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USA auch wirtschaftlich stärker betroffen

Bei der Zahl der Infizierten und auch bei den Todeszahlen zeigt sich Deutschland im internationalen Vergleich weniger betroffen. Dagegen erweisen sich die USA im Vergleich der Länder weltweit geradezu als ein Hotspot.

Ende November 2020 zählten die Vereinigten Staaten mehr als 12 Millionen Infizierte und knapp 260.000 Tote durch das Corona-Virus. Ob diese hohen Zahlen bedingt sind durch die geringe Aufmerksamkeit, die man der Pandemie zunächst schenkte, ob das amerikanische Gesundheitssystem im Ganzen weniger solide ist als das deutsche oder ob schließlich die Mentalität im Umgang mit der Krankheit eine Rolle spielt, mag dahingestellt bleiben. Die Krankheit ist das eine, der Umgang mit ihr und damit die wirtschaftlichen Folgen sind das andere. Wenn aber schon in Deutschland trotz der vergleichsweise geringeren Zahlen die Auswirkungen für die Bürger massiv sein werden – wie sieht da erst in den USA die wirtschaftliche Situation der Verbraucher aus?

Nach Aussage der Fed hatte die Verschuldung der Amerikaner Anfang 2020 sogar den Höchstwert in der Finanzkrise 2008 übertroffen. Besonders prekär, ebenso wie in der Krise 2008 und 2009, ist die Situation durch die Vielzahl von Hypotheken-Krediten. Diese machen aktuell 68 Prozent der Schulden aus. An nächster Stelle finden sich Bildungskredite mit 11 Prozent Anteil, Kreditkarten-Schulden folgen. Halten die Immobilienkredite zwar den Löwenanteil am Gesamtaufkommen, so haben doch die Bildungs- und Automobil-Kredite in der Höhe am stärksten zugelegt. Bei der Verschuldung der amerikanischen Verbraucher ist darauf hinzuweisen, dass der Kredit in den Vereinigten Staaten einen anderen Stellenwert hat als in Deutschland für die Verbraucher. Einerseits haben deutsche Verbraucher 2020 im Zeichen der Pandemie ihre Sparquote deutlich erhöht, andererseits nennt das Statistische Bundesamt eine Zunahme bei den Verbraucherkrediten in den letzten Monaten hierzulande. Aber auch die Amerikaner haben Zurückhaltung geübt, so sind die Kreditkarten-Schulden – nicht zuletzt auch durch die verminderten Möglichkeiten zum Konsum – sogar um fast 10 Prozent zurückgegangen.

Hunger in den USA

Wohl aus den Erfahrungen mit der Immobilienkrise vor zehn Jahren haben die amerikanischen Gesetzgeber im April 2020 verordnet, dass Hypotheken- und Bildungskredite – ähnlich wie in Deutschland – gestundet werden können. Anders aber als in Deutschland treffen Pandemie und Lockdown in den Vereinigten Staaten auf Verbraucher in prekärer Lage. So waren bereits vor der Krise rund 37 Millionen Amerikaner vom Hunger bedroht. Seit dem Frühjahr haben 41 Millionen Menschen ihren Job verloren, die Arbeitslosenquote stieg auf rund 15 Prozent. Dabei ist anzumerken, dass in der offiziellen Statistik manche Arbeitslose gar nicht auftauchen. Aber auch die USA sind ein Sozialstaat: 3 Billionen Dollar wurden zur Verfügung gestellt, um die Bürger und Arbeitslosen finanziell zu unterstützen.

Der Höhepunkt der Krise im Hinblick auf die wirtschaftliche Situation der Bürger ist wohl noch nicht erreicht. Vergleicht man die aktuellen Zahlen mit denen, die die Auswirkungen der Finanz- und Immobilienkrise dokumentieren, so werden diese 2020 höher ausfallen. Auf dem Höhepunkt der Folgen im Jahr 2012 waren knapp 53 Millionen Amerikaner überschuldet – das entspricht einer Überschuldungsquote von 21 Prozent. Aktuell gibt es fast 58 Millionen überschuldete US-Bürger, die eine Quote von 21,7 Prozent erreichen. Zum Vergleich: In Deutschland liegt die Quote seit über 15 Jahren bei rund 10 Prozent und betrifft knapp 7 Millionen Konsumenten.

Angesichts dieser Zahlen zur Überschuldung wundert es wenig, dass fast die Hälfte der amerikanischen Haushalte von gravierenden Finanzproblemen spricht. Dabei stehen vor allem neben den Kreditkarten-Abrechnungen die Hypotheken und Mietzahlungen im Vordergrund. Stärker als in Deutschland durchzieht die Vereinigten Staaten ein markanter Graben zwischen Arm und Reich. Wenig verwunderlich, dass insbesondere sogenannte "Minderheitenhaushalte" von Finanzproblemen im Zuge der Pandemie betroffen sind. 70 Prozent der lateinamerikanischen Haushalte und 60 Prozent der afroamerikanischen sprechen von Finanzproblemen – dies gegenüber 36 Prozent der weißen Haushalte.

In Deutschland wird darüber spekuliert, welche Auswirkungen die Krise auf das Überleben von Unternehmen hart. Das Bewertungsportal "Yelp" sprach bereits Mitte September davon, dass rund 100.000 Unternehmen angegeben hätten, ihren Betrieb dauerhaft geschlossen zu haben. Mehr als in Deutschland spielt der private Konsum eine große Rolle für das amerikanische Bruttoinlandsprodukt – die aktuellen Ausfälle werfen ihre Schatten weit in die Zukunft der konjunkturellen Entwicklung.

Quelle: SchuldnerAtlas Creditreform, verschiedene amerikanische Statistiken



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