Creditreform Dresden Analyse

Zahlungsverhalten der Unternehmen in Sachsen im 1. Quartal 2020

Die Zahlungsmoral der Firmen in Sachsen ist gut. Corona-Effekt sind nur in einigen Branchen messbar.

Im 1. Quartal 2019 war mit 7,6 Tagen ein 10-Jahresbestwert für den Zahlungsverzug der sächsischen Unternehmen zu messen. Seitdem hat sich das Zahlungsverhalten im Freistaat etwas verschlechtert. Im 1. Quartal 2020 lag der Zahlungsverzug im Durchschnitt aller Branchen bei 8,8 Tagen und ist damit im Vorjahresvergleich um rund 1 Tage angestiegen. In die aktuelle Auswertung sind coronabedingte Zielüberschreitungen nur zu einem geringen Teil eingeflossen.

Im Vergleich zum 4. Quartal 2019 (10,9 Tage) hat sich der durchschnittliche Zahlungsverzug der Unternehmen in Sachsen sogar um 2 Tage verbessert (1. Quartal 2020: 8,8 Tage).

Sachsen auf 2. Platz im Ländervergleich

Mit 8,8 Tagen Zahlungsverzug liegt Sachsen knapp hinter dem Freistaat Bayern (8,2 Tage) auf Platz 2 im Ranking der Bundesländer. Im Vorjahresvergleich zahlen die sächsischen Unternehmen ihre Rechnungen 1,2 Tage später. Eine Verschlechterung der Zahlungsweise ist im Vorjahresvergleich nur noch in Mecklenburg-Vorpommern messbar. In allen übrigen Bundesländern haben sich die Werte verbessert.

Gute Ausgangslage sächsischer Unternehmen

Viele Unternehmen im Freistaat haben gegenüber Firmen in den alten Ländern eine vergleichsweise bessere Ausgangslage für die Bewältigung der aktuellen Krise: Sie verfügen mit rund 36 % über die höchste Eigenkapitalquote im Bundesvergleich und damit über eine solide Kapitalausstattung.

Aufgrund von Umsatzrückgängen, coronabedingten Verlusten sowie der Aufnahme neuer Kredite wird sich die Eigenkapitalquote deutlich verringern.

Viele sächsische Unternehmer haben in den letzten 30 Jahren Krisenerfahrung gesammelt, Flexibilität bewiesen und haben schon frühzeitig entsprechend reagiert. Außerdem wird die Kleinteiligkeit der sächsischen Wirtschaft den Abschwung, wie schon in der Finanzkrise dämpfen. 87 % der Unternehmen in Sachsen haben einen Jahresumsatz von maximal 500.00,00 Euro.

Besonders sind Branchen gefährdet, die sich bereits vor Corona in der Krise befanden

In der Automobilindustrie und dem Maschinen- und Anlagenbau hat aufgrund der rückläufigen Nachfrage bereits 2019 eine Industrierezession begonnen. Diese Branchen leiden jetzt zusätzlich unter den Folgen der Corona-Krise – ebenso deren Zulieferer von Vorprodukten. In den Branchen "Grundstoffe" sowie "Metall/Elektro" ist eine Verschlechterung der Liquidität messbar. Erste Auswirkungen der Corona-Pandemie zeigen sich ebenfalls bei den unternehmensnahmen Dienstleistungen. Nicht notwendige Vorhaben werden gestoppt, Zahlungsziele vollständig ausgereizt oder verlängert. Auch im Einzelhandel war die Stimmungslage bereits vor der Corona-Krise deutlich eingetrübt. Verstärkt durch die aktuelle Entwicklung hat sich der Zahlungsverzug im Vergleich zum Vorjahresquartal um 0,7 Tage verschlechtert.

Eine gute Entwicklung ist hingegen in der Bau-Branche sowie den Bereichen Verkehr/Logistik und Chemie/Kunststoffe zu verzeichnen. Rückläufig war der Zahlungsverzug zuletzt in der Branche persönlicher Dienstleistungen, darunter auch Hotels, Restaurants und Schankwirtschaften. In diesen Wirtschaftsbereichen ist im 2. Quartal 2020 mit einer negativen Entwicklung zu rechnen.

In Folge der Corona-Krise wird die Insolvenzgefahr vor allem in den risikobehafteten Branchen steigen. Dazu gehören Tourismus, Gastronomie sowie der kleinteilige Einzelhandel. Kleinere Unternehmen werden die Situation schwerer schultern können, größere Unternehmen werden tendenziell profitieren. Der Online-Handel wird weiter stark wachsen.

Die jüngsten Entwicklungen zeigen vor allem bei den Kfz-Herstellern und -Zulieferern, bei Reisebüros sowie persönlichen Dienstleitungen einen deutlichen Anstieg im Zahlungsverzug. Erste namhafte KFZ-Zulieferbetriebe in Sachsen haben bereits Insolvenz beantrag, u.a. Veritas Sachsen GmbH, Minda GmbH und die DGH Heidenau GmbH.