Kreditklemme bei kleinen Unternehmen?
Das immer noch prägende schwache konjunkturelle Umfeld und die geopolitischen Unsicherheiten sorgen dafür, dass mittelständische Unternehmen weniger investieren wollen.
Aktuell ist zwar wieder von Hoffnung die Rede, bis diese Zuversicht sich allerdings bei den Unternehmen durchsetzt und sie wieder bereit sind, in Erweiterungsinvestitionen einzusteigen, ist es wohl noch ein langer Weg. Die KfW, die selbst staatliche Förderungen mit Hilfe von Krediten an Unternehmen zugänglich macht, fragt die kleinen und mittleren Betriebe nach ihren Erfahrungen bei den Krediten, die von den Geschäftsbanken und Sparkassen ausgereicht werden. KfW Research stellte im Frühjahr 2025 fest: „Rund ein Drittel des Finanzierungsbedarfs für Investitionsprojekte von kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland wird jedes Jahr mit Krediten von Banken und Sparkassen gedeckt.“
Quartalweise befragen KfW und ifo Institut die Unternehmen (getrennt nach großen, kleinen und mittleren Betrieben) nach ihren Erfahrungen bei den Kreditverhandlungen. Dabei zeigt sich für das erste Quartal 2025, dass die Nachfrage nach Krediten auf einem schwachen Level verharrt. Diese Hemmung bei der Kreditnachfrage läuft parallel zu den Krisen mit dem Beginn der laufenden Dekade. Waren 2020 noch deutlich über 30 Prozent des Mittelstandes in Kreditverhandlungen – bei den Großunternehmen waren es sogar rund 40 Prozent – so liegt der Wert bei den KMU aktuell nicht einmal mehr bei 20 Prozent. Dabei ist noch zu erwähnen, dass die längerfristigen Kreditzinsen (über fünf Jahre) zuletzt noch einmal gestiegen sind.
Kein Credit-Crunch
Auf der Hand liegt in diesem Zusammenhang die Frage, ob die Betriebe aufgrund der wirtschaftlichen Lage zu Kreditverhandlungen wenig motiviert sind, weil etwa auch Investitionen nicht zu finanzieren sind oder ob die Anbieterseite, die Geldinstitute, ihre Ansprüche an den Kreditnehmer erhöht haben. Nun gibt es europaweit regelmäßige Untersuchungen mittels Befragung der Banken, inwiefern die Schraube bei den Verhandlungen angezogen worden ist. Hier geht es darum zu sehen, wie der Finanzierungszugang im Gespräch mit dem Bankhaus von den Unternehmen erlebt wird. Dabei antworteten 33,8 Prozent der kleinen und mittleren Betriebe, dass sie Kreditbeschränkungen erleben. Mit einem Plus von 1,8 Prozentpunkten gegenüber dem Jahresende 2024 wird damit ein Rekordwert seit dem Beginn der Befragung im Jahr 2017 erreicht. Bei den Großunternehmen fallen die Antworten zur Wahrnehmung von Restriktionen verhaltener aus. Hier berichten 23,6 Prozent der Unternehmen von einem verhalteneren Agieren der Banken. Dabei ist im Auge zu behalten, dass Großunternehmen einen leichteren Zugang zu alternativen Finanzierungsquellen haben und subjektiv das Verhalten der Banken weniger „zugeknöpft“ erleben. Der große Anteil von Mittelständlern, die möglicherweise keine externe Finanzierung erhalten, hängt möglicherweise auch damit zusammen, dass in der Krise eine Vielzahl gerade kleinerer Unternehmen Schaden an der Bonität genommen hat. „Unternehmen mit schwieriger Finanzsituation fragten vermehrt einen Kredit an und stießen wegen ihrer schwachen Kreditwürdigkeit auf Ablehnung bei den Banken,“ so die KfW.
Licht am Ende des Tunnels?
Auch die Creditreform Wirtschaftsforschung hat in ihrer Mittelstandsbefragung nach dem Zugang zu Bankdarlehen gefragt. Anders als bei der KfW lag der Befragungszeitpunkt allerdings etwas später und war möglicherweise eher von Optimismus geprägt als zum Jahresanfang. So zog die Kreditnachfrage wieder an. 23,2 Prozent der KMU hatten einen Kreditantrag gestellt – gegenüber dem Vorjahr mit 18,6 Prozent eine deutliche Verbesserung. Dabei ist es allerdings weniger der Wunsch, eine Investition zu finanzieren, als einen möglicherweise akuten Notstand bei der Unternehmensfinanzierung im Zeichen der Krise insgesamt zu bewältigen. Während 54,6 Prozent davon sprachen, einen Kredit zum Zweck der Investitionsfinanzierung zu benötigen und sich damit ein deutlicher Rückgang gegenüber dem Vorjahr mit 57,1 Prozent zeigte, registrierten alle weiteren Parameter ein Plus. Der Anteil derer, die eine Bankfinanzierung benötigten, um einen Liquiditätsmangel auszugleichen, hat sich von 5,6 auf 11,0 Prozent binnen Jahresfrist nahezu verdoppelt. Zugenommen hat aber auch der Kreditwunsch aufgrund der Finanzierung laufender Kosten von 7,8 auf 8,5 Prozent und die Anschaffung von Betriebsmitteln von 16,5 auf 17,0 Prozent. Eine restriktivere Kreditvergabe wird in höheren Zinsen, dem Erfordernis weiterer Sicherheiten und einer bürokratischeren Vergabepolitik deutlich. Letztendlich bleibt die Frage, ob der Kredit schließlich gewährt wird. Die KMU in der Creditreform Befragung gaben zu 91,8 Prozent an, dass sie die angefragten Gelder schließlich erhalten haben. Die meisten Probleme hat hier der Handel, bei dem fast 10 Prozent auf eine Ablehnung stießen, während selbst im Baugewerbe nur 3,6 Prozent angaben, dass ihnen das Darlehen verweigert wurde.
Familie als Förderbank
Die KfW hat weiter analysiert, wie sich Kredite und Investitionen zueinander verhalten. Rund ein Drittel der zur Finanzierung einer Investition nötigen Summe wird über Kredite finanziert. Damit belief sich die Gesamtsumme der Investitionskredite auf 79 Mrd. Euro. Gerade bei kleineren KMU spielen auf der anderen Seite Eigenmittel eine entscheidende Rolle bei der Finanzierung von Investitionen. Nach Aussage der KfW werden aus dem Cashflow und den Rücklagen einbehaltener Gewinne rund 51Prozent der Investitionsmittel gewonnen. Immerhin 13 Prozent stammen aus den Angeboten der Förderbanken. Schon erwähnt wurden die Unterschiede von Großunternehmen und Mittelständlern. Bei der Finanzierung ist zu bedenken, dass gerade kleine Betriebe oft ein recht geringes Investitionsvolumen etwa im Zusammenhang etwa mit Ersatz- oder Rationalisierungsinvestitionen haben. Dies ist eher mit den liquiden Mitteln oder durch „Friends and Family“ abzudecken. Die Kosten sind geringer und der formale Aufwand fällt kleiner aus. In diesem Zusammenhang ist auch die Entwicklung bei den Eigenkapitalquoten zu sehen, die selbst in der Krise als Risikopuffer, aber eben auch zur Finanzierung teilweise noch aufgestockt wurden.
Die Banken und Sparkassen, aber eben auch die staatliche Förderung durch öffentliche Banken, spielen eine entscheidende Rolle, wenn es gerade bei den KMU darum geht, bei den aktuell vorsichtigen Hoffnungen auf eine konjunkturelle Wende sich wieder zu Investitionen entschließen zu können.
Quelle: KfW