Wirtschaftsforschung Wirtschaftslage im Handwerk Pressemeldung

Wirtschaftslage und Finanzierung im Handwerk 2019/20

Das Handwerk ist gerade in diesen Zeiten eine wichtige Stütze der deutschen Wirtschaft. Ein wichtiger Stimmungstest der Branche ist die Frühjahrs-Umfrage der Creditreform Wirtschaftsforschung.

Weiter gute Stimmung am Bau, andere Bereiche haben zunehmend Sorgen

Das Handwerk präsentiert sich weiter stark und ist damit eine wichtige Konjunkturstütze der Konjunktur in Deutschland. Das zeigt die Frühjahrs-Umfrage der Creditreform Wirtschaftsforschung, an der rund 1.150 Betriebe teilnahmen. Demnach beurteilt eine deutliche Mehrheit von 76,2 Prozent der Befragten die Geschäftslage als sehr gut bzw. gut. Gegenüber dem Vorjahr (77,5 Prozent) hat sich das Stimmungsbild nur wenig abgeschwächt. Überragend ist die Geschäftslage insbesondere im baunahen Handwerk. Hier nahm die Zahl der positiven Bewertungen noch einmal zu. Deutlich verschlechtert hat sich hingegen die Stimmungslage im Metallgewerbe, das häufig direkter von der Industriekonjunktur abhängt. Weniger zufrieden als noch im Vorjahr zeigt sich auch das Kfz-Gewerbe.
 

Nochmals Plus bei Umsätzen und Personal

Die Umsatzentwicklung im Handwerk in den vergangenen 12 Monaten war nicht mehr so dynamisch. So berichteten noch 38,1 Prozent der Befragten von einem Umsatzplus (Vorjahr: 40,7 Prozent) und jeder Neunte (11,2 Prozent) verzeichnete einen Umsatzrückgang (Vorjahr: 9,5 Prozent). Während im Bauhandwerk nur wenige Betriebe Umsatzeinbußen hinnehmen mussten, nahm dieser Anteil in den übrigen Wirtschaftsgruppen des Handwerks spürbar zu; so im Metallhandwerk, im Dienstleistungshandwerk und im Nahrungsmittelgewerbe. Der Anteil der Unternehmen, die Umsatzsteigerungen meldeten, überwiegt aber weiterhin.

Das Handwerk hat die Beschäftigtenzahl in den zurückliegenden Monaten weiter aufgestockt. Allerdings meldeten mit 26,0 Prozent weniger Betriebe als in der Vorjahresumfrage (28,9 Prozent) einen Personalaufbau. Zugenommen hat hingegen der Anteil der Befragten, die ihre Belegschaft verkleinert haben (von 12,8 auf 14,9 Prozent). Insbesondere im Metall- und im Nahrungsmittelgewerbe erhöhte sich dieser Anteil spürbar.
 

Angst vor der Konjunkturschwäche

Deutlich eingetrübt sind die Umsatzerwartungen für den Jahresverlauf 2020. Offenbar haben die Handwerksbetriebe Sorge, die Industrieschwäche könnte zunehmend auf den Handwerkssektor übergreifen. So rechnen nur noch 35,4 Prozent mit steigenden Umsätzen. Jeder Elfte (9,1 Prozent) erwartet Umsatzrückgänge. Vor einem Jahr war das Handwerk optimistischer. Damals hatten 42,7 Prozent der Betriebe Zuwächse beim Umsatz prognostiziert. Auch die Erträge dürften in den kommenden Monaten nicht mehr so kräftig zulegen. Weiterhin überwiegen – wie in den Vorjahren – aber die Positivmeldungen zur weiteren Umsatzentwicklung. Vergleichsweise stark gingen die optimistischen Umsatzerwartungen jedoch im Metallgewerbe sowie im Ausbaugewerbe zurück.
 

Investitionen werden zurückgestellt

Die Personalplanungen im Handwerk sind weiter expansiv, aber zurückhaltender als im Vorjahr. Das liegt vor allem am Metall- und am Kfz-Handwerk, die eine deutlich geminderte Einstellungsbereitschaft zeigen. Dagegen plant im Bauhandwerk jeder vierte Befragte eine Aufstockung des Personals. Insgesamt geht das Handwerk zukünftig größtenteils (70,8 Prozent) von einer stabilen Belegschaftsgröße aus. 23,5 Prozent wollen die Mitarbeiterzahl erhöhen (Vorjahr: 27,4 Prozent).

Die Investitionsbereitschaft im Handwerk ist auf den niedrigsten Stand seit 2015 gefallen. Aktuell planen nur 53,1 Prozent der Betriebe ein Investitionsvorhaben (Vorjahr: 59,2 Prozent). Deutlich eingebrochen ist die Investitionsbereitschaft zuletzt im Metallhandwerk (41,0 Prozent; Vorjahr: 61,1 Prozent). Im Gegensatz zum Vorjahr will das Handwerk seine Investitionen stärker mit Eigenkapital finanzieren.
 

Eigenkapitalquoten federn erste Krisensymptome ab

Das Handwerk verzeichnet einen Anstieg der eigenkapitalschwachen Betriebe. Jeder Dritte (32,7 Prozent; plus 1,0 Prozentpunkte) meldete eine sehr niedrige Eigenkapitalquote von unter zehn Prozent. Nur noch 21,5 Prozent der Betriebe verzeichneten eine hohe Eigenkapitalquote von über 30 Prozent (Vorjahr: 22,4 Prozent). In den letzten Jahren konnten die Handwerksbetriebe ihre Eigenkapitalbasis aber insgesamt stärken. Anders als in früheren Konjunkturabschwüngen dürfte das Handwerk somit auf eine langsamere Konjunkturschlagzahl besser eingestellt sein.

Das Zahlungsverhalten der Kunden wird von den befragten Handwerksbetrieben nur selten bemängelt. In der Regel wurden Rechnungen innerhalb von 30 Tagen bezahlt. Dabei gab es zuletzt vor allem bei der öffentlichen Hand Verbesserungen. Forderungsausfälle blieben vorwiegend im niedrigschwelligen Bereich. Jeder achte Befragte (12,3 Prozent) meldete aber eine hohe Ausfallquote von mehr als 1,0 Prozent vom Umsatz. Eine Konjunkturabschwächung könnte diesen Trend künftig verschärfen.

Die Zahl der Insolvenzen im Handwerk ist 2019 um 4,9 Prozent zurückgegangen. Insgesamt wurden 3.900 Insolvenzfälle von Handwerksbetrieben registriert (2018: 4.100 Insolvenzen). Zu diesem positiven Trend hat allein die Entwicklung im baunahen Wirtschaftsbereich (Bauhauptgewerbe, Ausbaugewerbe) beigetragen, wo die Insolvenzen spürbar sanken.




Creditreform Villingen-Schwenningen