Creditreform Magazin

Bilanzdaten per Mausklick

Die Finanzbranche steckt mitten in der Digitalisierung. Eine besondere Herausforderung dabei: geeignete Schnittstellen und Formate für den sicheren Austausch von Daten zu schaffen. Auch Creditreform Rating trägt dazu bei.

In den vergangenen Monaten waren IT-Experten in Banken und bei anderen Finanzmarktteilnehmern fast gefragter als Betriebs- und Volkswirte. Zumindest konnte dieser Eindruck entstehen, angesichts der vielen digitalen Anforderungen, die an die Branche gestellt werden – nicht nur von Kunden, sondern auch von der Politik. Dabei geht es vor allem um den Aufbau von Schnittstellen, über die Banken Daten austauschen oder empfangen. Seit dem 1. Januar 2020 etwa müssen Konzerne, die ihre Jahresabschlüsse nach dem International Financial Reporting Standard (IFRS) veröffentlichen, diese gemäß einer EU-Richtlinie in einem europaweit einheitlichen Format, dem European Single Electronic Format (ESEF), bereitstellen. Zuvor reichte es, diese entweder als PDF oder als HTML-Dokument zu veröffentlichen.

 

Eine Million Bilanzen

Auch für Creditreform bedeute das eine Chance, sagt Stephan Schütrumpf, Prokurist bei Creditreform Rating. „Wir können zukünftig Jahresabschlüsse dank ESEF einfacher automatisiert einlesen und unsere weiterführenden Prozesse darauf aufsetzen, etwa Bonitätsanalysen, Ratings oder die Ermittlung der Kapitaldienstfähigkeit.“ Allerdings schränkt er ein: Nach IFRS bilanzieren und damit per ESEF veröffentlichen müssen knapp 5.000 Konzerne in Europa, in Deutschland sind es rund 750. „Das ist also nur ein Bruchteil der Unternehmen, die wir insgesamt analysieren.“ In der Creditreform Bilanzdatenbank liegen Daten von gut einer Million Unternehmen vor.


„Wir können Jahresabschlüsse einfacher automatisiert einlesen und unsere weiterführenden Prozesse darauf aufsetzen.“

Stephan Schütrumpf, Creditreform Rating


Austausch ohne Medienbruch

Wichtiger als ESEF ist für Creditreform – und für die gesamte Kreditwirtschaft – deshalb ein weiteres Projekt. In einem von der Bundesbank geführten Konsortium hat Creditreform die Entwicklung des digitalen Finanzberichts DiFin begleitet. Ebenfalls in einem einheitlichen Format und über eine entsprechende Schnittstelle übermitteln hier Unternehmen oder deren Steuerberater Jahresabschlüsse direkt aus dem Buchhaltungssystem an Banken oder andere DiFin-Provider wie Creditreform. „Das garantiert ­einen sicheren und­ medienbruchfreien Informationsaustausch zwischen Unternehmen und uns“, sagt Schütrumpf – für den die Vorteile der Digitalisierung freilich nicht bei der Schnittstelle enden.

Sind die Daten erst einmal im Bestand, entwickeln er und sein Team fortlaufend neue Methoden, um sie mithilfe von Algorithmen und Künstlicher Intelligenz auszuwerten. Ein Beispiel: Kreditanalysten bei Banken sind gemäß den Verwaltungsanweisungen der BaFin zu den Mindestanforderungen im Risikomanagement (MaRisk) dazu verpflichtet, vor einer Kreditentscheidung eine sogenannte Kreditkommentierung zu schreiben und ein Votum zu vergeben, ob dem Kreditarrangement entsprochen wird. „Zwar erhalten die Analysten Teile bereits maschinell vorbereitet, etwa eine Ausfallwahrscheinlichkeit und ein Rating, aber ihr Votum müssen sie noch immer schriftlich selbst abgeben“, erklärt Schütrumpf. Dieser Prozess ist zeitaufwendig und zudem stark abhängig von der Erfahrung des Analysten.

Um Banken dabei zu unterstützen, haben der 46-Jährige und sein Team einen Algorithmus trainiert, der mithilfe der vorliegenden Bilanzdaten in der Lage ist, die geforderten Kommentierungen automatisch zu schreiben – eine gewaltige Zeitersparnis für Analysten, die anschließend lediglich kontrollieren und gegebenenfalls korrigieren müssen. „Das ist ganz wichtig“, sagt Schütrumpf. „Wir sind noch in einer Phase, in der wir einen hybriden Ansatz verfolgen, bei dem Mensch und Maschine zusammenarbeiten.“ Nur so werde die Qualitätssicherung gewährleistet, wenngleich sich die Arbeitsteilung verändere. „Die Maschine bereitet etwas vor, der Fachmann überprüft“ – und gibt mögliche Fehler erneut in die Lernschleife, um den Algorithmus und damit das Ergebnis immer weiter zu verbessern.


Creditreform
Bilanzdatenbanken

 

Bilanzdaten von Unternehmen …

… aggregiert Creditreform seit 1996. Aktuell liegen rund 14 Millionen Bilanzdaten von gut einer Million Unternehmen vor. Der Bestand der führenden Bilanzdatenbank in Deutschland umfasst neben Jahresabschlüssen von Dax-Konzernen und veröffentlichungspflichtigen Kapitalgesellschaften auch Hunderttausende Abschlüsse von Personengesellschaften und Gewerbebetrieben, die nicht veröffentlichungspflichtig sind. Somit dient die Bilanzdatenbank Creditreform und deren Mitgliedern als einzigartige Quelle für Wirtschaftsauskunft, -forschung und Rating.

 

Bilanzdaten von Banken …

… trägt Creditreform in der eigenständigen Datenbank eValueRate zusammen. Dieser vergleichsweise neue Service von Creditreform Rating bietet vielfältige Analysefunktionen. Er hilft Banken und anderen Finanzmarktteilnehmern bei einer präzisen Risikoeinschätzung ihrer Bankpartner und unterstützt sie so bei der Erfüllung interner und regulatorischer Vorgaben. Der Zugriff erfolgt über eine webbasierte Anwendung. Alle Informationen können direkt in Excel-Sheets übertragen werden und stehen mit wenigen Mausklicks für eine weitere Verwendung bei der Kreditrisikoanalyse zur Verfügung.


Text: Christian Raschke

Quelle: Magazin „Creditreform“



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