Creditreform Wirtschaftsnews

Konjunktur: Ein Hauch von Hoffnung

Aktueller Creditreform Geschäftsklimaindex (CGK) signalisiert allenfalls zarte Entspannung. Erwartungen hellen sich leicht auf, gegenwärtige Lage ist weiterhin negativ.

Auch nach über zwei Jahren Rezession kommt die deutsche Wirtschaft nicht in Fahrt. Für das laufende Jahr prognostiziert etwa die KfW Bankengruppe lediglich ein Miniwachstum von 0,2 Prozent. Risiken für den Aufschwung ergeben sich unter anderem aus den US-Zöllen, die den Export belasten, sowie aus der schwachen Binnennachfrage. Hinzu kommen hohe Energiepreise und steigende Lohnkosten, die die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zusätzlich unter Druck setzen.

Auch der Mittelstand leidet unter den schwierigen Rahmenbedingungen. Eine aktuelle Umfrage der Creditreform Wirtschaftsforschung unter rund 1.200 kleinen und mittleren Unternehmen signalisiert noch keine Konjunkturbelebung, sondern lediglich eine Seitwärtsbewegung. Der Creditreform Geschäftsklimaindex (CGK), ein wichtiger Indikator für die wirtschaftliche Lage im Mittelstand, liegt im Herbst 2025 mit plus 0,1 Punkten nahe der Nulllinie. In den beiden Vorjahren wurden leicht negative Werte verzeichnet (2024: minus 4,8 Punkte; 2023: minus 1,2 Punkte).

Nach wie vor beurteilt die Mehrheit der Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage negativ – und das nun bereits im dritten Jahr in Folge. Der Geschäftslageindex liegt aktuell bei minus 3,4 Punkten, nachdem er 2024 bei minus 9,8 und 2023 bei minus 4,9 Punkten lag. Die Unternehmen spüren die Folgen der Rezession noch immer deutlich. Die Geschäftsaussichten haben sich hingegen aufgehellt – aber nur leicht. Mit einem Indexwert von plus 3,7 Punkten liegt hier der Anteil der Optimisten knapp vorn, was auf eine moderate Konjunkturbelebung hindeutet. Dennoch stehen die Prognosen auf unsicherem Fundament: Viele Unternehmen bleiben zurückhaltend oder sogar pessimistisch. Ein Fortdauern der Stagnationsphase ist daher weiterhin möglich, es fehlt immer noch ein echter Konjunkturimpuls.

Wie die Umfrage weiter zeigt, gingen die Erträge vieler mittelständischer Betriebe erneut zurück. Als Folge verschlechterte sich auch die Eigenkapitalsituation. So erreichte der Anteil eigenkapitalschwacher Betriebe – also solche mit einer Eigenkapitalquote von unter zehn Prozent – mit 30,8 Prozent den höchsten Wert seit neun Jahren. Besonders betroffen: Bauwirtschaft, Handel und Industrie. Nur noch jedes dritte Unternehmen kommt auf eine Eigenkapitalquote von über 30 Prozent und verfügt damit über ausreichende Stabilität. Das Problem: Je größer die Eigenkapitallücke, desto höher das Insolvenzrisiko.

Zusätzliches Krisenzeichen: Weiterhin berichten mehr Unternehmen (27,6 Prozent) von einer gesunkenen als von einer gestiegenen Auftragslage (2,5 Prozent). Immerhin hat sich die Spanne verringert – im Vorjahr klagten noch 32,5 Prozent der Betriebe über rückläufige Aufträge.

Aufgrund dieser Lage hat der Mittelstand auch 2025 Kapazitäten reduziert. 17,6 Prozent der Unternehmen meldeten einen Personalabbau und nur 15,3 Prozent haben zusätzliche Stellen geschaffen.

„Der Mittelstand spürt den Gegenwind“

Auch die Finanzgruppe Deutscher Sparkassen- und Giroverband (DSGV) widmete jüngst dem Mittelstand eine eingehende Untersuchung. Demnach ist der Umsatz im Mittelstand real um vier Prozent gesunken. Das Betriebsergebnis ging durchschnittlich um 13 Prozent zurück, die durchschnittliche Umsatzrendite liegt nur noch bei vier Prozent. Größter Kostentreiber waren Personalkosten mit einem Plus von knapp vier Prozent – „in einem Land, in dem die Arbeitskosten zum Beispiel im produzierenden Gewerbe mit 43 Euro pro Stunde rund ein Drittel über dem EU-Durchschnitt liegen“, wie DSGV-Präsident Prof. Dr. Ulrich Reuter im September anlässlich der DSGV-Pressekonferenz „Zukunft Mittelstand“ in Berlin sagte. Trotz dieser Belastungen liegt die Eigenkapitalquote der Analyse zufolge immer noch bei 38 Prozent. „Der Mittelstand spürt den Gegenwind – aber er hält noch stand“, kommentierte Reuter.

Die DSGV-Fachleute warfen ihren Blick auch auf einzelne Branchen. Besonders „im Herzstück der deutschen Industrie – im Metall-, Fahrzeug- und Maschinenbau“ – hätten die mittelständischen Unternehmen Umsatzrückgänge von durchschnittlich rund sieben und Gewinneinbußen von 18 Prozent zu verkraften. Gründe seien vor allem eine schwache Nachfrage und gestiegene Lohnkosten.

Die Sparkassenorganisation spart nicht mit Kritik. Die deutschen Unternehmen hätten schwierige Jahre mit deutlichen Krisen hinter sich, auf die die übergroße Mehrheit besonnen und entschlossen reagiert hätten. Allerdings hätten auch staatliche Hilfen gegriffen. „Jetzt werden allerorten die Belastungen einer veralteten öffentlichen Infrastruktur, einer überbordenden Bürokratie und sehr hohen Lohnnebenkosten wegen fehlender Reformen immer deutlicher“, sagte Reuter. Aktuell kämen Belastungen aus der weltwirtschaftlichen Lage hinzu, besonders aus den direkten und indirekten Wirkungen von Protektionismus und Zollunsicherheiten. Mehr als zwei Drittel der Unternehmen seien davon direkt oder mindestens indirekt betroffen.

Nun gilt es nach Überzeugung des DSGV-Präsidenten, das Verbesserungspotenzial zu nutzen, das in der eigenen Hand liegt. Er fordert umgehenden Bürokratieabbau, die Erschließung eines zusätzlichen Arbeitskräftepotenzials durch gezielte, gesteuerte Einwanderung in den Arbeitsmarkt und Aktivierung der vorhandenen inländischen Arbeitskräftereserve sowie echte Reformen der Sozialversicherungs- und Rentensysteme.

„Der vor uns liegende politische Herbst ist entscheidend“, sagte Reuter, „wir brauchen dringend eine mutige Reformagenda.“

Quellen:
www.creditreform.de
www.dsgv.de



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