SchuldnerAtlas 2020 – Metropolregion Köln/Bonn
Schuldnerquoten: Alles von grün bis dunkelrot
Der „SchuldnerAtlas 2020 – Metropolregion Köln/Bonn“ von Creditreform Köln und Creditreform Bonn zeigt: Schuldnerquoten in Köln, Bonn, Euskirchen, Rhein-Berg, Oberberg und Rhein-Sieg sind leicht rückläufig – Aber: Schere zwischen Vierteln und Gemeinden mit niedriger und hoher Schuldnerquote nach wie vor weit geöffnet – Corona-Krise wird Situation verschärfen.
In den meisten Gebieten der Metropolregion Köln/Bonn hat sich die Schuldnerquote gegenüber dem Vorjahr leicht verbessert. Wie der heute vorgelegte „SchuldnerAtlas 2020 – Metropolregion Köln/Bonn“ von Creditreform Köln und Creditreform Bonn zeigt, gelten in Köln 104.040 Personen als überschuldet. Das sind 1.240 Personen weniger als im Vorjahr – aber 690 mehr als 2015. Weil im gleichen Zeitraum die Einwohnerzahl zugenommen hat, sank die Schuldnerquote, also der Anteil der überschuldeten Personen an der gesamten Stadtbevölkerung seit 2015 leicht aber kontinuierlich auf nun 11,44 Prozent. In der Bundesstadt Bonn hat die Zahl der Schuldner ebenfalls leicht abgenommen – sowohl gegenüber dem Vorjahr als auch im Sechsjahresvergleich. Weil zugleich die Einwohnerzahl ebenfalls stieg, sank die Schuldnerquote kontinuierlich von 9,22 Prozent im Jahr 2015 auf nunmehr 8,62 Prozent. Damit steht Bonn deutlich besser da als Köln. Auf ähnlichem Niveau liegen die Schuldnerquoten im Rhein-Sieg-Kreis (8,73 Prozent) und im Kreis Ahrweiler (8,85 Prozent) sowie im Rheinisch-Bergischen Kreis (9,04 Prozent). Im bundesweiten Vergleich belegen die Städte und Kreise der Region damit allerdings auch in diesem Jahr nur Plätze im Mittelfeld. Bonn schafft es auf Platz 150 von 401 Kreisen und kreisfreien Städten, der Rhein-Sieg-Kreis auf Platz 161 und der Kreis Ahrweiler auf Platz 172. Köln belegt Platz 321. Ähnlich hoch wie in Köln liegt die Schuldnerquote mit 11,31 Prozent auch im Rhein-Erft-Kreis. Der Kreis Euskirchen kommt auf 10,81 Prozent, der Oberbergische Kreis auf 10,05 Prozent. Als überschuldet gelten Personen über 18 Jahre, die die Summe ihrer fälligen Zahlungsverpflichtungen mit hoher Wahrscheinlichkeit über einen längeren Zeitraum nicht begleichen können und denen zur Deckung ihres Lebensunterhaltes weder Vermögen noch Kreditmöglichkeiten zur Verfügung stehen.
Auffällig sind die erheblichen Unterschiede zwischen einzelnen Stadtteilen und Gemeinden. Während beispielsweise in Köln-Widdersdorf fünf Prozent der Bevölkerung über 18 Jahre als überschuldet gelten – also jede 20. Person, belegen die Kölner Stadtteile Gremberghoven (24,73 Prozent), Meschenich (23,78 Prozent) und Lindweiler (23,48 Prozent) traurige Spitzenplätze – dort ist fast jede vierte Person überschuldet. „Auffällig ist zudem, dass in einigen Vierteln mit hoher Überschuldung die Schuldnerquote weiter steigt“, betont Moritz von Padberg, Geschäftsführer der Creditreform Köln v. Padberg GmbH & Co. KG und einer der beiden Herausgeber des „SchuldnerAtlasses 2020 – Metropolregion Köln/Bonn“. Ein Beispiel dafür ist Stammheim. Ebenso auffällig: Zu den Stadtteilen mit der größten Verbesserung zählen gleichfalls einige Viertel mit einem besonders hohen Überschuldungsanteil. So sank die Schuldnerquote in Gremberghoven um fast anderthalb Prozentpunkte.
Auch in der Bundesstadt Bonn liegen fast 20 Prozentpunkte zwischen den Ortsteilen mit den geringsten Überschuldungsanteilen, etwa Ückesdorf (3,09 Prozent) und Vilich-Müldorf (3,76 Prozent), und denen mit einer besonders hohen Schuldnerquote, zum Beispiel Dransdorf (22,08 Prozent) und Neu-Tannenbusch (19 Prozent). „Besonders positiv entwickelte sich der statistische Bezirk Bonn-Güterbahnhof. Hier ging die Schuldnerquote um 3,56 Prozentpunkte deutlich zurück, wenngleich sie mit 15,92 Prozent immer noch sehr hoch ist“, sagt Jörg Rossen, Geschäftsführer der Creditreform Bonn Rossen KG. Auch Buschdorf mit minus 1,14 und Godesberg-Nord mit minus 1,01 Prozentpunkten verbesserten sich deutlich.
In den Kreisen sind die Ausschläge geringer, doch auch hier lassen sich bei den Schuldnerquoten deutliche Unterschiede von bis zu 15 Prozentpunkten zwischen einzelnen Gemeinden und/oder Ortsteilen feststellen. Die geringste Schuldnerquote weist mit 4,64 Prozent Dernau im Kreis Ahrweiler auf, die höchste mit 19,32 Prozent der Postleitzahlbezirk 50127 Bergheim im Rhein-Erft-Kreis.
Eine hohe Verschuldung ist für beide Seiten problematisch – die Gläubiger wie die Schuldner. Um beide Seiten der Medaille zu beleuchten, hatten Creditreform Köln und Creditreform Bonn bei ihrer Pressekonferenz erneut Michael Eham, Geschäftsführer, und Franziska Matschke, Prokuristin, der Schuldnerhilfe Köln gGmbH zu Gast. „Überschuldung bedeutet mehr als materielle Entbehrung“, führte Eham aus, „nämlich Existenzangst, Unsicherheit über die Zukunft, psychischer und physischer Stress, Ohnmachtsgefühle und Resignation.“ Er empfiehlt deshalb immer wieder, dass die Menschen auf Warnzeichen achten, etwa ein dauerhaftes Minus auf dem Konto, und so früh wie möglich eine Beratung in Anspruch nehmen.
Matschke nahm auch Bezug auf die aktuelle Corona-Situation. „Die Corona-Pandemie zieht spezifische Überschuldungsprobleme nach sich“, sagte er. So breche Selbstständigen verschiedener Branchen die Geschäftsgrundlage weg, prekär Beschäftigte verlören ihre Arbeit, Arbeitnehmer müssten Einkommenseinbußen verkraften. Auch Rentner, Studierende, und Alleinerziehende seien negativ betroffen, weil viele Minijobs wegfielen.
Der „SchuldnerAtlas 2020 – Metropolregion Köln/Bonn“ von Creditreform Bonn und Creditreform Köln bietet einen systematischen kleinräumigen Überblick zur Überschuldung von Privatpersonen. Anhand von Tabellen, Grafiken und Karten lässt der Schuldneratlas genau Vergleiche innerhalb der Städte und Kreise zu. Die Analyse basiert auf den Daten und Karten der Creditreform-Tochterfirmen Creditreform Boniversum GmbH und microm Micromarketing-Systeme und Consult GmbH, beide mit Sitz in Neuss. Die zugrundeliegenden Einwohnerzahlen stammen aus den „Kölner Statistischen Nachrichten“, „Kölner Stadtteilinformationen“, der Statistik „Bevölkerung nach Altersgruppen und statistischen Bezirken“ der Statistikstelle der Bundesstadt Bonn sowie vom Statistischen Bundesamt.
Der regionale Schuldneratlas erscheint alljährlich im Herbst – traditionell nach der Veröffentlichung des bundesweiten Schuldneratlasses. Den legte die Creditreform diesmal am 10. November vor. Zum Stichtag 1. Oktober 2020 wurde für die gesamte Bundesrepublik eine Überschuldungsquote von 9,87 Prozent gemessen, ein leichter Rückgang gegenüber dem Vorjahr. Damit sind weiterhin über 6,85 Millionen Bürger über 18 Jahre überschuldet und weisen nachhaltige Zahlungsstörungen auf.
Der vermeintlich positive Befund sei allerdings kein Zeichen der Entspannung, hatte es bei Veröffentlichung der bundesweiten Analyse am 10. November geheißen. „Durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Krise haben die Verbraucher in Deutschland weniger Geld zur Verfügung“, hatte sagt Stephan Vila, Geschäftsführer von Creditreform Boniversum und microm, gesagt. „Die staatlichen Hilfsmaßnahmen haben die schlimmsten sozialen Auswirkungen abgemildert. Und auch die erhöhte Sparneigung und Ausgabenvorsicht sowie eine größere Konsumzurückhaltung haben dafür gesorgt,
dass ein flächendeckender Liquiditätsengpass bisher ausblieb.“ Dennoch sei die Lage besorgniserregend. Denn rund 700.000 Menschen hätten zwischenzeitlich den Arbeitsplatz verloren, bis zu 7,3 Millionen Menschen seien in Kurzarbeit gewesen oder seien es immer noch, und viele Menschen mit geringem Einkommen könnten ihrer selbstständigen oder teilberuflichen Tätigkeit nicht nachgehen. Schätzungen zu Folge würden derzeit zwei Millionen Freiberufler und Soloselbstständige um ihre Existenz kämpfen und stünden am Rande einer Überschuldung. Der „Lockdown“ im November würde diese Problematik zusätzlich verschärfen.
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