Corona - Katalysator der Digitalisierung?
Einen positiven Effekt hat die Corona-Pandemie auf jeden Fall: Die Digitalisierung steht ganz oben auf der Tagesordnung, wenn es um die Zukunft Deutschlands geht.
Diese Motivation ist aus der Not geboren. Wer sich vor einer Ansteckung schützen will, der muss den Kontakt mit anderen meiden. Das führte zum Lockdown, zu Schließungen im Einzelhandel, zu leeren Büros und Klassenzimmern sowie zur Stille im Kulturleben.
Eine ganz wichtige Rolle spielt das Homeoffice. Die Arbeitgeber wurden verpflichtet, nach Möglichkeit einen Arbeitsplatz zu Hause mit der entsprechenden Anbindung an elektronische Netze zur Verfügung zu stellen. Es kam und kommt zu Auseinandersetzungen zwischen den Lagern, was dies im Einzelfall bedeutet. Wird der Arbeitnehmer auch in Zukunft einen Anspruch auf die Einrichtung eines Homeoffice haben? Wird das Gebot zum Homeoffice für den Arbeitgeber im Zeichen rückkehrender Normalität zurückgenommen? Fest steht: Die positiven Aussichten für ein Ende der Pandemie sind nicht zuletzt dem Homeoffice zu verdanken. Wie das Ifo-Institut feststellte, reduziert ein Prozentpunkt mehr Homeoffice die Infektionszahlen um 4 bis 8 Prozent.
Es bewegt sich was
Der Beirat für die Digitalisierung in Deutschland zeigt sich für die Zeit nach der Corona-Krise skeptisch, wenn es darum geht, das Homeoffice inhaltlich detailliert auszugestalten und einen Rechtsanspruch darauf festzuschreiben. Doch auch die Experten plädieren dafür, eingefahrene Routinen und Arbeitsabläufe zu überdenken. Im Zuge des Konjunktur- und Zukunftspakets vom Sommer letzten Jahres wurden 16 Mrd. Euro für den Schwerpunkt „Digitalisierung“ eingeplant.
Die Nutzung digitaler Netze und digitaler Kommunikation für das Homeoffice ist das eine, der andere Aspekt, der im Zeichen des Lockdowns ebenfalls mehr Aufmerksamkeit erhielt, ist der private Konsum. Wie die Arbeit am PC von jedem beliebigen Ort aus, so ist auch die Nutzung von Konsum-, Freizeit- und Kulturangeboten am PC nichts Neues. Werden aber nach dem Lockdown, wenn der Fachhandel wieder öffnet und Restaurants wieder ihre Gäste empfangen dürfen, der PC oder das Smartphone die entscheidenden Bindeglieder für den Konsum sein?
Als Wirtschaftsauskunftei, die ihren Kunden Informationen zur Bonität von Verbrauchern zur Verfügung stellt, ist es für Creditreform Boniversum wichtig, durch repräsentative Umfragen zu erfahren, wie sich das Verbraucherverhalten verändert. So hat man bereits im Herbst eine Analyse erstellt, die Aufschluss darüber gab, wie stark die Bürger in Deutschland im Hinblick auf ihre Einkommenssituation durch die Krise betroffen sind. Im Frühjahr 2021 hat Boniversum repräsentativ befragt, wie die Corona-Krise den Konsumenten im Hinblick auf die Nutzung von Online-Diensten beim Shopping beeinflusst hat.
Fitness am PC
Nach einem Jahr in der Krise lässt sich auf Basis der repräsentativen Befragung erkennen, wie der (erzwungene) Rückzug in die eigenen vier Wände möglicherweise Verbrauchergewohnheiten verändert hat. Fitnessstudios wurden geschlossen und deshalb galt es, sich zu Hause auf Trab zu bringen. Waren es vor der Pandemie nur gut ein Drittel, die solche Angebote für den Sport zu Hause nutzten, so sind es nunmehr fast die Hälfte (46 Prozent). Aber es geht den Verbrauchern nicht nur um die körperliche, sondern auch um die geistige Fitness: Vor der Pandemie wurden zumindest von 42 Prozent der Befragten elektronische Plattformen mit Lern-Angeboten genutzt, aktuell setzen mehr als die Hälfte der Bürger auf Online-Plattformen, wenn es um Bildung und Weiterbildung geht.
Aber nicht nur die Freizeit, sondern auch die Bereiche von „Finanzen“ und „Versicherungen“ haben durch Corona einen Aufschwung bei der Online-Nutzung erfahren. So werden die Sachversicherungen im Internet nunmehr um 5 Prozentpunkte mehr abgeschlossen und bei den Personenversicherungen gab es ein Plus von 6 Prozentpunkten auf 48 Prozent. Zwar sind Kontoeröffnungen für 53 Prozent der Teilnehmer der Umfrage alltäglich geworden, wenn es um Kredite geht, sind sie jedoch defensiver. Zwar ist auch hier ein Anstieg von 5 Prozentpunkten zu verzeichnen, dies allerdings von einem geringeren Basiswert aus: Vor Corona beantragten 29 Prozent einen Kredit im Internet. Dabei stehen bei der Nutzung von Finanzen und Versicherungen sicher auch tradierte Verhaltensmuster im Weg, die sich auch in der Krise und dem Lockdown nicht verändert haben. Eine Rolle spielt, dass einzelne Dienstleistungen aus diesem Sektor wohl immer noch „face-to-face“ verhandelt werden. Beim einfachen Online-Banking dagegen waren schon vor der Krise 80 Prozent der Verbraucher dabei – an diesem Wert hat auch der Lockdown nichts geändert.
Online-Shopping war auch vor Corona bereits auf hohem Niveau und gewann Jahr für Jahr an Boden. Und dass in der aktuellen Befragung über 80 Prozent der Verbraucher angaben, für den Wocheneinkauf lieber in den Supermarkt zu fahren, hängt sicher damit zusammen, dass dies eine der wenigen Möglichkeiten war, noch ein Einkaufserlebnis zu erfahren. Für die Zukunft gab die Mehrheit der Verbraucher, die bereits jetzt Online-Dienste nutzen, an, dass man dies bald ausschließlich tun werde (46 Prozent). Online aber ist nicht alles – so sehen 40 Prozent der Konsumenten die virtuelle Einkaufswelt nur als Ergänzung zum analogen Handel. Interessant ist schließlich noch, dass die Desktop-Nutzung tendenziell stärker zunimmt als der Einsatz des Smartphones. Dies gilt besonders für Finanzdienstleistungen: 36 Prozent der Befragten setzen den Desktop zu Hause eher ein als das Smartphone (17 Prozent).
Quelle: Creditreform Boniversum
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