Wirtschaftslage – die Zahlen zur Rezession
Wie der jüngste Monatsbericht der Bundesbank und andere aktuelle Veröffentlichungen zeigen, kommt die Erholung der Wirtschaftsleistung nur schwer voran. Das gilt auch für die Verbraucherstimmung.
Man kann es zuspitzen – so wie der Ökonom Prof. Dr. Lars Feld Mitte August im Podcast „Feld & Haucap – Das Ökonomie Briefing“: „Die Arbeitskosten sind zu hoch. Die Energiekosten sind zu hoch. Die Steuerbelastung ist zu hoch und wir haben eine Regulierungsintensität, die den Unternehmen den Hals abschnürt. In allen vier Bereichen müsste parallel dezidiert angesetzt werden.“
Oder, etwas zurückhaltender – so wie die Bundesbank in ihrem jüngsten „Monatsbericht August 2025“: „Die Erholung der Wirtschaftsleistung in Deutschland erlitt im zweiten Quartal 2025 einen Rückschlag.“
Wie man es auch formuliert – Tatsache ist: Die Rezession hält vorerst an, Deutschland kommt wirtschaftlich nach wie vor nicht recht in Gang. Nach einer Mitteilung des Statistischen Bundesamtes sank das Bruttoinlandsprodukt preis-, saison- und kalenderbereinigt im zweiten Quartal 2025 gegenüber dem Vorquartal um 0,3 Prozent. In den beiden Quartalen davor war es gemäß revidierten Angaben noch um 0,2 und 0,3 Prozent gestiegen.
„Rückprall bei Industrieproduktion und Exporten“
Mit den Worten des Bundesbankberichts: „Die deutsche Wirtschaft befand sich in den Jahren 2023 und 2024 nun erkennbar in einer Rezession im Sinne eines deutlichen, länger anhaltenden und breit angelegten Rückgangs der Wirtschaftsleistung bei unterausgelasteten gesamtwirtschaftlichen Kapazitäten. Dieser Rückgang lief Mitte des vergangenen Jahres aus und ging in eine leichte Erholung über. Im ersten Quartal 2025 wurde die Wirtschaftsleistung zusätzlich durch Vorzieheffekte in Erwartung höherer US-Zölle gestützt. Nachdem die Zölle Anfang April erhöht worden waren, kam es im zweiten Vierteljahr jedoch zu einem Rückprall bei der Industrieproduktion und den Exporten.“
Die weitere Analyse der Bundesbank ist aufschlussreich. Dem Bericht zufolge belastete die wirtschaftspolitische Unsicherheit, vor allem wegen des Handelskonfliktes mit den USA, die Planungssicherheit und damit die Investitionen der Betriebe. Dies spiegelt sich offenbar in der verhaltenen Nachfrage deutscher Unternehmen nach Bankkrediten. Zugleich haben die Banken ihre Kreditrichtlinien im zweiten Quartal 2025 erneut – wenn auch marginal –gestrafft. Begründung: gestiegene Kreditrisiken. Im Bausektor war die Auftragslage laut dem Bericht noch zu schwach, um Impulse für eine höhere Produktion zu liefern. Der private Konsum profitierte zwar von kräftig steigenden Löhnen, aber weil der Arbeitsmarkt schwach blieb, konnte sich der Konsum nicht deutlich ausweiten.
„Konsumklima in der Sommerflaute“
Laut jüngstem „GfK Konsumklima“, veröffentlicht am 27. August, schwächt sich die Verbraucherstimmung gerade weiter ab. Demnach büßen die Einkommens- und Konjunkturerwartungen erheblich ein; die Anschaffungs- und Sparneigung gehen leicht zurück.
„Mit dem dritten Rückgang in Folge befindet sich das Konsumklima nun definitiv in der Sommerflaute,“ erklärte dazu Rolf Bürkl, Head of Consumer Climate beim Nürnberg Instituts für Marktentscheidungen e. V. (NIM), dem Gründer der GfK. „Ein wesentlicher Grund, auch für den spürbaren Rückgang der Einkommensaussichten, dürften die zunehmenden Sorgen um den Arbeitsplatz sein.“ Diesen August stieg die Arbeitslosenzahl in Deutschland erstmals wieder über die Marke von drei Millionen.
„Eine zunehmende Angst vor Jobverlust sorgt dafür, dass viele Konsumenten gerade mit größeren Anschaffungen weiterhin vorsichtig bleiben“, analysiert Bürkl. „Damit schwinden die Hoffnungen auf eine durchgreifende Erholung der Konsumstimmung noch in diesem Jahr weiter.“
Während der Konsumklima-Index von minus 21,7 auf minus 23,6 Punkte zurückging, verlor der Einkommensindikator gegenüber dem Vormonat 11,1 Zähler. Er liegt derzeit bei 4,1 Punkten, der niedrigste Wert seit März 2025, als minus 3,1 Punkte gemessen wurden. Auch die Anschaffungsneigung gab weiter nach.
Anhaltende Verunsicherung
Dabei spielen laut „GfK Konsumklima“ nicht nur Sorgen um einen möglichen Arbeitsplatzverlust eine Rolle, sondern auch – und hier schließt sich der Kreis zu den anderen Negativmeldungen – eine anhaltende Verunsicherung, was die künftige Entwicklung der Verbraucherpreise betrifft. Die geopolitische Lage sowie die Zollpolitik der US-Regierung sorgen der Untersuchung zufolge für Befürchtungen, dass unter anderem auch die Energiepreise wieder steigen könnten.
Das ist ein weiteres, deutliches Warnsignal. Denn der private Konsum ist seit Jahren eine tragende Säule des Wirtschaftswachstums in Deutschland. Wenn die Verbraucher beginnen, sich zurückzuhalten, schwappt das schnell auf Handel, Dienstleistungen und Industrie über. Wer unsicher ist, kauft weniger – und bremst damit Umsätze, Investitionen und Wachstum. Größere Anschaffungen werden in solchen Situationen verschoben. Es braucht klare wirtschaftspolitische und konjunkturelle Impulse, wenn sich diese Zurückhaltung nicht fortsetzen soll.
Quellen:
www.arbeitsagentur.de
www.bundesbank.de
www.destatis.de
www.nim.org
www.thepioneer.de
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