Creditreform Dresden

Sachsen: Zahlungsmoral hat gelitten

Das Zahlungsverhalten im 2. Quartal 2019

Hatte es im ersten Quartal 2019 noch so ausgesehen als würde sich das Zahlungsverhalten in Sachsen deutlich verbessern, so zeigen die Werte aus dem zweiten Quartal des Jahres eine klare Verschlechterung. Von einem Zahlungsverzug von 7,60 Tagen im ersten Quartal stieg die Überfälligkeit der Rechnungen im zweiten Quartal auf 9,43 Tage. Das ist eine Zunahme von fast zwei Tagen und wird die Betriebe in prekärer konjunktureller Lage Liquidität kosten.

Damit bewegt sich das Zahlungsverhalten im Freistaat wieder stärker in Richtung Gesamtdeutschland. Der aktuelle Wert beträgt für die Republik im zweiten Quartal 2019 10,24 Tage – immerhin eine leichte Verbesserung gegenüber dem Anfangsquartal des Jahres mit 10,44 Tagen Verzug.

Wie ein Blick auf den Verlauf des Zahlungsverzugs in Tagen seit 2016 zeigt, kam es in den letzten drei Jahren dreimal zu „Ausreißern“: Im ersten und im vierten Quartal 2017 sowie im ersten Quartal dieses Jahres lagen die Zahlen deutlich unter bzw. über dem Wert für Gesamtdeutschland. Immer wieder aber reihten sich die Werte schließlich auf der Höhe des Zahlungsverzuges für Deutschland ein – die aktuelle Situation mit der deutlichen Verschlechterung hin auf den gesamtdeutschen Wert ist ein weiterer Ausdruck dieses Geschehens.

Ein Blick auf die Situation offener Forderungen in den einzelnen Branchen zeigt, wie unterschiedlich sich die Entwicklung in den beiden ersten Quartalen darstellen kann. Während das Baugewerbe eine markante Verbesserung von mehr als zwei Tagen aufweist (15,48 Tage im ersten Quartal und 13,09 Tage im zweiten Quartal 2019), zeigt der Einzelhandel eine starke Verschlechterung von 3,69 auf 9,39 Tage. Obwohl viele Branchen wenige Veränderungen zeigen – so die Sektoren Verkehr und Logistik, Metall und Elektro oder die Grundstoffindustrie – konnten neben dem erwähnten Baugewerbe auch die unternehmensnahen Dienstleister, die persönlichen Dienstleistungen sowie Chemie/Kunststoff sogar gegen den sächsischen Trend Verbesserungen erzielen. Trotz der durchschlagenden Verschlechterung zeigt der Einzelhandel sich immer noch eher im Durchschnitt der Branchen. Überhaupt ist das allgemeine Bild der Wirtschaftsbereiche wenig verändert: Das Baugewerbe und der Bereich Verkehr und Logistik halten die rote Laterne, wenn es um den Zahlungsverzug geht. Dagegen sind die Hersteller von Konsumgütern, der Großhandel und auch die Betriebe im Metall- und Elektrobereich eher auf der positiven Seite.

Bei einem Blick auf die Regionen zeigt sich, dass Sachsen, nachdem es im ersten Quartal 2019 die Führung übernommen hatte, nunmehr beim Zahlungsverzug wieder ins (gute) Mittelfeld gerückt ist. Sachsens Unternehmen agieren besser als der gesamtdeutsche Durchschnitt (9,43 Tage gegenüber 10,24 Tagen) und bleiben auch im Kontext der ostdeutschen Bundesländer führend. Immerhin kann man sich in Sachsen eines Wertes erfreuen, der an dritter Stelle aller Bundesländer liegt.


Erläuterungen

Grundlage für die Berechnung des Zahlungsverhaltens ist das Debitorenregister (DRD) von Creditreform, in dem ca. 80 Millionen branchenübergreifende Zahlungserfahrungen über deutsche Unternehmen vorliegen. Der Zahlungsverzug eines im DRD gespeicherten Zahlungsbelegs wird in Tagen dargestellt und ermittelt sich aus der Differenz zwischen dem vereinbarten Zahlungsziel und dem tatsächlichen Zahlungseingang.