Das Vertrauen muss bleiben!
Hält die Lieferkette, zahlt der Kunde, haben Partnerunternehmen weiter Bestand? Angesichts der durch die Corona-Pandemie drohenden Pleitewelle werden Fragen wie diese immer häufiger gestellt. Creditreform beobachtet das Geschehen sehr genau – und liefert Unternehmen wichtige Indikatoren.
Die erste Infektionswelle ist gemeistert. In einer wochenlangen Kraftanstrengung haben Politik, Wirtschaft und Gesellschaft im Lockdown verharrt. Immer mit dem Ziel, das exponentielle Wachstum der Neuinfektionen zu durchbrechen, damit das deutsche Gesundheitssystem nicht überlastet wird. Das scheint nun geschafft. Die sogenannte Reproduktionszahl, der Wert, der aussagt, wie viele weitere Menschen ein Infizierter ansteckt, pendelt sich um oder sogar unter eins ein.
Doch für ein kollektives Aufatmen ist es zu früh. Auch wenn die Politik die ersten kleinen Schritte hin zu einer neuen Normalität skizziert hat – der wirtschaftliche Schaden der Maßnahmen, um die Pandemie einzudämmen, bleibt enorm. Die Rezession ist in vollem Gange, nur wie schlimm es wirklich wird, wagt kaum ein Wirtschaftsinstitut vorherzusagen. Das Spektrum der Prognosen reicht von Stagnation bis zu 20 Prozent Rückgang. Lars Feld versucht sich von Amts wegen an einer seriösen Vorhersage. Der Vorsitzende des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung schraubte seine Erwartung weiter herunter, nachdem die Bundesregierung nach Ostern bekannt gegeben hatte, die Kontaktbeschränkungen bis mindestens zum 3. Mai aufrechtzuerhalten. Das Bruttoinlandsprodukt werde in diesem Jahr wohl mehr als fünf Prozent verlieren, so das Gutachten der Wirtschaftsweisen.
40 Prozent der Gastronomiebetriebe sehen sich von Insolvenz bedroht
Und mit jeder weiteren Woche Lockdown oder Lockdown light steigt der wirtschaftliche Schaden. Ebenso wächst die Liste der Unternehmen in Schwierigkeiten. Denn schon vor der Corona-Krise stand Deutschland am Rande einer Rezession, die in der Industrie schon seit längerem bittere Realität geworden war. Aktuell besonders betroffen sind Touristik und andere Dienstleister aus dem Freizeitbereich wie namentlich die Gastronomie, die schon in Normalzeiten als finanzschwach gilt. Befragungen zeigen, dass gerade in diesem Sektor viele Betriebe ihre Lage als sehr dramatisch einschätzen. Rund 40 Prozent der Restaurants, Cafés, Kneipen, Imbissbuden, Caterer und Co. sehen sich derzeit akut von einer Insolvenz bedroht.
Die Bundesregierung versucht, die betroffenen Unternehmen mit allen Mitteln zu retten. Sie hat sehr schnell ein respektables Milliardenprogramm als Schutzschirm aufgespannt und vergibt über die KfW Hilfskredite mit 90- oder sogar 100-prozentiger Haftungsfreistellung. Doch für jegliche Form der Staatshilfe gilt die Voraussetzung, dass ein jetzt klammes Unternehmen am 31. Dezember 2019 noch in geordneten Verhältnissen gewirtschaftet hat. Das müssen die Hausbanken prüfen; denn Trittbrettfahrer, deren Schwierigkeiten gar nicht durch Corona begründet sind, sollen nicht von den Sonderprogrammen profitieren.
Schneller Bonitätsnachweis
Creditreform hilft Unternehmen dabei, den geforderten Bonitätsnachweis zu erbringen. Mit einer speziellen Auskunft, beantragt über die Website creditreform.de, können sie ihrer Bank schnell und einfach darlegen, dass sie zum Jahresende 2019 kreditwürdig waren. Denn für all jene, die tatsächlich nur durch die Corona-Krise in Schieflage geraten sind, zählt jeder Tag, an dem sie früher ihre Hilfsgelder erhalten.
Mittelfristig wird für die Hilfeempfänger entscheidend sein, wie tragfähig ihr Geschäftsmodell bei gelockerten Einschränkungen ist. Es gibt Geschäfte, etwa Friseursalons, die schnell wieder ihren Vor-Corona-Umsatz erreichen dürften, sobald die Kontaktbeschränkungen weiter gelockert werden. Das gilt auch für viele Händler, die vielleicht sogar von Nachholkäufen profitieren. Unternehmen, die ihr Geld mit Reisen, Messen oder anderen Großveranstaltungen verdienen, können hingegen möglicherweise noch länger nicht aufatmen, zumal in der Bevölkerung das Bewusstsein für die Hygieneaspekte räumlich konzentrierter Menschenansammlungen gestiegen sein dürfte.
Aussetzung der Insolvenzantragspflicht verdeckt die wahre Lage
Wir gehen davon aus, dass im Herbst 2020 eine Insolvenzwelle anrollen wird. Spätestens dann, wenn am 30. September die gesetzlich verfügte Aussetzung der Insolvenzantragspflicht endet. Denn was als Hilfe gedacht ist, wirkt wie ein Sichtschutz, der die wahre Lage verschleiert. Bereits jetzt gibt es Unternehmen, die de facto schon zahlungsunfähig sind, dies aber de jure nicht anzeigen müssen. Wem also können Geschäftspartner und Lieferanten noch trauen und wem nicht? Wer auf Nummer sicher gehen möchte, liefert nur noch gegen Vorkasse. Das freilich verlangsamt die Prozesse, bremst Lieferketten aus – und findet beim Kunden keine Akzeptanz. Fehlendes Vertrauen droht somit den Warenverkehr zum Stillstand zu bringen.
„Wir gehen davon aus, dass im Herbst 2020 eine Insolvenzwelle
anrollen wird.“
Volker Ulbricht
Die Lösung ist auch in Krisenzeiten maximale Transparenz. Genau die schafft Creditreform. Unsere Datenexperten analysieren laufend und ungeschönt die Zahlungsmoral und Kreditwürdigkeit von 3,8 Millionen deutschen Unternehmen. Wir bewerten Lieferantenrisiken, prüfen Firmenstammdaten und zertifizieren bonitätsstarke Unternehmen. Kurz: Wir zeigen, was ist – und sorgen dafür, dass Geschäftspartner einander vertrauen und sie ihre Forderungsrisiken managen können. So helfen wir besonders dem deutschen Mittelstand durch diese Krise – damit jetzt und in Zukunft vertrauensvoll und sicher gehandelt werden kann.
Quelle: Magazin "Creditreform"
Text: Volker Ulbricht, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Vereine Creditreform e. V.
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