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Die Kosten der Krise

Die Zahlen sind bekannt: Eine hohe Inflation, gestörte Lieferketten oder die hohen Finanzierungskosten staatlicher Hilfsmaßnahmen – all dies lässt sich mehr oder weniger genau in seiner Höhe beziffern.

Die Gründe für die aktuellen Krisen liegen auf der Hand: Die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine machen uns ökonomisch zu schaffen. Was wäre, wenn die beiden Hauptprobleme und die von ihnen verursachten weiteren Schieflagen nicht eingetreten wären? Das Institut der deutschen Wirtschaft hat nun die Verluste durch Pandemie und Krieg berechnet.

Was wäre wenn?

Möglich wäre dies zum einen mit einem Vergleich der Wirtschaftsleistung vor den Krisen, also im letzten Quartal 2019 oder im Jahresdurchschnitt dieses Jahres. Dabei aber bliebe außer Acht, dass sich die Wirtschaft konjunkturell weiterentwickelt hätte. Um diese potenzielle Dynamik einzubringen, wird ein „kontrafaktischer Konjunkturverlauf“ angenommen. Dabei wird die Prognose des Instituts vom Ende des Jahres 2019 für das Jahr 2020 als richtig unterstellt und dieser Verlauf für die beiden folgenden Jahre mit seinem Trend im Hinblick auf die Konjunkturentwicklung fortgeschrieben. Es ist klar, dass diese Hypothese, die eine Annahme aus der Vergangenheit festhält und fortschreibt, nur Näherungswerte zulässt. Das IW hat dem Rechnung getragen, indem es nur gerundete Werte nennt. Mit welcher Unsicherheit Prognosen in der Volkswirtschaft einhergehen, zeigen ja nicht zuletzt die Annahmen der Institute und der Politik für das BIP des beginnenden, neuen Jahres. Fragt man die Chef-Volkswirte der großen deutschen Banken so schwanken die Prognosen für das BIP-Wachstum in 2023 zwischen einem Minus von 0,5 Prozent bei der Commerzbank und einer Abnahme um 1,9 Prozent bei der DZ Bank. Bei der Inflation sieht der Sparkassenverband eine Zunahme von 8 Prozent und die ING Deutschland eine von 5,5 Prozent. So spricht das IW selbst für die Gegenüberstellung von einem faktischen und kontrafaktischen Konjunkturverlauf von einer „groben Orientierung“, wenn es darum geht, die in den letzten drei Jahren angefangenen Verluste anzugeben. Dabei ist auch eine Preisbereinigung vorgenommen worden.

Kosten fast wie in der Finanzkrise

Für die drei Jahre der Krisen von 2020 bis 2022 setzt das Institut der deutschen Wirtschaft einen Gesamtverlust von 420 Mrd. Euro an. Damit reicht die Zahl an die ebenfalls vom IW für die große Finanzkrise Anfang der letzten Dekade berechneten 500 Mrd. Euro Verlust heran. Dabei sind die Verluste in den letzten drei Jahren im Einzelnen durchaus unterschiedlich.2020, als das Covid-Virus zum ersten Mal zur Bedrohung wurde, kam es zum höchsten Einbruch. Vor allem im zweiten Quartal – der Lockdown brachte wirtschaftliche Tätigkeiten fast zum Erliegen – schuf der Aderlass mit 100 Mrd. Euro den schärfsten Einschnitt. Insgesamt waren 2020 rund 175 Mrd. Euro bei der Wertschöpfung abzuziehen. Immerhin kam es 2020 zu einer deutlichen Erholung, die nicht zuletzt durch die massiven staatlichen Unterstützungen gefördert wurde. Im Winter des Jahres jedoch kam es erneut zu pandemiebedingten Schließungen, die aber noch verschärft wurden durch die Brüche in den Lieferketten, weil die Pandemie mittlerweile weltweit zum Problem wurde und die Produktion sowie den Transport von Gütern massiv behinderte. Insgesamt spricht das Institut für 2021 von Einbußen in Höhe von etwa 150 Mrd. Euro. Dabei zeigten sich diese Verluste noch im dritten Quartal mit 25 Mrd. Euro weniger gravierend – bis dann im Winter erneut die Pandemie, aber vor allem im ersten Quartal 2022 der russische Krieg gegen die Ukraine heftig zu Buche schlugen. Die Wirkung von Corona hat dann im abgelaufenen Jahr 2022 mit ihren wirtschaftlichen Folgen deutlich nachgelassen. Dennoch blieben für das Gesamtjahr – mit starkem Ausdruck im vierten Quartal – Verluste in der Wertschöpfung von geschätzten 120 Mrd. Euro zu beklagen. Im vierten Quartal bis Vorjahres waren wieder Produktionsausfälle zu registrieren. Hinzu kamen die explodierenden Energiepreise und im Fahrwasser eine Inflation u. a. bei Nahrungsmitteln, die der Binnenkonjunktur deutlich schadeten.

Investitionen und privater Konsum fehlen

Die Regierung hat durch deutliche Unterstützung – nicht nur für die Unternehmen, sondern auch für Verbraucher – versucht, gegenzuhalten. Dennoch sind Investitionen gebröckelt, haben sich die Konsumenten zurückgehalten. Ein aktuelles Beispiel, wie die Probleme sich gerade im Mittelstand bemerkbar machen, zeigt das Handwerk in Baden-Württemberg. Die Ausgaben für Investitionen sind dort im Winter 2022 bei 17,5 Prozent der Handwerker zurückgegangen (4. Quartal 2021: 13,5 Prozent). Und auch bei den zukünftigen Investitionen ist der Anteil der Handwerksbetriebe gestiegen, die sinkende Investitionsausgaben erwarten: von 22,0 (4. Quartal 2021) auf 25,7 Prozent aktuell. Beim Konsum spricht das IW davon, dass pro Bürger 5.000 Euro in den Jahren der Krise weniger ausgegeben wurden. Für die Bruttoanlageinvestitionen waren lt. IW Einbußen von 125 Mrd. Euro für die drei Jahre hinzunehmen. Anders als vielleicht beim Konsum schwächen die rückläufigen Investitionen die Wirtschaftskraft möglicherweise auf Jahre und über das erhoffte Ende von Pandemie und dem Krieg in der Ukraine hinaus.

Quelle: IW, BWHT



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