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Ein Szenario: Wie entwickeln sich die Insolvenzen 2019?

Wie geht es weiter bei den Unternehmensinsolvenzen? Bleibt es bei der Erfolgsstory der letzten Jahre, die zu jedem Ultimo wieder weniger Betriebe aufwies, die den Gang zum Insolvenzgericht antreten mussten?

Zunächst der Rückblick: Im Jahr 2018 haben insgesamt 19.900 Unternehmen Insolvenz anmelden müssen. Gegenüber den Vorjahren hat sich der Rückgang damit deutlich abgeschwächt (2018: minus 1,2 Prozent; 2017: minus 6,6 Prozent; 2016: minus 7,0 Prozent). Gleichwohl sank die Zahl der Unternehmensinsolvenzen weiter und erreichte den niedrigsten Wert seit 1994 (18.824). Gegenüber den Höchstständen 2003 und 2004 (39.470 bzw. 39.270) haben sich die Fallzahlen halbiert. Stärker als die Unternehmensinsolvenzen verringerten sich die Verbraucherinsolvenzen. Um 4,7 Prozent bzw. 3.360 Personen nahm deren Zahl auf noch 68.600 Fälle ab (2017: 71.960). Ein vergleichbarer Wert wurde zuletzt im Jahr 2005 (68.900) verzeichnet. Ausschlaggebend für den anhaltend positiven Trend war vor allem die gute Arbeitsmarktentwicklung in Deutschland. Insgesamt nahm die Zahl der Gesamtinsolvenzen in Deutschland im Jahr 2018 um 3,2 Prozent ab. 112.000 Fällen in diesem Jahr standen 115.710 Fälle im Vorjahr gegenüber.

Konjunktur runter, Zinsen rauf?

Angesichts einer Wachstumsverlangsamung in Deutschland und mit der Perspektive einer Zinswende am Kreditmarkt birgt das ausreichend Potenzial, um den Trend rückläufiger Unternehmensinsolvenzen zu Ende gehen zu lassen. Eine Prognose für den eher kurzfristigen Horizont bis zum Ende des laufenden Jahres sollte sich aber weniger auf Megatrends beziehen – wie die Entwicklung der Weltwirtschaft oder die Veränderungen, die in vielen Branchen durch die Digitalisierung anstehen. Sehr viel ergiebiger für eine eher kurzfristige Prognose ist es, die aktuelle Lage genauer zu untersuchen und aus diesem Befund mögliche Risiken in der Zukunft, die möglicherweise im Zeichen konjunktureller Abschwächung und einer weniger komfortablen Versorgung mit billigem Geld steht, abzuschätzen.

Gemeint ist ein Blick auf die sogenannten „Zombie-Unternehmen“, die trotz negativer Ergebnisse nicht aus dem Markt ausscheiden. Es sind nicht wenige Unternehmen in Deutschland, die trotz guter Wirtschaftslage in den letzten Jahren fortwährend Verluste erwirtschafteten. Trotz einer seit geraumer Zeit anhaltenden Hochkonjunktur erreichten in der Periode 2014 bis 2016 6,8 Prozent aller betrachteten Unternehmen nicht ein einziges Mal ein positives Betriebsergebnis. Sie sind der Humus künftiger Insolvenzentwicklung (siehe dazu die Studie der Creditreform Wirtschaftsforschung: „Ertraglose Unternehmen in Deutschland, Sommer 2018“, über die wir auch im Newsletter Nr. 5/18 berichteten).

Wenn Unternehmen bereits zwei Jahre in Folge ein negatives Betriebsergebnis aufweisen, setzen sich die Verlustphasen mit hoher Wahrscheinlichkeit fort. So lassen sich chronische Verlustunternehmen oftmals im Zeitablauf identifizieren. Nur eine Minderheit (28,8 Prozent) schaffte nach zwei fortwährenden Verlustjahren wieder den Turnaround ins Plus. Bei den meisten schloss sich ein weiteres Verlustjahr an. Gleichwohl erzielte die überwiegende Mehrheit aller deutschen Unternehmen Gewinne und blieb während des gesamten Betrachtungszeitraums stets verlustfrei. Im aktuelleren Betrachtungszeitraum von 2014 bis 2016 waren es 75,5 Prozent.

Eine Stagnation wäre schon ein Erfolg

Die Verlustbringer von heute sind – zu einem großen Teil – die Insolvenzen von morgen. Dennoch kann deren Anteil nicht einfach, selbst unter schlechten Rahmenbedingungen wie eine schwächere Konjunktur und eine ungünstigere Finanzierungslage, hochgerechnet werden. Dann würde bei einem Unternehmensbestand in Deutschland von rund 3,4 Millionen wirtschaftsaktiver Betriebe mit gut 230.000 Insolvenzen zu rechnen sein – eine weit überschätzte Zahl.

Im Zusammenhang mit der sozialen Lage der Bürger in Deutschland ist viel von der „Armutsgefährdung“ die Rede – in Anlehnung an diesen Terminus sollte vielleicht hier von einer „Insolvenzgefährdung“ gesprochen werden.

Wie lautet nun die kurzfristige Prognose für 2019? Auszugehen ist von einer Stagnation oder leichten Erhöhung bei den Unternehmensinsolvenzen in einem Korridor von 20.000 bis 22.000 Fällen bis zum Jahresende 2019. Dies ist eine konservative Schätzung unter der Prämisse, dass die vielen Krisenherde sich nicht zu einer massiven Erschütterung auswachsen.