieser Stelle bewegt sich der Handel in einem Dilemma. Einerseits steht er Seite an Seite mit den Arbeitnehmern und deren Hoffnung auf Gehaltssteigerungen, andererseits ist er von höheren Löhnen selbst direkt betroffen. Passend zum Ende des Weihnachtsgeschäfts, das für den Handel so schwach verlief, scheiterten auch die Tarifverhandlungen im Einzelhandel. Die Tarifrunde stockte bei einem Angebot von 10,2 Prozent zuzüglich einem Inflationsausgleich, was einem Reallohn-Zuwachs von rund 1,5 Prozent entspräche. Nun treibt die Arbeitgeber im Einzelhandel die Sorge um, dass die Forderungen der Gewerkschaft angesichts des verhaltenen Konsumklimas einfach nicht betriebswirtschaftlich umzusetzen sind. So geht der Handel mit großer Unsicherheit ins neue Jahr. Ungewissheiten, die sowohl den Ausgang der Tarifverhandlungen betreffen als auch die weitere Entwicklung des Konsumklimas im laufenden Jahr.

Quellen: GfK/NIM, HDE