Creditreform Dresden

Wirtschaftslage und Finanzierung im Mittelstand in Sachsen, Herbst 2021

Weg aus der Corona-Krise noch steinig

Der sächsische Mittelstand hat sich nach dem massiven Corona-Einbruch im Jahr 2020 weiter erholt. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Untersuchung der Creditreform Wirtschaftsforschung. Demnach bewerten die befragten Unternehmen ihre Geschäftslage spürbar positiver als im Herbst 2020, im ersten Covid-Jahr. Insbesondere haben sich die Geschäftserwartungen aufgehellt. Der Creditreform Geschäftsklimaindex (CGK) für den sächsischen Mittelstand klettert somit auf plus 13,3 Punkte (Herbst 2020: minus 5,9 Punkte; Herbst 2019: plus 16,1 Punkte). Im bundesdeutschen Trend hat das Geschäftsklima noch deutlicher angezogen. Der entsprechende Indexwert legte auf plus 25,2 Punkte zu (Herbst 2020: minus 5,7 Punkte).

Auch im Freistaat vollzieht sich ein konjunktureller Aufschwung. Die Unternehmen verzeichnen wieder bessere Auftrags- und Umsatzzahlen. Allerdings war die Entwicklung in den zurückliegenden Monaten noch verhalten. 27,5 Prozent der Unternehmen meldeten Umsatzsteigerungen (Vorjahr: 19,7 Prozent). Umsatzeinbußen verzeichneten noch 20,8 Prozent der Befragten (Vorjahr: 26,3 Prozent).

Zuversicht zurückgewonnen

In den kommenden Monaten dürfte das Wachstum aber anziehen. Die befragten Unternehmen beurteilten die weiteren Geschäftsaussichten meist optimistisch. Nur wenige (9,4 Prozent) rechnen mit sinkenden Umsätzen (Vorjahr: 23,7 Prozent). Ein Umsatzplus im nächsten Halbjahr erwarten 28,2 Prozent der Befragten. Dieser Anteil ist fast doppelt so hoch wie im Vorjahr (15,8 Prozent). Die sächsischen Unternehmen können dabei auf wieder steigende Auftragseingänge verweisen. 26,8 Prozent der Befragten verzeichneten ein Plus in den letzten Monaten, und 30,2 Prozent der Unternehmen erwarten in Kürze einen Anstieg.

Das vergangene Jahr zeichnete sich durch eine große Unsicherheit unter den Unternehmen aus. Damals war die Investitionsbereitschaft in Sachsen stark eingebrochen. Mittlerweile haben die Unternehmen ihre Zuversicht wiedergefunden. 56,4 Prozent der Befragten planen ein Investitionsvorhaben (Vorjahr: 40,8 Prozent). Der aktuelle Wert für Sachsen liegt über dem bundesdeutschen Durchschnitt und lässt sich auch mit Nachholeffekten erklären. Zudem wollen die Unternehmen Personal aufstocken. Etwa jeder vierte Mittelständler (24,8 Prozent) plant, Belegschaft zu vergrößern (Vorjahr: 14,5 Prozent). Ein Personalabbau ist bei der aktuellen Fachkräftelage kaum vorgesehen (2,0 Prozent der Unternehmen).

Standhaft in der Krise

„Die Unternehmen im Freistaat zeigten sich in der Corona-Krise vergleichsweise widerstandsfähig“, sagt Andreas Aumüller, Geschäftsführer von Creditreform Dresden. „Eine Pleitewelle blieb bislang aus. Auch, weil die Unternehmen mit hohen Eigenkapitalquoten in die Pandemie gestartet sind“, so Aumüller weiter. In der Coronazeit haben Verluste in vielen Betrieben das Eigenkapital aufgezehrt. Weniger als 10 Prozent Eigenkapital vermelden heute etwa ein Drittel aller Unternehmen. Vor einem Jahr war dieses Segment noch deutlich geringer. Auf der anderen Seite hat etwa ein Drittel der sächsischen Unternehmen (34,2 Prozent) eine solide Eigenkapitalquote von über 30 Prozent (Vorjahr: 22,4 Prozent). „Zum Teil haben die staatlichen Hilfen geholfen, zum Teil mussten die Unternehmer aber auf private Ersparnisse zurückgreifen, um liquide zu bleiben“, betonte Aumüller. Wichtig sei, dass die Innenfinanzierung der Unternehmen durch eigene Erträge nun wieder funktioniere. Insbesondere deshalb, weil gut 30 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen im Freistaat noch als eigenkapitalschwach anzusehen sind (Eigenkapitalquote von unter 10 Prozent). Bundesweit sind es nur 25,8 Prozent.

Rückenwind erhielt der Mittelstand auch durch die gute Zahlungsmoral der Kunden. Von Forderungsausfällen blieben viele Unternehmen (45,6 Prozent) verschont. Nur 6,7 Prozent der Befragten hatten hohe Ausfälle (über 1,0 Prozent des Umsatzes) zu beklagen.

Verschleierte Lage

„Unsere Erhebung aus dem September fällt in eine unübersichtliche Zeit“, sagt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung. „Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist am Ausgang einer der größten Krisen stark rückläufig, der Arbeitsmarkt weitgehend stabil und die Liquidität in den Betrieben grundsätzlich gut. Die scheinbar entspannte Situation ist jedoch die Folge fiskal-politischer, geldpolitischer und regulatorischer Maßnahmen, die derzeit massiv auf die deutsche Volkswirtschaft einwirken“, so Hantzsch weiter. Beispiele dafür sind die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht, das Kurzarbeitergeld, die staatlichen Hilfskredite und Überbrückungshilfen sowie umfangreiche Garantien für Unternehmen. Dennoch zeigen sich im Detail auch innerhalb von Branchen große Unterschiede in Abhängigkeit von Geschäftsmodell und Kundensegment. Vor diesem Hintergrund sind auch die Ergebnisse der vorliegenden Analyse zu betrachten.

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Neuss/ Dresden, 13. Oktober 2021